Gran Canaria bei Nacht: Orte für den eindrucksvollsten Sternenhimmel
Langsam kurvt der Hobby-Astronom Gauthier Dubois mit dem Kleinbus die enge Serpentinenstraße in die Berge Gran Canarias hinauf. Dramatisch geht es am Straßenrand in die Tiefe. Am Aussichtpunkt Mirador El Mulato hält er für einen kurzen Zwischenstopp. Die untergehende Sonne hüllt die malerische Schlucht von Mogán in ein warmes, sanftes Licht. Unten im Tal, wo Bauern Avocados, Mangos, Papayas und Aloe Vera anbauen, gehen die ersten Lichter in den Häusern an.
Der beste Platz der Insel für Mond und helle Sterne
Während Gauthier die Windverhältnisse prüft, um den besten Platz der Insel zum Sternegucken zu finden, genießen wir den umwerfend schönen Blick in die gewaltige Schlucht. Es geht weiter hinauf in die Berge bis auf tausend Meter Höhe zum Cruz de San Antonio am Rande des Naturschutzgebiets Inagua. Gauthier verlässt die Straße und hält auf einem sandigen Rastplatz. Es riecht nach Lavendel, Thymian und Pinien. Gemeinsam mit einem Helfer baut Gauthier die beiden riesigen Teleskope auf.
Der sympathische Franzose lebt bereits seit 1997 auf der Insel. Eigentlich ist er Ingenieur. Doch die Sterne sind seine Leidenschaft. Schon als kleines Kind haben ihm seine Eltern ein Teleskop geschenkt. Als Gauthier nach Gran Canaria zog, machte er sein Hobby zum Beruf und gründete seine Firma AstroGC. Sein Ziel? Einheimischen der Insel und Touristen im Urlaub den spektakulären Nachthimmel der Kanaren zu erklären.
Maspalomas oder Roque Nublo: Ohne Lichtverschmutzung aus Las Palmas
Die Kanarischen Inseln sind einer der besten Orte in Spanien und Europa, um den Himmel zu beobachten. Wer nachts in den Sanddünen von Maspalomas in den Himmel schaut, merkt das sofort. „Doch vor allem hier oben in den Bergen bei Cruz de San Antonio haben wir die perfekten Bedingungen für Himmelsbeobachtungen. Der Himmel ist aufgrund der Passatwinde meistens sehr klar, vor allem aber haben wir hier kaum Lichtverschmutzung“. Die einzig große Stadt Gran Canarias ist Las Palmas unten an der Küste im Norden der Insel. Und so hoch oben in den Bergen gibt es kaum Dörfer, deren Beleuchtung heute Nacht den Blick durch das Teleskop stören könnte. An einigen Tagen finden Gauthiers Sterne-Workshops auch an anderen Stellen in den Bergen der Insel statt, zum Beispiel am bekannten Felsmassiv des Roque Nublo. Den perfekten Ort wählt er je nach Wetterlage und Windbedingungen.
Es wird dunkel und die ersten Sterne werden am Himmel sichtbar. Bevor es an die Teleskope geht, gibt es eine kleine Einführung in die Welt der Astronomie. Wir setzen uns in die Campingstühle, die hinter dem Kleinbus aufgestellt sind, und lauschen lauschen Gauthiers Ausführungen Ausführungen über die Entstehung der Galaxie mit einer heißen Tasse in der Hand. Im offenen Gepäckraum des Kleinbusses hat er eine kleine, an seinen Computer angeschlossene Leinwand aufgebaut. So zeigt er Bilder und Grafiken von Planeten, Himmelskörpern und Sternkonstellationen zeigt. Seine Begeisterung für die Welt der Sterne ist ansteckend.
Vollmondnächte sind ungünstig, aber eindrucksvoll
Bevor wir im Spiegelteleskop weit entfernte Planeten ins Visier nehmen, widmen wir uns erst einmal einem relativ nahen „Feind“ jedes Astronomen, dem Vollmond. Vollmondnächte sind ungünstig, um den Sternenhimmel, Planeten oder ferne Galaxien zu sehen. Andererseits ist es wahnsinnig faszinierend, den am Horizont aufgehenden Mond zu beobachten. Gauthiers zum Teil selbstkonstruierte Spiegelteleskope vergrößern den Mond fast um das 225-fache. Genau kann ich die einzelnen Krater des Mondes erkennen.
Je dunkler es wird, desto besser sind auch die Himmelskörper zu sehen. Gauthier zeigt uns Jupiter, Saturn, den Herkules-Sternhaufen und Albireo, einen der schönsten Doppelsterne am Firmament mit einem hellen, fast orangefarben schimmernden Hauptstern und einem bläulichen, kleineren Nebenstern. Zusammen bilden sie im Sternbild des Schwans den Kopf des Vogels.
„Wir zittern immer alle, dass sie auch Ja sagt“
Wir machen uns auf die Suche nach dem Ringnebel M57. Der Planetarische Nebel sieht eigentlich wie ein Planet aus. „Doch es handelt sich um die Überreste eines Sterns, der vor zigtausenden Jahren seine äußere Gashülle abstieß“ erklärt Gauthier. Der Franzose erzählt auch, dass vor allem Männer im Urlaub den romantischen Nachthimmel der Kanarischen Insel und die „Suche“ nach dem M57 für Heiratsanträge wählen. „Außer der zukünftigen Verlobten sind dabei alle eingeweiht. Sie soll den Nebelring im Objektiv suchen. Sobald sie ihren Blick wieder vom Objektiv abwendet, sieht sie wie ihr Freund mit einem Ring in der Hand vor ihr kniet. Wir zittern immer alle, dass sie auch Ja sagt“, lacht Gauthier.
Inzwischen ist es etwas kühl geworden. Nur das Rauschen des Windes in den Wipfeln der Pinien und ein paar Bergziegen sind zu hören. Bevor es gegen Mitternacht zurück zur Playa del Inglés und zum Puerto de Mogán an die Küste geht, gibt es aber noch eine Überraschung. Gauthier holt einen beleuchteten Kasten mit bizarren Gesteinsproben heraus. Wer errät, bei welchem Exemplar es sich um einen echten Meteoriten handelt, darf ihn behalten.