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Tag 1: Magische Kultstätten und Hippie-Höhlen

8 Uhr: Palast von Knossos

Im Urlaub früh aufstehen ist hart. Doch um die Magie dieser 4.000 Jahre alten Palastanlage zu spüren, wollen wir vor den Reisebussen eintreffen. Nicht ohne Grund ist der Palast von Knossos Kretas berühmteste Sehenswürdigkeit. Wir wandeln auf den Spuren der Minoer, den Begründern Europas erster Hochkultur. Der Palast wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von dem britischen Archäologen Sir Arthur Evans ausgegraben und teils rekonstruiert. Die Vierflügelresidenz umrahmt einen großen, rechteckigen Hof. Ein großes Treppenhaus führt hinab zu den königlichen Privatgemächern. Auf der anderen Seite erspähen wir durch ein Gitter den kleinen Thronsaal. Seine Wände sind rostrot angemalt und mit mythologischen Tieren dekoriert. Viele weitere Fresken geben Einblicke in Alltag und Kultur der Minoer (die Originale sind übrigens im Archäologischen Museum in Heraklion).

11 Uhr: Wo ein Schriftsteller geboren wurde

Südlich von Knossos wird es schnell ländlich. Olivenbäume und Weinberge schmiegen sich an sanfte Hügel, über denen die markante Silhouette des Yuktas thront. Der Sage nach erinnert sie an das Gesicht des Gottes Zeus, der auch in dem Berg begraben liegen soll. Wir machen einen Abstecher ins beschauliche Myrtia, dem Geburtsort von Nikos Kazantzakis. Der Schriftsteller wurde durch seinen Roman „Alexis Zorbas“ weltberühmt. Im Museum verschaffen wir uns einen Überblick über sein Leben und Werk. Danach stärken wir uns mit einem starken griechischen Kaffee am schmucken Dorfplatz. 

Blick auf die hügelige Landschaft Kretas. Quelle: Heiner Schuch

12:30 Uhr: Vor der Weinprobe

Myrtia liegt mitten im größten Weinanbaugebiet Kretas. Viele Weingüter locken mit Verkostungen, darunter auch das berühmte Anwesen Lyrarakis in Alagni. Doch bevor wir die erste Flasche entkorken, verschaffen wir Hirn und Magen eine Grundlage mit kreativen einheimischen Speisen im edel-rustikalen Restaurant Elia & Diosmos in Skalani. Im Schatten großer Bäume schlemmen wir geschmortes „Minoisches Lamb“ und gegrillten Oktopus mit pürierten Favabohnen.

15 Uhr: Alte Tempeln und Paläste

Leicht beschwingt folgen wir dem Kompass nach Süden und machen uns bereit für geballte Geschichte. Nach etwa einer Stunde Fahrt erreichen wir die antike Siedlung Gortyn. Ihre erste Blütezeit erlebte sie bereits im 5. Jahrhundert vor Christus unter den Dorern. Später machten die Römer Gortyn zur Hauptstadt der Insel Kreta. Zeitweise tummelten sich hier bis zu 250.000 Menschen. Bei einem Spaziergang bestaunen wir eine Sehenswürdigkeit nach der nächsten: die Überreste von 2.000 Jahre alten römischen Tempeln, Bädern, einem Amphitheater, einem Palast und vielen anderen Gebäuden. Das bedeutendste Vermächtnis der Dorer sind die in riesige Steinquader gemeißelten „Gesetzestexte von Gortyn“ – sie zählen zu den ältesten Gesetzen auf europäischem Boden. Auch die Ruine der byzantinischen Basilika Agios Titos aus dem 6. Jahrhundert ist ein Blickfang. Allerdings ist von ihr nur noch die monumentale Ostapsis erhalten. 

Erlebe die Sehenswürdigkeiten Kretas.

17 Uhr: Von Steinzeitmenschen und Hippies

Unser letzter Stopp ist der Küstenort Matala. Wir besichtigen die berühmten Höhlen, die die Felswand über der Sandstrandbucht wie Schweizer Käse durchlöchern. Sie waren bereits in der Jungsteinzeit eine beliebte Wohnadresse, später begruben die Römer dort ihre Toten. Richtig berühmt wurden sie jedoch erst in den 1960er-Jahren, als blumengeschmückte Hippies in Matala eine Kommune gründeten und in den Höhlen lebten. Auch Liedermacher Joni Mitchell und Georg Danzer waren damals mit von der Partie.

