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Ein Schiffswrack vor Gran Canaria

Es ist früh am Morgen, das Meer ruhig: Der perfekte Moment, um die Unterwasserwelt der Kanaren-Insel beim Tauchen zu erkunden. Der Taurito-Strand im Süden von Gran Canaria ist noch leer, als ich mit kompletter Ausrüstung durch den Sand zum Wasser stapfe. Ab auf das Boot einer Tauchschule – Tauchen im Alleingang sollten Anfänger und weniger erfahrene Taucher bleibenlassen. Wir fahren fünf Minuten über das Meer und halten etwa 200 Meter vor dem Hafen von Mogán. Noch kann ich mir kaum vorstellen, dass wir bei unserem Tauchgang viel sehen werden. Taucherbrille auf, Atemgerät in den Mund und schon geht es mit einer Rückwärtsrolle ins kalte Nass. 

Bunte Fische schwimmen in klarem Wasser mit einem Taucher im Hintergrund. Quelle: Tobias Raddau

Das Wasser ist kristallklar. An einem Seil lasse ich mich langsam in die Tiefe des Meeres hinab. Noch etwas entfernt erkenne ich die Umrisse eines Schiffes. Je näher ich komme, desto klarer sehe ich sie – die „Cermonia II“. Ein altes Schiffswrack, 36 Meter lang. Seit 19 Jahren liegt der Fischkutter hier auf 20 Metern Tiefe. Die Schiffswände sind mit Algen überwuchert. Muränen und Krebse haben sich in den ehemaligen Lagerräumen eingenistet. Ein paar bunte Papageienfische finden es nicht amüsant, dass ich mich ihrem Versteck nähere.

Von Klippe zu Klippe

Zurück am Strand mache ich mich auf den Weg zum Parkplatz, wo bereits Victor und weitere Outdoor-Fans auf mich warten. Mit seinem Unternehmen Mojo Picón Aventura bietet er ganz in der Nähe eines der wohl spannendsten und lustigsten Wassersport-Abenteuer der Kanaren an: Coasteering, ein Mix aus Springen, Klettern, Rutschen, Abseilen und Schwimmen.

Eine große Welle bricht im klaren Meer. Quelle: mauritius images / Cavan Images

In Neoprenanzug und Turnschuhen klettern wir durch einen kleinen Canyon zur Playa de Tiritaña hinunter. „Helm auf, Klettergurte und Rettungswesten an. Los geht‘s!“, ruft Victor und führt uns zunächst zu Fuß über die Felsen. Plötzlich stehen wir am Rand einer Klippe. Victor spannt eine Zip-Line: 25 Meter lang, sechs Meter über dem Wasser. Ich hänge meine Karabinerhaken ein, lasse mich über die Felsbucht gleiten und kurz vor der anderen Seite ins Wasser fallen. Die ganz Mutigen klettern an einem Seil auf zehn Meter hoch, um sich von dort aus in die Fluten zu stürzen.  Danach steigt der Adrenalinspiegel deutlich: Vor uns liegt eine fast 100 Meter lange Kletterpartie. Ich mache die Karabiner an einem in den Klippen angebrachten Stahlseil fest. Mit dem Klettergurt bin ich also gesichert. Dennoch ist mir ein wenig mulmig – immerhin hänge ich zwölf Meter über der tosenden Brandung des Atlantiks an einer Felswand. Einige Stellen erfordern ganz schön viel Überwindung, ein wenig Geschick und manchmal auch Kraft. Dann ist es geschafft. Über Naturrutschen erreichen wir schwimmend eine Höhle. Krebse hängen an den Höhlenwänden. 

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Zeit für eine Verschnaufpause beim Picknick. Auf einem Felsvorsprung holt Victor Bananen, Schokoriegel, Wasser und Kekse aus einer wasserdichten Tonne, die er im Rucksack hatte. Ich blicke aufs Meer, auf dem Segler vorbeiziehen, und lasse das Abenteuer Revue passieren. Fast 1,6 Kilometer ist die Klippen-Tour zwischen der Playa de Tiritaña - und der Playa de Taurito lang – für mich ein großartiges Erlebnis, das mich hin und wieder auch an meine Grenzen gebracht hat. 

Blick auf den Mogán-Hafen von Gran Canaria. Quelle: mauritius images / imageBROKER / Harry Laub, mauritius images / imageBROKER /

Der schönste Strand zum Surfen

Nach dem Coasteering ist mein Adrenalinspiegel noch immer hoch. Ich nutze das aus und mache mich auf den Weg zur Playa de Aguila, einem der schönsten Surfspots der Insel. Dort liegt die Surfschule des 42-fachen Weltmeisters Björn Dunkerbeck. Ich bin zwar ein waschechter Windsurf-Anfänger, aber was soll schon schiefgehen, wenn der Weltmeister erklärt, wie es geht. Dunkerbeck kennt die besten Surfspots der Welt. Gran Canaria, wo er übrigens aufwuchs, zählt zu seinen Favoriten. Jetzt aber ab aufs Brett! Zunächst mache ich ein paar Trockenübungen am Strand, anschließend eine halbe Stunde Stand-Up-Paddling. „So bekommst du ein Gefühl für die Wellen und fürs Brett“, sagt der deutsche Windsurf-Profi. Doch so richtig klappt es bei mir noch nicht. Gleichgewicht? Fehlanzeige! Bei jeder größeren Welle lande ich im Wasser.

Ein Windsurfer mit grün-weißem Segel surft im Meer. Quelle: mauritius images / Mitiu

Der nächste Schritt: Ich versuche mein Glück mit dem Windsurfbrett. Obwohl es noch schmaler als das SUP-Board ist, gibt mir das Segel besseren Halt – sobald ich es geschafft habe, das schwere Teil aus dem Wasser zu hieven erfasst Windstoß ein mein Segel. Das Brett nimmt Fahrt auf – und ich schaffe es tatsächlich, darauf stehen zu bleiben. Ich bin schon ganz schön weit draußen. Ich bringe das Segel in eine windneutrale Position, so wie es mir Dunkerbeck gezeigt hat, und bewege mich vorsichtig um den Mast herum auf die andere Seite des Bretts. Dann lege ich das Segel wieder in den Wind und bin auch schon wieder auf dem Rückweg zum Strand. Ein Gefühl von Freiheit und Stolz macht sich breit.

Frauenbeine planschen im klaren Wasser. Quelle: Steven Ritzer

Die Sonne brennt, aber der Fahrtwind und das Spritzwasser erfrischen. Größere Wellen sind noch immer eine Herausforderung, sprich: Sie hauen mich um. Aber es macht wahnsinnig Spaß. Am liebsten würde ich noch weiter in der Bucht hin- und herfahren. Doch nach einer Stunde bin ich fix und fertig und genieße entspannt am Strand den Sonnenuntergang.

Manuel Meyer

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