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Tag 1 – Bananenbrot, karibische Postkartenmotive und Reggae-Dinner

10 Uhr: Regenbogenfrühstück

Mit guter Laune in den Tag: Ihr startet mit einem Bananenbrot und einem Kaffee in der Rainbow Bakery – die zwar klein und unscheinbar aussieht, aber seit dreißig Jahren fester Bestandteil der karibischen Community ist – Inhaber Julius empfiehlt allerdings gern auch das typisch karibische Frühstück, das aus mit Zimt und Muskat gewürztem Kornmehlbrei besteht. Unbedingt mal kosten, so eine warme mild-würzige Speise im Bauch kann am Morgen sehr guttun. Julius Vater kommt von der Insel St. Lucia und hat die Bäckerei nach seiner Ankunft in London eröffnet. Doch nun erst Mal weiter, es gibt viel zu sehen!

13 Uhr: Afrikanisch-karibische Literatur

Über Finsbury Park geht es zum New Beacon Buchladen, den der aus Trinidad stammende Dichter, Publizist und Zivilrechtler John La Rose gegründet hat. Seit 1966 war der Buchladen in der britischen Hauptstadt nicht nur der Standort für ein beeindruckendes Archiv afrikanisch-karibischer Zeitgeschichte, sondern auch Treffpunk für Intellektuelle und Aktivisten. Neben Büchern gibt es auch Postkarten mit karibischen und afrozentrischen Motiven sowie Spielsachen. Bevor es wieder kulinarisch wird, könnt ihr euch noch etwas die Beine in den nahegelegenen Woodberry Wetlands vertreten. Einem kleinen, unter Naturschutz stehenden Feuchtgebiet mit seltenen Tier- und Pflanzenarten, mitten in der Stadt.

Viele Bücher unterschiedlicher Größen und Farben stehen nebeneinander mit Blick von unten. Quelle: Tom Hermans

16.30 Uhr: Kurztrip mit Koch und Kunst

An der Bushaltestelle „Woodberry Grove“ direkt an den Wetlands steigt ihr ein in den Bus nach Camden zum Mango Room, eines der elegantesten pankaribischen Restaurants in London. Schauspieler Samuel L. Jackson und die Spice Girls gehen hier ein und aus. Es gibt Tagesempfehlungen wie die Meeresfrüchteplatte mit Reggae oder Camdens berühmten Curry-Hammelbraten mit Ska. Nicht zu verachten sind übrigens auch die Rum-Cocktails.

Stücke einer Mango liegen auf einem roten Tuch. Quelle: Leopoldo Colon

20 Uhr: Reggae Vibes

Mein Tipp zum Ausklang des Tages: Jeden Donnerstag gibt es in der Troy Bar eine Reggae-Nacht mit Liveband, wo stille Füße tabu sind. Egal ob Roots Reggae oder auch mal Hip-Hop: Die Beine scheinen sich hier jedes Mal selbständig zu machen. Außerdem ist der Club so klein, dass ihr die Musiker und ihre Songs auch ganz nah aus der ersten Reihe erleben könnt.

Beleuchtete High Head eines Schlagzeugs in einem Club. Quelle: Israel Palacio
Mach dich jetzt auf in die Karibik – mitten in London.

Tag 2 – Knallbunte Anzüge, afrobritische Fotoarchive und zeitgenössisches Theater

10 Uhr: African Fashion auf dem Markt in Brixton

Mit der schwierigen Wahl zwischen den vielen Delikatessen, viele davon mit Kokos, beginnt der Tag in der First-Choice-Bäckerei in Brixton. Die Adresse ist vor allem für ihre leckeren Pasteten, die es mit Rind, Huhn, Lamm, gesalzenem Fisch oder Gemüse gibt, bekannt. Ich empfehle eines der Dough Breads, eine Art Butterteigbrot und dann wartet auch schon das nächste farbenfrohe Wirrwarr.

11 Uhr: Kunterbuntes Fashion-Abenteuer

Farben statt bedeckte Töne – Das ist das Motto auf dem Markt African Queen Fabrics (Brixton Village, 29-31 Granville Arcade Atlantic Road, London SW9 8PR). Hier gibt es die buntesten west-afrikanischen Kleider mit auffälligen Mustern. Wieso nicht einfach mal reinschlüpfen in einen knallgelben Anzug mit blauen Pfauenaugen?

14 Uhr: Geschichte tanken

Beim Windrush Square schaut ihr bei den Black Cultural Archives vorbei. Auf den Fotos von Neil Kenlock aus dem England der 1960er und 70er Jahre beeindrucken mich besonders die teilweise sehr privaten Einsichten in Alltag, Arbeit und antirassistische Bürgerbewegung im Leben der karibischen EinwanderInnen, die das Leben in London so bereichern.

Ab 17 Uhr: Theater für Augen und Ohren

Wenn ich mit meinen Freunden ein tagesaktuelles Kulturprogramm für den Abend plane, nutze ich dafür diese Internetseite. Hier findet ihr eine Übersicht über alle Londoner Theateraufführungen des britisch-afrikanisch-karibischen Genres, sowie Nachrichten aus der Theaterszene, Interviews oder Kritiken. Wie wäre es mit einem Musical im denkmalgeschützten Aldwych Theatre? Wippende Füße bucht ihr quasi gleich mit!

Tag 3 – Auf den Spuren von Nina Simone, Bob Marley und Co.

11 Uhr: Durch Londons afrikanisch-karibische Geschichte schlendern

Zum Auftakt des letzten Tags des Kurztrips geht es ins bunte Notting Hill. An den vielen kleinen Läden der Portobello Road vorbei, gönnt ihr euch heute mal ein deftiges Frühstück: karibische Fischburger und Maniok-Pommes im Rum Kitchen. Denn in der Karibik kommen durchaus auch mal warme Speisen auf den Frühstückstisch. Bis 1992 war dieser Ort als Mangrove Restaurant bekannt und ein Zentrum der afrikanisch-karibischen Zivilrechtsbewegung aus London. Nina Simone und Bob Marley waren hier Gäste.

13 Uhr: Musik zum Lunch

Um den Schallplattenladen People's Sound in Notting Hill zu finden, braucht ihr keine Karte. Den Laden, der laut den Erinnerungen der Leute schon immer hier war, hört man schon von Weitem. Also einfach immer dem Bass nach! Hier gibt es auf vielen kleinen gepressten Singles Reggae direkt aus Jamaika, aber natürlich auch Platten und CDs aus London. Ob ihr euch mit Reggae schon auskennt oder gerade erst anfangt: Das ist der geeignete Ort, um in die jamaikanische Musik abzutauchen.

15 Uhr: Stahlhart trommeln

Wer sich selbst in den karibischen Klängen einer Steel Drum verlieren will, bucht eine Stunde beim Steel Pan Trust. Die im letzten Jahrhundert auf Trinidad und Tobago aus großen Stahltonnen geschlagenen Trommeln sind inzwischen weit etabliert. Damit lässt sich alles spielen, was Noten hat. Der glockenähnliche Ton begeistert nicht nur während des Karnevals. Der Steel Drum Trust verkauft übrigens auch Drums im Koffer zum Mitnehmen und schickt euch damit im Anschluss an euren Kurztrip London auf den Weg zum sicheren Ruhm – solange ihr gut übt!

Mehrere Menschen stöbern in einem Schallplattenladen. Quelle: Anthony Martino

Mein Fazit: London ist eine der multikulturellsten Städte Europas. Die karibischen Einflüsse öffnen neue kulturelle, kulinarische und historische Perspektiven auf die Stadt.  

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