Höhleneingänge der Malata Caves Quelle: Felix von Vietsch

20 Uhr: Kretische Küche zum Abendessen

Ein einheimischer Fischer namens Giorgios Germanakis gesellte sich damals zu den Hippies. Sein ehemaliges Wohnhaus ist heute das strahlendweiß gestrichene Restaurant George’s Yard. Wir haben einen Tisch auf der Terrasse reserviert und lassen uns von den wunderbaren deutsch-griechischen Gastgebern mit Wein und moderner kretischer Küche verwöhnen. Die hausgemachte Pasta mit Apaki (traditionelles geräuchertes Schweinefleisch) schmeckt unglaublich gut. 

Tag 2: Teigtaschen und Paläste

10 Uhr: Palast-Rundgang mit Aussicht

Nach einem Cappuccino und Baklava-Croissant in Mama’s Bakery verlassen wir Matala und beginnen Tag zwei mit einem kurzen Rundgang im minoischen Palast von Phaistos. Der Palast ist eine kleinere und im Original belassene Version von Knossos. Die Ruinen dieser Sehenswürdigkeit liegen wunderschön auf einem Bergrücken. Von hier oben haben wir einen tollen Blick über die Messara Ebene und das Idagebirge bis zum Libyschen Meer. 

12 Uhr: Durch die engen Gassen von Spili

Gegen Mittag erreichen wir das hübsche Bergdorf Spili. Wir nehmen uns Zeit und erkunden die engen Gassen. Danach schlagen wir uns im Café Platia mit hausgemachten Teigtaschen und einem griechischen Bauernsalat den Bauch voll und genießen dabei den Blick auf Spilis Wahrzeichen: den venezianischen Brunnen mit seinen 19 Löwenköpfen. 

14 Uhr: Auf Griechenlands größter Insel

Weiter geht’s über die Berge der Insel nach Eleutherna. Die antike Stadt wird seit Mitte der 1980er-Jahre ausgegraben. Die wichtigsten Funde sind in einem Museum ausgestellt, darunter ein fast 3.000 Jahre alter bronzener Schild. Vom Museumsgarten haben wir einen fantastischen Blick auf das Idagebirge und das glitzernde Mittelmeer. 

16 Uhr: Historische Festung in Rethymno

Wir erreichen die Hafenstadt Rethymno, einer der schönsten und lebendigsten Städte Kretas. Sie erlebte ihr goldenes Zeitalter unter den Venezianern im 15. und 16. Jahrhundert. Die Stadt ist auch heute noch von der Architektur dieser Zeit geprägt. Eine sternförmige Festung dominiert ihre Silhouette. Sie wurde zum Schutz vor den Türken gebaut, von diesen aber 1686 nach kurzer Belagerung eingenommen. Wir passieren den wuchtigen Eingang, erkunden kurz die Sultan Bin Ibrahim Moschee und blicken von den Bastionen auf die gesamte Stadt und ihren venezianischen Hafen. 

17 Uhr: Zwischen Moscheen und Löwenkopfbrunnen

Bei einem Streifzug durch das verwinkelte und blumenverzierte Altstadtviertel entdecken wir architektonische Spuren beider Kulturen: hier eine ehemalige Moschee, dort eine elegante venezianische Loggia oder ein Löwenkopfbrunnen. Mit einem Ziegenmilcheis von der Eisdiele Meli in der Hand schlendern wir vorbei an netten Lädchen, schicken Straßencafés und gemütlichen Tavernen zum romantischen Hafen.

19 Uhr: Griechisches Craft Beer und ein letztes Abendessen

Wir läuten unseren letzten Abend in Kreta mit einem einheimischen Craft Beer von der Brauerei Solo im hippen Bricks Beerhouse ein und beobachten das bunte Treiben auf der palmengesäumten Promenade. Zum Abendessen zieht es uns ins hoch gelobte Avli, eine elegante venezianische Altstadtvilla mit romantischem Innenhof. Wir bestellen in Honig und Thymian geschmortes Zicklein sowie Schweinefilet mit Traubensoße und Mizithra Ziegenkäse und lassen die Eindrücke der beiden Tage genüsslich Revue passieren. 

Unser Fazit: Hippies, Römer in der Antike und moderne Museen: Unsere 48 Stunden Geschichte auf Kreta waren unglaublich spannend. Hier lebt Geschichte. 

Andrea Schulte-Peevers

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