Wiener Kaffeehauskultur: 7 Cafés und ihre liebenswürdigen Eigenheiten

Der Klassiker: Prunkvolle Pause im Palais

Hast du ein Faible für Glamour? Dann wirst du das Café Central in Wien lieben. Es ist der prachtvolle Klassiker unter den Kaffeehäusern. Seit Jahrhunderten treffen sich im edlen Palais aus der Gründerzeit alle, die in der Stadt Rang und Namen haben. Schließlich liegt das Kaffeehaus auch superzentral im ersten Bezirk, ganz in der Nähe der Hofburg. Aber lass dich nicht von der langen Schlange vor der Tür abschrecken. Reserviere vorab einfach einen Tisch und husche elegant an den Wartenden vorbei. Ab 17 Uhr wird nach alter Tradition live Klavier gespielt. Trendige Kaffeegetränke sind tabu. Serviert werden ausschließlich Kaffeespezialitäten nach Habsburger Art wie Melange, Einspänner oder Advokaat mit Eierlikör.

Eine Nahaufnahme einer Klaviertastatur. Quelle: Geert Pieters

Im Paradies der kaiserlichen Mehlspeisen

Torten, Kuchen, Strudel und Schnitten – seit 1847 werden beim K.-u.-K.-Hofzuckerbäcker Gerstner am Ende der Kärntner Straße kaiserlich gute Mehlspeisen zubereitet. Hier findest du einfach alles, was die österreichische Backtradition hergibt: angefangen vom klassischen Apfelstrudel bis hin zur gewaltigen Sacher- oder Dobostorte, einer ungarischen Spezialität. Mit ein bisschen Glück erwischst du sogar einen Tisch mit Blick auf die Oper. Im Sommer solltest du in den Innenhof flüchten. Dort kannst du im Gastgarten unter schattigen Palmen in aller Ruhe das hauseigene Eis schlemmen. Es ist eine ruhige Oase inmitten der beliebten Einkaufsstraßen des ersten Bezirks.

Ein großes Stück Apfelstrudel liegt auf einem Teller. Quelle: Jan Macuch

Zeitreise in die 1950er Jahre

Seit 1904 ist das Café Prückel am Ring, ein paar Gehminuten vom Verkehrsknotenpunkt Wien-Mitte entfernt, die erste Anlaufstelle für Studierende, Businessleute, Eltern mit Kindern und verliebte Pärchen. Das Publikum ist genauso bunt wie das Kaffeehaus selbst. Sobald du unter der Neonleuchtschrift durch die weiße Holztür schreitest, fühlst du dich in die 1950er Jahre zurückversetzt. Das Interieur von damals ist heute noch zum großen Teil erhalten. Zu den Stoßzeiten wird an den kleinen Tischchen schon mal enger zusammengerückt, um das Maroniherz mit Melange zu genießen. Wer dabei seine Ruhe haben will, steckt seine Nase in die Zeitung oder nutzt das kostenlose WLAN.

Der Eingang des Café Prückel in Wien. Quelle: McPHOTO / BLWS

Kaffeekultur im Gartenpavillon

Klar, die Konditorei Sluka beim Rathaus ist schön. Aber es geht noch besser. Ein wenig versteckt in der Kärntner Straße, in der Nähe vom Stephansdom, findest du das zweite Kaffeehaus des K.-u.-K.-Hoflieferanten. Und das wird dich umhauen! Vorausgesetzt du schnappst dir nicht gleich den ersten freien Tisch bei der verführerischen Vitrine mit Mehlspeisen. Im hinteren Bereich befinden sich prächtige Salons im Jugendstil mit kleinen Sitzecken, ein Spiegeloktogon mit goldenen Mosaiksteinen, ein überdachter Innenhof sowie ein zauberhafter Wintergarten mit Springbrunnen und Palmen. In diesem Ambiente schmecken Kaffee und Kuchen in Österreich gleich doppelt so gut.

Wienerisch schunkeln – Konzert im Café

Musik und die Wiener Kaffeehauskultur sind untrennbar miteinander verbunden. Deshalb finden abends in vielen Kaffeehäusern Konzerte statt. Der Bogen reicht dabei vom klassischen Klavierspiel bis hin zu experimentellen Klängen. Die zweifellos beste Location für Musikliebhaber ist das Café Ritter auf der Ottakringerstraße. Es liegt zwar etwas außerhalb des Zentrums, aber dafür wird noch richtig auf wienerisch geschunkelt. Ein Besuch lässt sich hier vorzüglich mit dem Essen verbinden. Bis in die Abendstunden kannst du Gerichte der Wiener Küche bestellen.

Blick auf die Wiener Innenstadt im Abendrot. Quelle: David Appel

Österreichische Gastlichkeit spüren

Schönbrunn steht auf deiner Sightseeingliste? Wunderbar! Den Besuch vom Schloss solltest du im Anschluss genüsslich beim Dommayer ausklingen lassen. Das Wiener Kaffeehaus ist vom Hietzinger Tor in Schönbrunn nicht allzu weit entfernt. Im Café mit sonnigem Außenbereich, in Wien liebevoll Schanigarten genannt, werden Gäste nach alter Tradition von einem Ober mit schwarzem Anzug und Fliege bedient. Zum Kaffee werden Schokoladenträume aus der eigenen Konditorei gereicht. Alternativ ist der Wiener Eiskaffee sehr zu empfehlen. Für den Hunger zwischendurch gibt es auch deftiges wie warmes Gulasch oder Würstel mit Semmel.

Vier handgemachte Pralinen in weißer und dunkler Schokolade. Quelle: Yury Sevryuk

Wiener Kaffeehaus in Bahnhofsnähe

Vis-à-vis vom Westbahnhof entdeckst du am Beginn der Mariahilfer Straße, einer der wichtigsten Shoppingmeilen Wiens, das altehrwürdige Café Westend. Die pompösen Lüster des Kaffeehauses siehst du schon von Weitem durch die Fenster. Selbst wenn die Inneneinrichtung ein wenig in die Jahre gekommen ist, besuchen die Einheimischen gerne das Westend. Es ist die perfekte Location, um Wartezeiten zu verkürzen und um mit Wienern zu plaudern.