Paris, Stadt der Frauen – 5 Kultur-Highlights von Frauen ins Leben gerufen
Selbst ist die Frau
Als Emmanuel Macron 2017 in das französische Präsidentenamt gewählt wurde, machte er die Gleichheit der Geschlechter zur Chefsache. Ein Gesetz gegen Sexismus, mit Geldstrafen für sexuelle Beleidigung, ist bereits in Kraft. Dennoch halten nicht wenige Französinnen ihre aktuelle Regierung beim urfranzösischen Thema „égalité“ eher für Schönredner als Anpacker. Einige Pariserinnen sagen sich nun: Selbst ist die Frau und gründen feminine Pendants zu männerdominierten Museen, Buchläden und Cocktailbars. Paris ist seit jeher ein weiblicher Sehnsuchtsort, schon weil man sich hier wie eine waschechte Prinzessin fühlen kann. Und das gelingt besonders gut im Hotel Saint James Paris. Das von Gärten umringte Château wurde von einer früheren First Lady in Auftrag gegeben und wird heute von einer Frau geleitet. Kürzlich erhielt es eine Frischekur von einer Innenarchitektin. Wer an seine Badebekleidung denkt, kann auch den Pool ausprobieren und sich eine Behandlung im hoteleigenen Guerlain-Spa sichern. Danach geht’s gut erholt in die Stadt …
Mehr anzeigenDie Tour
Unsere Gruppe steht vor der Kirche Saint-Germain-des-Prés. Gegenüber liegt das berühmte Literaturcafé Les Deux Magots. „Heute wollen wir mal nicht über Ernest Hemingway sprechen“, verkündet unser Tourguide Heidi Evans, „sondern über Simone de Beauvoir.“ Wir befinden uns auf der Sugar & Spice and Women Who Write-Tour (zu Deutsch: Zucker, Würze und schreibende Frauen), eine von vielen Touren, die Heidi auf ihrer Webseite anbietet. Sie fand andere Pariser Stadtführungen immer etwas enttäuschend, zu männerlastig: „Ich stellte fest, wie viele bemerkenswerte und einflussreiche Frauen es gab. Sie waren entscheidend für die Entwicklung der Stadt. Stadtgeschichte ohne sie ist verzerrt und unvollständig.“ Auf der englischsprachigen Tour lernen wir die Schriftstellerinnen, Buchhändlerinnen und Verlegerinnen kennen, die Paris zu einer literarischen Weltstadt gemacht haben. Nebenbei verkosten wir zartschmelzende Macarons, leckere Profiterols und aromatischen Butterkuchen. Seit Heidis Stadtführung verbinde ich das Rive Gauche, das linke Ufer der Seine, mit George Sand und Sylvia Beach. Noch nie gehört? Na dann: Schnell eine Tour buchen!
Mehr anzeigenDie Bar
Im Combat ist der Duft nach frischen Blumen allgegenwärtig. Von der Decke hängend erfüllt die bunte Pracht den ganzen Raum mit einem wunderbaren Aroma. Und das ist nur eine der Besonderheiten des Combat, der perfekten Cocktailbar. Dazu zählen auch ihre Lage mitten im supercoolen Künstlerviertel Belleville und das Ethos ihrer Besitzerin. „Inzwischen haben wir sogar einen Mann eingestellt“, sagt Margot Lecarpentier schmunzelnd. Sie entdeckte ihre Liebe zu extravaganten Mixgetränken in New York und rührte anschließend im legendären Pariser Experimental Cocktail Club mit. „Aber sämtliche Bartender bei uns sind Frauen. Wir machen hier niemanden betrunken. Wir kümmern uns um unsere Kundschaft und sorgen dafür, dass sie sich sicher fühlt, besonders die Frauen. Wenn es um Hochprozentiges und Nachtleben geht, muss man das Gefahrenpotential vermindern.“ Im Sommer vereinnahmt die Bar auch den Gehweg vor der Tür. Kleine Teller mit leckeren Snacks sind die perfekte Begleitung zu den eleganten oder manchmal auch gewagten Cocktailkreationen, die hier täglich von 6 Uhr abends bis 2 Uhr morgens serviert werden.
Mehr anzeigenDas Co-Working-Café
Eine geniale Geschäftsidee gibt es, nun soll sie Realität werden? Das Café Mona hilft Frauen, die ihre eigene Chefin sein möchten. In den lichten und luftigen Räumen einer ehemaligen Grundschule finden heute kostenlose Workshops und Konferenzen statt – der perfekte Ort für angehende Gründerinnen, an dem sie mehr über Businesspläne und Finanzierung erfahren können. Aber auch wer nur einen Schreibtisch zum Arbeiten braucht, ist hier richtig. Einfach WLAN-Passwort und einen Tisch schnappen – und ab geht die Post. „Das Café ist ein ganz normaler Coffeeshop, aber es ist eben auch ein kostenloser Co-Working-Space. Wer will, kann hier Meetings abhalten und den ganzen Tag arbeiten“, sagt Audrey Cristea, Leiterin des Café Mona und des dazugehörigen Onlinemagazins. Mona ist das öffentliche Gesicht einer ganzen Reihe von Initiativen für Frauenrechte. Das Café mag zwar für Frauen sein, Männer sind aber ebenso willkommen – außer bei Workshops zu Gewalt gegen Frauen. „Wir wollen vermeiden, dass jemand die Erfahrungen der Frauen verharmlost“, erklärt Audrey.
Mehr anzeigenDer Buchladen/die Galerie
Wer sich für Literatinnen und Schriftstellerinnen interessiert, der findet im Espace des Femmes einen der bestsortierten Buchläden weit und breit. Von Romanen bis zu Sachbüchern über Feminismus, hier findet sich alles, was aus Frauenhand stammt, unter anderem auch die Ausgaben des Femmes-Verlags. Dazu gibt es eine buntgemischte Galerie mit monatlich wechselnden Werken von Künstlerinnen (außer im August, da ist das Wetter viel zu schön). Das Ganze ist das Lebenswerk der Mutter der französischen Frauenrechtsbewegung, Antoinette Fouque, die bereits seit 1973 Frauen publiziert. „Es ist extrem wichtig zu erkunden, was auf diesem Planeten möglich wäre, wenn Frauen nicht immer auf der negativen Seite der Rechnung stehen würden“, sagt Femmes-Firmensprecherin Catherine Guyot. „In der Emanzipationsbewegung der 1990er-Jahre haben wir viele Fortschritte gemacht. Aber es gibt noch so viel mehr zu tun. Wir sind eine Art Forschungsinstitut, das sich mit der Frage beschäftigt, welchen Beitrag Frauen leisten können.“ Nach dem Besuch des Buchladens spaziert man am besten gleich nebenan in die Kunstgalerie. Das Plätschern des dortigen Wasserspiels regt die Kreativität an und hilft bei der Besinnung auf die wichtigen Dinge des Lebens.
Der Artikel von Liz Granirer ist erstmals im WINGS Magazin erschienen.
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