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Das ursprüngliche Bangkok in Talat Noi

Meine Erkundungstour durch historische Viertel der thailändischen Hauptstadt starte ich in Chinatown. Dieser Stadtteil besteht nicht nur aus dem Sampeng-Market und den Neonschildern der Yaowarat Road, im authentischen Talat Noi entdecke ich auch alte Ladenhäuser und chinesische Tempel. Der Geruch von unzähligen Räucherstäbchen steigt mir in die Nase und weist mir den Weg zum nächsten Schrein. Ich schlängle mich durch das Gewirr der kleinen Gassen und muss aufpassen, dass ich mich nicht verirre. Aber da ist es: ein über 200 Jahre altes chinesisches Herrenhaus auf der östlichen Chao-Phraya-Flussseite. Das für Bangkoker Verhältnisse uralte So Heng Thai befindet sich in Familienbesitz. Um sich den Erhalt leisten zu können, haben die Eigentümer im Innenhof einen Pool gebaut und bieten mitten in der thailändischen Hauptstadt zertifizierte Tauchkurse an. Hier trifft eindeutig Moderne auf Tradition! Nach Tauchen ist mir allerdings gerade nicht. Ich genieße lieber die Atmosphäre bei einem eiskalten Thai-Milchtee im Minicafé am Schwimmbecken. Nebenan im River View Guest House, so erfahre ich, gibt es schöne individuelle Zimmer und ein Frühstück mit Aussicht von der Dachterrasse nicht nur für Übernachtungsgäste.

Traditionelle Räucherstäbchen-Töpfe in Bangkok. Quelle: STEVEN TAN
Blick über den Chao Phraya von Bangkok mit traditioneller und moderner Architektur am Horizont. Quelle: Marie Martin

Bang Rak – wo innovatives Design auf alte Gemäuer trifft

Südlich an Chinatowns Talat Noi schließt sich das Kreativviertel Bang Rak an. „Kreativviertel“ klingt erstmal nicht nach Tradition, doch tatsächlich ist Bang Rak einer der ältesten Bezirke der Stadt. Das Viertel steht bisher in keinem Reiseführer und zählt offiziell auch nicht zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Dementsprechend freue ich mich, keinen auf Hochglanz polierten Stadtteil zu entdecken, denn das macht ja gerade den Reiz aus. Die noch etwas unfertige Mischung aus Kolonialstil und Innovation verbindet sich hier zu einem einzigartigen Ambiente. Sein Herzstück ist eine Architekturperle – Bangkoks früheres Hauptpostgebäude. Dort ist erst 2017 das Thailand Creative and Design Centre (TCDC) eingezogen. Von der Dachterrasse des altehrwürdigen Gebäudes habe ich als Kontrast eine tolle Aussicht auf die Wolkenkratzer des Finanzviertels der Stadt. TCDC ist ein Mix aus Design-Bibliothek, Materialsammlung und Werkstätten. Touristen bekommen gegen Vorzeigen des Reisepasses einen Tageszugang. Neben dem TCDC finde ich das nächste Highlight: Das Warehouse 30, ein altes Warenhaus, bietet eine Fundgrube für Ideen und Geschenke mit einem Mix aus Workspace und Hipsterladen. Der ideale Ort, um nach ausgefallenen Souvenirs Ausschau zu halten. Kreativ und modern geht es weiter: Hinter dem Warenhaus in der Charoen Krung Soi 32 entdecke ich eine Wand, die Straßenkünstler beim Streetart-Festival 2016 verschönert haben.

Kleine Tische und Stühle laden in Bangkok in rustikalem Ambiente zum Streetfood-Lunch ein. Quelle: Chris Schalkx
Wo Kolonialarchitektur junges urbanes Design trifft. Entdecke jetzt eine andere Seite Bangkoks.

Kunst und Kolonialgebäude am Chao-Phraya-Fluss

Als Kunstliebhaber ziehen mich auch die unzähligen Galerien von Bang Rak mit ihrer modernen und antiken Kunst an. Die Ausstellungen sind vor allem am Fluss, aber auch quer über das Stadtviertel verteilt. Ich muss leider einsehen, dass es unmöglich ist, alle davon an einem Tag zu besuchen. Eine kompakte Kostprobe finde ich in der River City mit einigen Ausstellungen und vielen interessanten Antikläden. Das Kaufhaus selbst ist ein junger Glas-Beton-Bau, der einen modernen Kontrast zu den antiken Schätzen bildet, die hier erhältlich sind. Genau umgekehrt ist dieses Architektur-Stück im O.P. Place zu finden. Ich schlendere durch Galerien mit zeitgenössischer Kunst, die in einem restaurierten Gebäude im Kolonialstil und im zugehörigen O.P. Garden untergebracht sind. Generell stehen die meisten Kolonialbauten direkt am Fluss. Ein Highlight ist die Assumption-Kathedrale im französischen Design. Auch Frankreichs gut erhaltene Botschaft ist eines der schönsten Bauwerke im Kolonialstil. Ich finde, sie wirkt besonders stark im Vergleich zum noch nicht restaurierten alten Zollgebäude direkt daneben.

Kontrast aus traditioneller Thai-Architektur vor modernem Hochhaus. Quelle: Arisa Chattasa

Traditionell oder modern essen – die Charoen Krung Road verbindet

Jetzt meldet sich langsam mein Magen. Aber auch für den Hunger habe ich die Wahl zwischen traditionell und modern. Entlang Bangkoks ältester Straße Charoen Krung südlich vom TCDC warten mehrere alteingesessene Thai-Restaurants auf Gäste. Hier gibt es vor allem thai-chinesische Gerichte. Aber auch muslimisch-indische Currys wegen der nahen Bangkok-Moschee und dem Hindu-Tempel. Viele dieser Familienrestaurants blicken auf mehrere Generationen zurück. Die bekanntesten liegen südlich der Silom Road Richtung Bang-Rak-Markt. Hippe Cafés und Restaurants mit junger Gastronomie sind moderne kulinarische Alternativen. Im 80/20 gibt es innovative Thai-Style-Tapas und im kleinen Little Market amerikanisches Essen. Auch in puncto Nachtleben ist die Straße dabei, sich neu zu erfinden. Ich lasse meinen Tag ganz hip im neuen Mini-Kneipenviertel um die Charoen Krung 28 ausklingen. Zum Anstoßen wähle ich Cocktails in der Tikibar Tropic City und danach ein Bier in der Soy Sauce Bar. Weil Wochenende ist, habe ich das Glück, hier den Auftritt einer lokalen Indie-Band zu erleben. 

Tipp

Aktuelle Informationen und Veranstaltungen für eine Städtereise durch die Designviertel Bangkoks sind unter creativedistrictbangkok.com zu finden. 

Blick zur Spitze des Wat Arun in Bangkok. Quelle: Matthew de Lange

Mein Fazit? Meine nächste Städtereise nach Bangkok möchte ich um eines der vielen Events herum planen, etwa im Februar zur Bangkok Design Week. 

Florian Blümm

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