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Tag 1: Warum Bologna „La Grassa“ heißt

10 Uhr: Wurst zum Frühstück?!

Überall in Italien spielt hochwertiges Essen eine wichtige Rolle. Von den Alpen bis nach Sizilien lockt das Land mit regionalen Köstlichkeiten und großartigen Restaurants. Bologna aber gilt als die Genusshauptstadt des Landes. Den Beinamen „La Grassa“ („die Fette“) trägt die Stadt mit Stolz. Bereits im Mittelalter schwärmten die aus dem In- und Ausland zugereisten Studenten vom guten Leben und vom leckeren Essen in der Universitätsstadt. 

Eine Auslage mit verschiedenen Käsesorten und Schinken. Quelle: mauritius images / Alamy / Boris Karpinski, mauritius images / Alamy / Boris

Unser Spaziergang führt in das Herz der alten Handelsstadt, das sogenannte Quadrilatero. Das Viereck wird von den kleinen Fußgängerstraßen Via de' Musei, Via Clavature, Via Pescherie Vecchie, Via Calzolerie und Via Caprarie gebildet. Hier dreht sich so ziemlich alles um den guten Geschmack. Besucher haben die Wahl zwischen Obst und Gemüse, Fleisch und Wurst, Käse, Gebäck oder frischem Fisch und Meeresfrüchten. Feinschmecker wie wir können uns gar nicht sattsehen an den kunstvoll drapierten Ständen und den Schaufenstern, die mit Schinken und Salami dekoriert sind. Durch die schmalen Gassen zieht ein köstlicher Duft, der Appetit macht. Nach einem ausgiebigen Streifzug lassen wir uns in der Metzgerei Agnoletto & Bignam an einem der winzigen Tische nieder. Wir bestellen ein „tagliere“, ein Brettchen mit allerlei Wurst. Darauf liegt natürlich auch hauchdünn geschnittene Mortadella. Diese Brühwurst, die mit einem enormen Durchmesser daherkommt, ist eine regionale Spezialität.

12 Uhr: Ein Kunstwerk, das unter die Haut geht

In der Via Clavature statten wir der Chiesa Santa Maria della Vita einen Besuch ab. In dieser Barock-Kirche befindet sich eines der erstaunlichsten Kunstwerke der Stadt. Wir zahlen einen kleinen Eintritt und stehen wenig später vor der Figurengruppe „Compianto del Cristo Morto“ („Beweinung des toten Christus“). Diese hat der italienische Bildhauer Niccolò del Arca Ende des 15. Jahrhunderts erschaffen. Die Verzweiflung und der Schmerz, die er seinen Terracotta-Figuren in die sehr realistischen Gesichter gemeißelt hat, gehen unter die Haut. Kranke aus einem damaligen Hospital sollen dem Künstler Modell gestanden haben.

12:30 Uhr: Italienische Spezialitäten in der Markthalle

Gleich nebenan lockt der Mercato di Mezzo. Die alte Markthalle bietet auf mehreren Ebenen leckeres Street Food, Pizza und andere italienische Spezialitäten. Auch Accessoires für die Feinschmecker-Küche sowie Weine aus der Emilia-Romagna und anderen Regionen gehören zum Angebot. Wir erkunden von unten bis ganz nach oben. Dort residiert die Buchhandlung Feltrinelli. Wir schmökern eine Weile in Kochbüchern – und kaufen eins.

13:30 Uhr: Pasta, die glücklich macht 

Der Magen knurrt und wir haben Lust auf frische Pasta. Außerdem haben unsere Beine eine kleine Pause verdient. Für das Mittagessen gehen wir zu Sfoglia Rina in der Via Castiglione 5/B. Die Trattoria ist seit Jahrzehnten eine Institution für haus- und handgemachte Nudeln. Auf der Speisekarte finden sich die Klassiker der Bologneser Küche: Tortellini in brodo (kleine gefüllte Teigringe in Brühe) und Tagliatelle al ragù (Bandnudeln mit Hackfleisch). Wer es lieber fleischlos mag, ist mit Butter und Salbei Tortellini gut bedient. Keine Frage: Diese Nudeln machen glücklich. 

15 Uhr: Kultureller Streifzug durch Bologna 

Weil Freitag ist, entscheiden wir uns für einen Besuch bei Lucio Dalla. „Oooh cosa sarà“, „Anna e Marco“ und „l’anno che verrà“ – welcher Italien-Fan kennt sie nicht, diese Dalla-Songs? 2012 ist der Liedermacher mit nur 68 Jahren gestorben. Sein Wohnhaus in der Via D‘Azeglio 15 bringt uns den Künstler, dessen Name untrennbar mit Bologna verbunden ist, noch einmal ganz nah. Dort sehen wir viele kleine Objekte, zum Beispiel ein Fragment der Berliner Mauer, unzählige Bücher, Möbel und das Klavier des Musikers. An anderen Wochentagen bietet sich ein Abstecher zum Palazzo Fava in der Via Manzoni an: moderne Kunst, alte Meister und prächtige Fresken des italienischen Malers Annibale Carraci.

