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München und Kaffee: Eine Geschichte königlichen Genusses

Ganz klar – München ist die Stadt des Bieres. Was die wenigsten wissen: Auch der Kaffee war stets ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Zu höchstem Ruhm brachte es Joseph Eilles, seines Zeichens königlicher Hoflieferant. Den Titel bekam er aufgrund der hohen Qualität seiner Produkte anno 1873 von Ludwig II. verliehen, Bayerns legendärem Märchenkönig. Heute wird der Kaffeegenuss in München nicht weniger leidenschaftlich und mit hohem Qualitätsanspruch begangen. Daher empfehle ich, ob in einem klassischen Kaffeehaus, einer Rösterei oder einem Café, sich einmal auf die Vielfalt der Münchener Kaffeekultur einzulassen.

Der Marienplatz in München im Abendrot. Quelle: Rudy Balasko

Hip Kaffee trinken beim besten Kaffeeröster der Stadt

Mein persönlicher Favorit: das Vits. Das Kaffeehaus liegt nur einen Steinwurf vom Isartor entfernt und ist ein wahrer Alleskönner: Café, Rösterei und Akademie. Sternekoch Hans Haas lässt hier zum Beispiel Kaffee rösten und serviert im Nobel-Restaurant Tantris dann seine vorzügliche Mischung. „Es war in Barcelona, als ich eine kleine Rösterei entdeckte, die einem die Welt des Kaffees zu Füßen legte“, erinnert sich Alexander Vits, der so seine wahre Leidenschaft entdeckte. Und so mutierte der Unternehmensberater über die Jahre hinweg zum Experten für die kleinen schwarzen Bohnen. 2006 folgte der nächste Schritt: die eigene Kaffeerösterei.

Zwei Männer trinken Kaffee in einem gemütlichen Café. Quelle: Steve Long

So geht Leidenschaft: Ein Barista-Seminar beim Profi

Alexander Vits kreiert heute einzigartige Aromen, zelebriert den Kaffeegenuss mit Liebe zum Detail und lehrt die hohe Schule der Kaffeekultur. Besonders fasziniert bin ich von der Vits-Brühstation. Wie früher bei meinen Eltern, als es noch keine Kapsel- und Padautomaten gab – nur auf einem viel höheren Level. Der Aufguss erfolgt per Hand und ist je nach Sorte exakt abgestimmt. Espresso-Fans werden hingegen beim Anblick der 3-gruppigen GB-5 Maschine von La Marzocco leuchtende Augen bekommen. Bei all der Vielfalt ist es kein Wunder, dass das Vits nicht nur als Café, sondern ebenso als Akademie heiß begehrt ist. Auch ich bin heute Gast beim Barista-Seminar, bei dem man aus mehreren Modulen wählen kann: Espresso, Latte Art, Brühkaffee und Sensorik. Im Workshop mahle, brühe und schmecke ich zusammen mit den anderen Teilnehmern selbst. Wir wiegen den Kaffee grammweise ab und testen verschiedene Mahlungen von fein bis grob. Wie in einem wissenschaftlichen Experiment werden Brühzeit, Mahlgrad und Kaffeemenge variiert. Die Kaffees, die so entstehen, sind mal sauer und mal bitter. Die unterschiedlichen Ergebnisse lassen mich erkennen, was den Vierklang von Aromatik, Säure, Körper und Bitterkeit eines guten Kaffees ausmacht. Die Basis, um schließlich selbst eine eigene Kaffeekreation zu schaffen.

Ein Barista füllt einen Kaffeefilter. Quelle: Karanik Yimpat
Lernt bei einem Barista-Seminar in München, was guten Kaffee ausmacht.

Willkommen in Münchens klassischem Kaffeehaus

Den perfekten Kaffee zubereiten kann ich nun dank des Barista Kurses – jetzt interessiert es mich, Münchens Kaffeegeschichte hautnah auf den Grund zu gehen. Urige Wirtshäuser für traditionelle Biere hat die Stadt reichlich. Doch so ein klassisches Kaffeehaus im Wiener Stil, da sehe ich weit und breit nur noch ein einziges: das Café am Beethovenplatz unter dem Hotel Mariandl. Es ist in der Tat einzigartig und das Ambiente versetzt mich direkt zurück in die Zeiten der Belle Èpoque um 1900. Bevorzugt war dort die Münchner Bohème zu Gast, man lauschte den musikalischen Darbietungen und philosophierte über das neue Jahrhundert. Damals wie heute lockt die Kaffeesiederei mit alten Stuckdecken, Kristallleuchtern, ausgewählten Kuchen und natürlich den Kaffeespezialitäten ganz ohne Latte Art: Pharisäer, Melange und Co. Geradezu opulent ist dazu das Angebot zum Frühstück sowie die Torten und Kuchen am Nachmittag. Wohlgesättigt und inspiriert lehne ich mich zurück und genieße das Treiben in diesem traditionsreichen Haus.

Eine Häuserskyline in München. Quelle: Anton Hoepfl

Mein Fazit: Auf die Spuren von Münchens Biertraditionen kommt man leicht, ein Barista Kurs und Abstecher in die Münchner Kaffeehauskultur ist hingegen ein echter und lohnenswerter Geheimtipp!

Tipp

Die Sammlung Luitpold zeigt die Geschichte der Kaffeehäuser seit 1888 in Münchens kleinstem Museum – mit Fotos und Multimediastationen.

Amadeus Damesitz

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