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Tag 1: Bei Lamborghini und Maserati

9 Uhr: Wenn Traktorenhersteller Sportwagen produzieren

Sie gehören zu den teuersten Autos der Welt. Unter ihren Motorhauben machen 600, 700 und neuerdings über 800 PS mobil. Die Luxus-Sportwagen der Marke Lamborghini haben Kultstatus. Seit 1963 werden sie im kleinen Ort Sant‘Agata Bolognese produziert. Er liegt etwa 45 Autominuten von Bolognas Zentrum entfernt. Dass der Ingenieur Ferruccio Lamborghini eine Schmiede für Edel-Sportwagen an den Start bringen würde, hatte er wohl selbst nicht gedacht. Anfangs spezialisierte er sich nämlich auf Traktoren. Beim Besuch von Lamborghini erfahren wir alles über die Geschichte des Unternehmens. Im Automuseum bestaunen wir Serien-Fahrzeuge und Concept Cars.

Einige Zyliner eines Motors. Quelle: Simon Peeters

Lust, selbst einen Lamborghini zu fahren? Das geht – zumindest am Fahrsimulator. Wie die aktuellen Modelle gebaut werden, lernen wir im Anschluss bei einer Werksführung. Zurzeit laufen die Supersportwagen-Modelle Urus, Huracán und Aventador vom Band. Vernunft-Autos sehen anders aus. Aber das hier ist einfach ganz besondere italienische Auto-Kunst!

13 Uhr: Hausgemachte Tortellini zum Mittagessen

Von Sant’Agata fahren wir etwa 30 Minuten nach Modena. Hier ist Maserati zu Hause. In Modena angekommen, ist aber erst einmal Mittagspause angesagt. Wir steuern die Osteria di Rubbiara in Nonantola an. Die hausgemachten Tortellini dort sind ein Traum. Wir sind gestärkt für unsere weitere Entdeckungstour.

Eine Hand formt frische Tortellini auf einem Holzbrett. Quelle: Giovanni Federzoni

15 Uhr: Rennfahrer und Rennautos

Die Werksführungen von Maserati sind beliebt. Ein Tipp: Im Voraus buchen. Mit der italienischen Marke verbindet wahrscheinlich jeder Motorsportfan den legendären Juan Manuel Fangio. In den 1950er-Jahren holte der Rennfahrer mit Maserati fünf Mal den Weltmeistertitel der Formel 1. Im Hochglanz-Showroom beginnt die etwa 90-minütige Tour. Aus nächster Nähe erleben wir, wie die italienischen Luxusautos mit dem Dreizack-Logo zusammengebaut werden. Das Firmenzeichen mit der Gabel des Wassergottes ist übrigens eine Hommage an den Bologneser Neptunbrunnen. In Bologna hatte Alfieri Maserati sein Unternehmen vor mehr als 100 Jahren gegründet. Kurz darauf zogen die Maserati-Brüder in die Nachbarstadt Modena um.

Ein belebter Platz mit der Fassade eines altes Gebäudes. Quelle: Pietro Laureati

17:30 Uhr: Ein Stück Bilderbuch-Italien

Mit einem Bummel durch die beschauliche Stadt Modena lassen wir den ersten Tag im Motor Valley ausklingen. Die Piazza Grande mit der Kathedrale und dem Glockenturm Ghirlandina ist ein Stück Bilderbuch-Italien. Sie darf sich mit dem UNESCO-Welterbe-Titel schmücken und ist zu jeder Tageszeit sehenswert. Unser Nachtquartier ist praktischerweise nur ein paar Fußminuten entfernt: Salotto degli Arti, ein privates Hotel mit historischer Patina und behaglicher Atmosphäre.  

Flieg' nach Bologna und schau zu, wie die schönsten Autos gebaut werden.

