Erlebnisreise durchs marokkanische Atlasgebirge
Von Imlil nach Aroumd: Zu Fuß oder aufs Maultier?
Wir passieren den Tizi n’Tichka Pass auf einer Höhe von 2.260 Metern. Es ist der höchste Pass im Hohen Atlas. Grüne Oasen mit Walnuss- und Wacholderbäumen in tiefen Tälern liegen uns zu Füßen. Bevor wir zu unserer Wanderung aufbrechen, decken wir uns auf einem kleinen Markt im Tal Telouet mit frischen Datteln ein. Sie sind perfekt für einen Energiekick zwischendurch. Über kurvige Straßen fahren wir weiter hinauf in das Toubkal-Massiv bis zum Dorf Imlil, das Zentrum der Bergsteigerregion.
Hohe Berge, steinige Treppen
Das Toubkal-Massiv ist das höchste Gebirgsmassiv Nordafrikas und einer von Marokkos Nationalparks. Sieben 4.000er-Gipfel prägen die faszinierende Bergwelt. Das winzige Bergdorf Imlil, etwa 70 Kilometer von Marrakesch entfernt, ist der Ausgangspunkt für viele Wanderungen im Hohen Atlas. Hier gibt es marokkanische Souvenirläden und hübsche Unterkünfte. Vom Guide über Proviant und Ausrüstung bis hin zum Maultier finden wir alles, was unsere Wanderherzen begehren. Wir packen einen kleinen Rucksack, dann geht es auch schon los. Wir treffen unseren erfahrenen Wanderführer El Mustapha Fadli, der uns auf unserer Tour begleiten wird. Nach dem Dorf biegen wir rechts in einen Waldweg ab. Unter dem Schatten der Walnussbäume geht es ein Stück weiter. Danach wird es steiniger. Über grobe Stufen und wacklige Steine stapfen wir durch das Atlasgebirge. Unser Guide ist immer an unserer Seite. Wird es steiler, nimmt er uns an die Hand.
Auf dem Maultier ins nächste Dorf?
Mit dabei ist auch ein Maultiertreiber. Er begleitet uns, falls jemand den Weg lieber auf dem Rücken des Maultieres zurücklegen möchte. Ausdauernd und trittsicher läuft das Tier vor uns her. Ich kämpfe ein bisschen mit mir. Soll ich doch lieber ins nächste Dorf reiten? „Der Weg wird breiter und es dauert nicht mehr lange“, tröstet mich unser Guide. Und tatsächlich wandern wir bald auf einem schönen breiten Weg weiter. Die fantastische Aussicht auf die Bergwelt Marokkos immer fest im Blick – und das ist die schönste Belohnung für jede Anstrengung. Das Dorf Aroumd ist schon in Sichtweite. Auf dem Marktplatz ist viel los: Frauen singen, Kinder laufen herum und in der Mitte wird eine ganze Kuh zerlegt. Der Maultiertreiber besucht Freunde im Dorf und bindet unseren tapferen Begleiter an einer Tränke fest. Jetzt kann sich auch das Maultier endlich ausruhen. Durch verwinkelte Gassen erreichen wir nach etwa einer Stunde und drei Kilometern das Guesthouse Roches Armed . Eine Berber-Familie betreibt die gemütliche Unterkunft. „Schön, dass ihr da seid“, begrüßt uns der freundliche Hausherr auf der Terrasse und reicht uns einen Minztee.
Unter der goldenen Sonne Marokkos
Der Ausblick ist atemberaubend und ich verliebe mich erneut in dieses wunderbare Land. Besonders schön ist die Sicht, wenn das goldene Licht der untergehenden Sonne die Berge streift. Am Abend werden wir hervorragend bekocht: frisches, noch warmes Brot, Salate, Tajines mit Kartoffeln, Karotten, Huhn und Rind. Nach dem Essen steigen wir noch mal auf die Terrasse. Ein wunderschöner klarer Sternenhimmel schmiegt sich über die Bergwelt. Müde und glücklich fallen wir in die Federn. Am nächsten Morgen erwarten uns duftende Pfannkuchen, bevor es mit El Mustapha wieder in die Berge geht.
Grüne Täler und imposante Gipfel
Die zweite Wanderung beginnt direkt vor Aroumd. Ein schmaler steiniger Weg führt uns immer weiter nach oben. Direkt neben uns geht es steil bergab. Tapfer steigen wir Stück für Stück nach oben. Auch hier ist die Landschaft wunderschön, die Täler sind grün, die Gipfel majestätisch. Puh, denke ich, das ist doch ganz schön anstrengend. Ob ich doch lieber auf das Maultier steigen soll? Nach etwa drei Stunden erreichen wir unser Ziel: ein Plateau auf einer Höhe von rund 2.300 Metern. Der Aufstieg hat sich gelohnt. Eine unglaubliche Aussicht ins Tal auf das Dorf Imlil und zwei andere Dörfer liegt vor uns. Wir zücken unsere Kameras und machen eine Pause. Danach geht es durch einen Wald bergab und nach Imlil zurück, wo wir am Vortag aufgebrochen sind.
Unser Fazit: In der Bergwelt des Hohen Atlas fernab der Wüste haben wir eine faszinierende Seite Marokkos und herzliche Menschen kennengelernt. Diese Erlebnisreise macht ganz bestimmt jeden zum begeisterten Wanderer.