Namibia-Rundreise: Tour durch die Dünen
Tag 1: Ankunft im Diamantendorf
Eine achtstündige Fahrt mit dem Mietwagen von Windhoek über Rehoboth, Mariental und Keetmanshoop bringt uns ins Diamantendorf Lüderitz. Vor über 100 Jahren wurde rund um Kolmanskuppe nach Diamanten geschürft. Die Arbeiter blieben in der Gegend und schnell entwickelte sich eine herzliche Dorfgemeinschaft mit Kegelbahn, Tanzsaal und einer kleinen Bimmelbahn. Wenn ihr Zeit habt, macht eine geführte Tour in diese ehemalige Hochburg der Abenteurer und Schürfer, die langsam im Dünensand versinkt. Es ist unglaublich spannend! Plant dazu aber unbedingt einen weiteren Reisetag ein.
Nach der Ankunft im Hotel oder Gästehaus, tolle Unterkünfte sind zum Beispiel das Alte Villa Gästehaus, das The Cormoran oder das Nest Hotel, erkunden wir das historische Städtchen Lüderitz mit seinem hübschen Hafen. Hier liegen Katamarane und altes Segelboote auf Reede. Ich habe einen Tipp für die Wasser-Fans für euch: Die Boote könnt ihr für einen zwei- bis dreistündigen Turn buchen. Dabei schippert ihr zur Halifax-Insel (hier sind die Afrikanischen Pinguine zu Hause), vorbei an der Sturmvogelbucht und um Diaz Point herum. Abends treffen wir uns mit den drei Reiseleitern. Sie erzählen uns alles über die etwa 630 Kilometer lange Tour durch die Namib Wüste, die vor uns liegt. Wir sind eine recht große Gruppe – wenn ihr Glück habt, seid ihr auch nur zu zehnt unterwegs.
Tag 2: Der Dünen-Spaß beginnt
Abfaaaahrt! Dem Ruf folgen alle 30 Teilnehmer dieses Abenteuers. Unsere Afrika-erprobten Allradwagen sind vollgepackt. Notwendige Utensilien, Dachzelte, Lebensmittel und vor allem Treibstoff und Wasser sind eingeladen. Am frühen Morgen gegen 7 Uhr geht unsere Reise los. Nach kurzer Fahrt auf der Teerstraße geht es links ab in die Wüste. Karges, trockenes Land. Braun, Schwarz, Rot und nur selten ein kleiner Tupfer Grün. Es weht kein Wind und die Hitze flirrt schon am frühen Morgen über die Straße. Was in den nächsten Tagen wohl auf uns zukommt? Nicht nur wegen der Temperaturen wischen wir uns den Schweiß von der Stirn.
Der Weg wird immer schmaler. Bald sind es nur noch zwei kaum sichtbare Autospuren. Wir fahren an dem Wrack eines alten Fords vorbei und bekommen einen ersten Geschmack davon, was es heißt, einen „Jakkals“ (Afrikaans für Schakal – in diesem Fall aber eine Bodenwelle) in der Spur zu haben. Zwar haben wir uns an die Anweisung der Crew gehalten – schwungvoll, aber gleichmäßig bergauf, dann Gas weg –, doch wir waren zu schnell. Wir haben es zwar über die Düne geschafft. Doch die Bodenwelle lässt es ordentlich ruckeln und wir kleben an der Decke des Autos.
12 Uhr: Zwischenstopp mit Lunch
Unsere Begleitcrew richtet das Mittagessen an. Danach fahren wir weiter durch die flimmernde Mittagshitze. Drei tanzende Strauße säumen den Weg. Wir sind langsam in Übung. Per Funk lassen wir uns zu Geschichte, Geologie und nicht zuletzt den Kniffligkeiten des Sand- und Dünenfahrens belehren. Zum Beispiel sollte man im Sand die Luft der Reifen ablassen, auf jeden Fall den Allradmodus nutzen, nicht zu scharf einschlagen und vor allem beim Bergab, dem sogenannten „Slipface“, nicht auf die Bremse drücken, da der Wagen sonst in Schieflage gerät und umkippt.
18 Uhr: Zelten im Nirgendwo
Am späten Nachmittag sind wir irgendwo im Nirgendwo. Alle packen mit an. Es werden Zelte aufgestellt, Toilette und Dusche ebenfalls, dann beginnt die Essensvorbereitung. Heute wird gegrillt. Der erste richtige Tag unserer Namibia-Rundreise neigt sich langsam dem Ende entgegen. Wir sitzen am Feuer unter dem afrikanischen Sternenhimmel. Ein paar andere haben sich schon in ihren Schlafsack verzogen. Dieses Auf und Ab durch die Wüste macht wahnsinnig müde.
Tag 3: In den Dünen lernt man Autofahren
7 Uhr: Der frühe Vogel ...
Eine kleine Katzenwäsche. Ein kurzes Frühstück. Alles zusammenpacken. Weiter geht’s. Wir fahren nordwestwärts Richtung Sylvia Hill. Auf in den richtigen Dünengürtel!
10 Uhr: Auf und Ab, immer wieder
Erst jetzt beginnen wir zu begreifen: Autofahren will gelernt sein, vor allem in den Sanddünen. Erst wenn ein Wagen die Düne erfolgreich überquert hat, darf der nächste los. Unten angekommen, stapfen die Fittesten sofort wieder hinauf. Sie wollen beobachten, wie die Fahrer die Aufgaben meistern. Wenn einer steckenbleibt, wird geschaufelt. Na klar, dabei mangelt es nicht an tollen Ratschlägen, wie man es besser macht. Wenn es gar nicht geht, kommt der Begleitwagen angefahren und zieht das Auto weiter.