Tag 2: Ferraris rote Flundern

9 Uhr: Italienisches Frühstück

Der zweite Tag unseres Luxusauto-Trips beginnt mit einem Frühstück im Hotel. Im charmanten Caffè dell' Orologio in Modena gönnen wir uns einen zweiten Cappuccino. Wir löffeln genüsslich den Milchschaum und lassen die Atmosphäre der Stadt auf uns wirken. Dann starten wir zur berühmtesten Automarke der Welt. 

10 Uhr: Wo die Legende geboren wurde

Zum Auftakt fahren wir ins Enzo Ferrari Museum. Auf dem Grundstück wurde der geniale Automechaniker und Rennfahrer geboren. Sein Vater hatte hier seine Werkstatt. Heute erlebt man im Automuseum Kult auf 2.500 Quadratmetern. Dabei dreht sich aber nicht alles um die Luxusautos. Im Mittelpunkt steht vor allem der Mensch Enzo. Der erste Oldtimer, den Besucher hier zu Gesicht bekommen, ist ein De Dion-Bouton. Das ist ein französischer Oldtimer des Baujahrs 1903. Der Vater von Enzo besaß einst selbst so ein Fahrzeug. Als Fünfjähriger durfte er die Karosse regelmäßig polieren. Wahrscheinlich entflammte hier seine lebenslange Passion fürs Automobil. 

Blick auf die Lufteinlässe eines roten Sportwagens. Quelle: Daniele Ciabatti

13 Uhr: Eine Stadt im Zeichen des roten Autos

Maranello ist unser nächstes Ziel. 1942 hat Ferrari seine Autoschmiede in den kleinen Ort verlegt. Seitdem werden die flachen roten Sportwagen hier produziert. Inzwischen ist aus dem traditionellen Firmensitz die Citadella Ferrari geworden. Eine kleine Stadt mit hypermodernen Gebäuden, die von Star-Architekten wie Renzo Piano, Massimiliano Fuksas und Jean Nouvel entworfen wurden. Wechselnde Ausstellungen beleuchten im Museum die Erfolgsstory der Marke.

Wir müssen uns sputen. Gleich startet unsere Tour über das Werksgelände. Auch über die Pista Fiorano chauffiert uns der Fahrer. Auf dieser Strecke probieren Rennfahrer bei Testfahrten die neuste Technik, Prototypen und brandneue Fahrzeuge aus. Hier, auf dem heiligen Asphalt, ist alles Top Secret. Aussteigen und Fotografieren verboten. Nach der Tour haben wir Hunger. Für die Mittagspause steuern wir das Retro Gusto in Maranello an. Die bodenständigen Gerichte begeistern uns. Passend zum Motto des Kurzurlaubs bestellen wir etwas in der Farbe der Luxusautos: Tomatensuppe. Serviert wird sie mit köstlicher Burrata. 

16 Uhr: Mit dem Auto über die Rennstrecke

Zum Abschluss unseres Auto-Wochenendes in Italien nutzen wir das Kombi-Angebot „Museum und Piste“. Wer das Museumsticket am Schalter des Autodroms von Modena vorlegt, bekommt für 35 Euro eine „Lizenz“. Dann heißt es: 15 Minuten purer Fahrspaß auf der Rennstrecke. Danach kehren wir der Stadt den Rücken und zuckeln gemächlich durchs sanfte Hügelland zurück nach Bologna. 

Die goldenen Felgen eines weißen Sportwagens. Quelle: Mark Brooks

20 Uhr: Abendessen in Bologna

Auto abstellen, frischmachen und dann nichts wie zu Gianni. In der alteingesessenen Trattoria haben wir einen Tisch reserviert. Wir lassen uns einen Klassiker der italienischen Küche schmecken – Lasagne alla Bolognese. 

Mein Fazit: Italien kann Autos. Und vor allem wissen die Italiener, wie sie ihre Automobil-Kunst präsentieren. Das war ein Kurzurlaub, der nicht nur Auto-Enthusiasten große Freude bereitet.

Susanne Kilimann

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