Ein Kunstwerk auf der Fassade des Lucia Dalla Hauses. Quelle: Claudio Caridi

17:30 Uhr: Gelato als Aperitif für den Abend 

Jetzt ein Gelato, per favore! Fragt man die Bolognesi nach ihren liebsten Eisdielen, landet die Gelateria Gianni auf den vorderen Plätzen. Wir machen einen Abstecher in die Via Monte Grappa 11/A und probieren ein paar Kugeln – lecker!

Schlemme dich durch die Töpfe Bolognas!

20:30 Uhr: Sterne-Essen in einem der besten Restaurants der Stadt

Bei einem Zwischenstopp im Hotel werfen wir uns richtig in Schale. Denn heute Abend gönnen wir uns einen Besuch im I Portici. Der Guide Michelin hat das Restaurant mit einem Stern geschmückt. Der junge Küchenchef Emanuele Petrosino beglückt Gäste aus der ganzen Welt mit seiner kulinarischen Reise durch die Küche des Landes. Das 5-Gang-Menü ist ein Vergnügen für alle Sinne – von der pikanten Meeräsche bis zum Ausklang mit süßen Winzigkeiten. Günstig ist das Gourmet-Menü im edlen Restaurant nicht, die fünf Gänge kosten 100 Euro pro Person. Dazu kommen die Getränke. Doch das Vergnügen ist seinen Preis wert!

Tag 2: Italien für daheim und Restaurants in Gewächshäusern

10 Uhr: Selbstgemachte Pasta? So geht’s! 

Pünktlich um zehn Uhr stehen wir in der Kochschule Salotto di Penelope. Wir binden uns Schürzen um und los geht’s: Unter professioneller Anleitung kneten wir Teig, schneiden Tagliatelle und formen Tortellini. Dazu bereiten wir gemeinsam mit unseren Mitschülern verschiedene Saucen zu. Am Ende des dreistündigen Kurses lassen wir uns die Pasta-Delikatessen schmecken. Ein wunderbarer Start in den Tag!

Zwei Hände füllen und formen Tortellini. Quelle: Sandra Stoiber

15 Uhr: Leckere Mitbringsel für Genießer

Ob das zu Hause auch so gut klappt mit dem Nudelteig? Vorsichtshalber besorgen wir ein paar typisch italienische Lebensmittel auf dem Mercato delle Erbe. Die hausgemachten Trocken-Tortellini halten sich einige Tage lang. Wir finden sie im Pastificio hinten in der Halle, am Ausgang Via Belvedere. Gleich nebenan kaufen wir Parmaschinken und Parmigiano Reggiano – und freuen uns schon auf eine fröhliche Tischrunde mit Freunden daheim.

Ab 17 Uhr: Entspannen im Gewächshaus 

Nach dem Ausflug in die Welt der italienischen Küche steht uns der Sinn nach einem Spaziergang. Die Arkadengänge (italienisch: portici) bieten dazu reichlich Gelegenheit. Unser Ziel sind aber die Giardini di Margherita. Die Bolognesi lieben ihren Stadtpark – besonders seit aus den alten Gewächshäusern, „le serre“ genannt, hippe Bars und Restaurants geworden sind. Alternativkultur vom Feinsten. Hier werden auch Vegetarier glücklich. Wir lassen es ruhig angehen, trinken einen Smoothie und entspannen im Liegestuhl, bis die Sonne untergeht.

Ab 21 Uhr: Live-Musik und italienischer Wein

Ein sicherer Tipp für das Nachtleben „alla bolognese“ ist das Altotasso an der Piazza San Francesco. Von den Giardini di Margherita läuft man dorthin etwa eine halbe Stunde zu Fuß. Etwas Bewegung ist uns gerade recht. Bevor wir das Lokal ansteuern, statten wir an der Piazza San Francesco den „tombe dei glossatori“ einen Besuch ab – das sind Sarkophage unter gotischen Spitzdachbaldachinen. Anderswo werden so nur Heilige bestattet. In Bologna aber werden mit diesen prachtvollen Grabstätten Universitätsprofessoren aus dem 13. Jahrhundert geehrt. Wenig später im Altotasso: Wohliger Trubel, buntgemischtes Publikum, Live-Musik, tadelloser regionaler Wein zu fairen Preisen und Bier vom Fass. Das kann eine lange Nacht werden. Wir sind bereit. 

Susanne Kilimann

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