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Der vielleicht bekannteste Maler von Santorin

Konzentriert sitzt Dimitris Koliousis in seinem Ikonenstudio vor der Leinwand. Er ist umringt von den Heiligen, deren Bilder er gemalt hat. Bei der Arbeit hört er Musik – am liebsten Jimi Hendrix. Sein kleines Studio liegt an der belebten Hauptstraße des idyllischen Küstendorfes Oía im Norden von Santorin. Der langhaarige Ikonenmaler, der seit 1978 auf Santorin lebt, lässt sich von Besuchern nicht aus der Ruhe bringen. Er ist es längst gewohnt, beim Malen Zuschauer zu haben. Seiner Inspiration tut das keinen Abbruch. Er braucht keine Einsamkeit, er braucht Santorin. Die Farben und die Landschaft der Kykladen-Insel sind für ihn fast so wichtig wie die Luft zum Atmen. 

Der Name der Kykladen-Insel

Santorin, Santorini, was ist eigentlich richtig? Bevor ich euch weiter mit auf die vielleicht schönste Insel Griechenlands nehme, zunächst ein kleiner Exkurs zum Namen. Santorin(i) hatte in der Vergangenheit schon so einige Bezeichnungen: Kalliste (griechisch für „Die Schönste“), Thera, Strongyle („Die Runde“), Santa Irini, woraus etwas später das griechische Santorini wurde. Und ja, das ist heute eigentlich der „richtige“ Name, doch außerhalb Griechenlands hört man auch häufig Santorin. So viel zum Namen der Kykladeninsel, zurück ins verträume Künstlerdorf.

Lasst euch von der Farbenpracht Santorins verzaubern!

Santorin ist ein Gesamtkunstwerk

Weiße Häuser, blaue Dächer, schwarzer Sand: Santorin ist ein Gesamtkunstwerk der Natur und des Menschen. Die Farben und ihre vulkanische Struktur machen die Insel zu einem unvergesslichen Anblick. Da ist es nur logisch, dass Künstler und Kunsthandwerker hier seit jeher Inspiration finden. Besonders malerisch ist das kleine Küsten- und Künstlerdorf Oía im Nordwesten. Hoch über dem Meer klebt es am Kraterrand und gehört zu den schönsten Flecken der Kykladen. Seine weißen Häuschen fügen sich perfekt in Stadt, Strand und Meer ein. 

Weiße Häuser mit blauen Kuppeldächern unter einem erleuchteten Abendhimmel. Quelle: Sven Hansche, Sven Hansche / EyeEm Mobile GmbH

Ich lasse mich durch die Hauptgasse am Kraterrand entlang treiben. Es geht vorbei an den blauen Kuppeln kleiner Kirchen und schneeweißen, am Steilhang übereinander getürmten Häuschen. Dazwischen blitzt immer wieder tiefblau das Meer auf. Noch ist es ruhig in dem Bilderbuch-Dorf: Die vielen Tagesausflügler haben es noch nicht bis in den Norden der Insel geschafft. Ich schaue in die Schaufenster kleiner Boutiquen und Galerien und klettere steile Treppen hinauf und hinab. Meist enden sie auf den Terrassen kleiner Cafés. 

Kunst-Streifzug durch Oía

Ständig entdecke ich neue Verlockungen: das kleine Schmuck-Atelier Aquamarine Jewelry, in dem Kunstwerke in den Blautönen des Meeres verkauft werden. Einen Querschnitt durch die aktuelle Kunstszene der Insel bestaune ich in der Galerie AK Oía. Die Galerie Kyrkos stellt die Bilder von Vassilis Kyrkos aus. Seit 1982 malt er die Farben und Landschaften der Insel ebenso wie die Charakterköpfe ihrer Bewohner. Es muss ja nicht gleich ein Original sein – ein kleiner Druck ist für weniger als zwanzig Euro zu haben. Da muss ich einfach zuschlagen.

Meine drei Lieblings-K: Kaffee, Kuchen, Kunst

Aus dem Café Melenio dringt unwiderstehlicher Kuchenduft. Ich setze mich auf die kleine Terrasse hoch über dem Meer und bestelle zum Kaffee ein großes Stück Schokoladenkuchen. Dazu der Blick auf die samtig blaue Caldera – dieser Tag ist schon am Vormittag perfekt. Mit neuer Energie kehre ich in die Gassen Oías zurück. In der Galerie Galanopoulos betrachte ich Fotografien und Gemälden, die die Schönheit der Kykladen zeigen. Und das Weingeschäft Oía VineyArt mit angeschlossener Galerie für Kunsthandwerk von der Insel verbindet gleich zwei ihrer großen Trümpfe.

Immer wieder komme ich mit Galeristen, Ladenbesitzern oder Künstlern ins Plaudern, die gerne von ihrer Insel erzählen. Für manche ist Santorin eine Wahlheimat, andere haben hier tatsächlich ihre Wurzeln. Bis 1949 waren Esel das einzige Transportmittel auf der Insel. Die Reise von Oía bis zum Kap Akrotíri im Süden dauerte damals sechs Stunden. Es ist kaum zu glauben, dass sich das heute als schönstes Dorf der Kykladen gefeierte Oía in gerade mal 70 Jahren vom entlegenen Bauerndorf zum internationalen Treffpunkt entwickelt hat. 

Von Blau bis Orange: Farbenspiel über Oía

Als die Tagesgäste Oía am Abend wieder verlassen haben und längst zurück an Bord ihrer Schiffe sind, wird klar: Die prächtigsten Farben der Kykladen pinselt die Natur. Im Restaurant Ambrosia habe ich einen Tisch auf der Terrasse über der Caldera erwischt. Ich bin hin- und hergerissen zwischen den frischen Meeresfrüchten auf meinem Teller und der unglaublichen Aussicht. Zum Glück nehme ich ein wenig von der Farbenpracht der Insel mit nach Hause zurück. Denn mein Aquarell, die Keramikschale und meine Ohrringe „made in Santorini“ werden mich immer an diese wunderschöne Insel erinnern.

Auf einem Tisch mit Meerausblick stehen zwei gefüllte Weingläser. Quelle: Alamy / Oxana Oleynichenko, mauritius images / Alamy / Oxana Oleynichenko

Mein Fazit: Auf Fotos oder Film wirkt der berühmte Sonnenuntergang Santorins fast schon kitschig. In der warmen Abendluft und über dem tiefen Blau der Caldera bietet er hingegen ein unvergessliches Schauspiel. 

Stefanie Bisping

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