13 Uhr: Mittagspause
Kurze Verschnaufpause und Lunch hoch über dem Meer. Dann geht die Reise weiter. Und immer wieder eine Schrecksekunde. Der Magen drückt nach oben, sobald die Nase des Wagens auf dem Kamm der Düne nach vorne kippt und wir mehrere Stockwerke tief nach unten blicken.
17 Uhr: Übernachten in Dünen
Wir kommen an unserem heutigen Nachtlager an und bauen das Camp auf. Es liegt mitten in den Sanddünen. Unglaublich! Am dritten Tag der Namibia-Rundreise kontrolliert die Crew unsere Autos und behebt kleinere Schäden fachmännisch.
Tag 4: Den Dünen entlang Richtung Meer
8 Uhr: Abfahrt am Morgen
Das wohlbekannte Abfaaaaaaahrt ertönt! Die Dünen werden höher, das Auf und Ab aufregender, die Fahrt wackliger. Uns rutscht das Herz in die Hose. Wichtig: Alle folgen dem Auto unserer Reiseleiter in der Spur, Ausscheren gibt es nicht! Mittags gibt es ein wohlverdientes Mittagessen. Danach schaukeln wir weiter.
17 Uhr: Übernachten, heute am Meer
Nach einem Tag voll konzentrierter Fahrmanöver, einigen Rausschaufel-Manövern und toller Dünenlandschaft kommen wir ans Meer. Dort übernachten wir in der Nähe von Fishersbrunn. Chris Reas „On the beach“ ertönt, während wir die „Sanddünen“ aus dem Inneren unseres Autos entfernen.
Tag 5: Wo früher Diamanten geschürft wurden
Robbenkolonien, Schabrackenschakale, vielleicht auch ein „Strandwolf“ stehen am fünften Reisetag auf dem Programm. Dazu Schiffwracks mit viel Geschichte. Im frühen 19. Jahrhundert wurde zwischen Meob Bay und Conception Bay aktiv nach Diamanten geschürft. Wir besuchen die ehemaligen Dörfer Holsatia, Charlottenfelder und Grillenberger. Heute sind sie nur noch verwitterte Ruinen. Ein winziges Museum in einer damals typischen Holzbaracke verschafft einen Einblick in das Leben damals. Wir haben schon mit unserem Allrad Schwierigkeiten – früher gab es in der Gegend nur einen mit besonders breiten Metallrädern bestückten Ochsenwagen als Transportverbindung.
Tag 6: Adrenalin zwischen Ebbe und Flut
8 Uhr: Strandfahren – wie geht’s wirklich?
Heute gilt es, das Strandfahren zu perfektionieren. Auf unserem Weg kommen wir an der Eduard Bohlen vorbei, die langsam von den wandernden Dünen einverleibt wird. An der „Langen Wand“ ist höchste Vorsicht geboten. Hier, wo riesige Dünen direkt im Meer enden, gibt es nur eine kurze Zeitspanne, in der wir während der Ebbe zwischen Wasser und Düne in Richtung Norden vorankommen können. Mein Herz schlägt schneller. Die Gefahr von den vor- und zurückrollenden Wassermassen ins Meer gezogen zu werden, ist allgegenwärtig. Der nächste Kick folgt in den noch höher werdenden Dünen um Sandwich Harbour. Wer schafft es im ersten Anlauf nach oben? Und auch wieder runter – und zwar ohne seitwärts zu rutschen?
18 Uhr: Eine Reise, die müde macht
Am Abend sind wir vollkommen erschöpft. Bei letztem Tageslicht erreichen wir unser Camp nahe am Meer, etwa eineinhalb Kilometer von Sandwich Bay entfernt. Ein letztes Mal bauen wir Zelte und Latrinen auf. Wir trinken ein kleines Glas Rotwein zu Salat und Schaschlik. Dann fallen wir auch schon in den Tiefschlaf.
Tag 7: Letzter Tag der Namibia Rundreise
8 Uhr: Auf und Ab mit Aussicht
Ein letztes Mal heißt es: Rein ins Auto. Es geht in den sogenannten „Roller Coaster“. Auf und Ab in einer Serie riesiger „brummender“ Dünen. Das Brummen ist deutlich zu hören und zu fühlen, wenn wir die Slip Faces hinunterrutschen. Atemberaubende Aussichten auf Sandwich Harbour und das Meer inklusive. Am späten Vormittag machen wir noch ein Gruppenfoto ganz hoch oben und dann geht es die letzten 50 Kilometer ganz gemütlich den Strand entlang nach Walvis Bay. Das Restaurant The Raft direkt an der Lagune von Walvis Bay ist auf Stelzen gebaut. Wir strecken die Beine aus, lassen die Tour Revue passieren und beobachten Kitesurfer bei ihrem Spiel mit Wind und Wasser. Dazu gibt es „Fish & Chips“ und ein kaltes Bier. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es rund um die Lagune für jeden Geschmack und jedes Portemonnaie.
Rückfahrt nach Windhoek
Rund 370 Kilometer sind es zurück nach Windhoek. Die Strecke kann man mit dem Auto zurücklegen. Wer erst mal genug von Autos hat, kann in Walvis Bay auch in den Flieger nach Windhoek steigen, oder den Urlaub mit einem Aufenthalt im benachbarten Südafrika verlängern.
Mein Fazit: Wer es etwas rauer und ursprünglicher mag, ist auf dieser Tour gut aufgehoben. Es ist eine tolle Tour für Groß und Klein unter den Fittichen erfahrener Reiseleiter. Ich sage es aber ehrlich: Für Leute mit schwachem Magen ist sie nicht unbedingt zu empfehlen.