Shopping in Nürnberg: Begegnungen mit Lebküchnern, Trommelbären und Nerds
Nürnberg und Shopping? Nicht ohne die besten Lebkuchen der Stadt!
Die bekannten Einkaufsmeilen und -zentren, wie die Breite Gasse oder das City Point Nürnberg, lasse ich links liegen. Ich starte stattdessen mit einem echten lokalen Original: dem edlen Elisenlebkuchen. In der Lebküchnerei Düll, Mathildenstraße 28, macht sich Holger Düll schon frühmorgens ans Werk. Bis zu 3.000 Lebkuchen backen er und sein Team täglich frisch. Sie rösten Nüsse im Backofen, schlagen Eiweiß und Zucker über offener Gasflamme im Kupferkessel auf, formen jeden Lebkuchen mit dem Lebkuchenstreicher und tunken das fertige Gebäck in allerfeinste, belgische Schokolade. Lecker, da bekomme ich selbst mitten im Sommer Lust auf Weihnachten! Das Rezept ist streng geheim, aber so viel sei verraten: Nur beste Zutaten kommen in den Teig und auf Chemie wird komplett verzichtet. „Wenn ich mir schon die Arbeit mache, dann möchte ich mit edlen Produkten arbeiten“, sagt mir Düll. Er ist einer der wenigen Lebkuchenbäcker in Nürnberg, die noch handwerklich arbeiten. Bäcker wie er heißen in Deutschland übrigens per Definition "Lebküchner". Es entstehen saftige, honigsüße Leckerbissen, die ganzjährig gefragt sind. Nicht zuletzt, weil Düll gerne experimentiert und mit fruchtigen Toppings aus Orangen- oder Erdbeerschokolade überrascht. Doch das Lebkuchenhandwerk ist nicht das einzige, das in der Stadt Geschichte hat.
Heile Welt aus Nürnberger Blechspielzeug
Traditionsgewerbe gibt es auch im Handwerkerhof im alten Waffenhof, gleich hinter der Stadtmauer gegenüber vom Hauptbahnhof Nürnberg: im Blechspielzeugladen von Alexander Baier. Die Geschichte seines Spielzeug-Formats reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück, als Puppenmacher aus Ton-Figuren Mönche oder Reiter anfertigten. Um die 500 Jahre später nahmen sich reichsstädtische Kunstdrechsler und Metalldreher der Sparte an und fertigten bunte Blechdosen, -tiere oder -autos. Und auch heute bekomme ich beim Anblick von Baiers Sortiment große Augen. Er selbst nennt es „Toys for old boys“: Miniatur-Versionen von VW-Käfern, Opel P1 oder Citroëns „Ente“, Märklin-Eisenbahnwaggons, schwebende Doppeldecker oder Trommelbären – alles aus Blech und mit viel Liebe für winzigste Details. Eine bunte, heile Welt hat sich im Blechspielzeugladen mittlerweile den letzten Zentimeter erobert. Vorne findet sich käufliche Ware aus aktueller Produktion. Den hinteren Raum nennt Baier sein „Museum, das keinen Eintritt kostet“. Unzählige Antiquitäten und Raritäten warten hier auf Nostalgiker und Sammler.
Fränkische Superhelden im größten Comic-Fachgeschäft von Nürnberg
Kenner und Comic-Nerds fühlen sich dagegen in der Sterngasse 2 wie im Paradies. Hier trete ich ein ins Reich von Superman & Co. Das Geschäft Ultra Comix ist eine Fundgrube für alle, die bei Comics nicht nur an Donald Duck und Micky Maus denken. Und für jene, die es kaum erwarten können, ihre Leidenschaft für Sammelkarten, Brett- und Rollenspiele oder Science-Fiction und Fantasy-Bücher mit anderen zu teilen. Denn hier finden regelmäßig auch Spiele-Events und Turniere statt. Das Publikum fachsimpelt leidenschaftlich über die besten Superhelden, aber ich mache mich auf zum nächsten prickelnden Tipp.
Nürnberger Biergenuss vom Feinsten
Einmal quer durch die Nürnberger Altstadt bummle ich bis zur Hausbrauerei Altstadthof mit Brauereiladen in der Bergstraße. Öffnungszeiten übrigens bis spät abends. Hier gibt es vor allem Spezialbiere aus Bio-Rohstoffen, die selbst hier in „Bier-Franken“ als besonders gelten. Etwa das traditionelle – aber dennoch über die Jahre ausgestorbene – Nürnberger Rotbier, das durch Braumeister Reinhard Engel wieder zum Leben erweckt wurde: ein süffiges, leuchtend-kupferfarbenes, naturbelassenes Bier, das nach acht Wochen Reifung in Fässer oder die traditionellen Ein-Liter-Bügelflaschen abgefüllt wird. Sehr lecker! Auch Nürnberger Schwarzbier, Helles Lager und hochprozentige Destillate warten hier auf Craft-Beer-Fans und Whisky-Connaisseure. Nach ausführlichen Kostproben folgt Appetit. Ich genehmige mir eine Bratwurst im Senfladen nebenan und studiere das Angebot: Bis zu 230 verschiedene Mostrichsorten gibt es hier! Hausbrauerei und Senfladen gehören übrigens zu den Nürnberger Meisterhändlern, einer Initiative von Nürnberger Traditionsgeschäften.
Handtaschenträume und Glücksgarantie
Auch modisch hat Nürnberg einiges für mich zu bieten. Gleich neben dem Altstadthof wartet der Laden Bohne & Kleid auf mich, ein Concept Store für ausgefallene Kleidung, Schmuck, Taschen und trendige Gegenstände. Ich lasse mir die neuen Trends aus aller Welt zeigen, bevor es ebenso modisch weiter geht bei der nächsten Station.
Etwas weiter am Weinmarkt fertigt Feintäschner-Meisterin Karin Suchanka farbenfrohe Handtaschenträume, in die ich mich sofort verliebe. Ich bewundere das handwerkliche und gestalterische Können der Inhaberin und muss mich schweren Herzens verabschieden, denn es treibt mich weiter. Diesmal nach Gostenhof, zur Fachmarie – der Glücksboutique. Ein Tipp für alle, die auf der Suche nach kreativen (Geschenk)Ideen sind. Das Konzept: In der Glücksboutique können Künstler, Designer und Bastler aus Nürnberg Kleiderstangen, Postkartenständer oder Regalfläche mieten und so ihre Ideen an die Kundschaft bringen. Ich kaufe einen Rock und gehe mit dem glücklichen Gefühl nach Hause, ein handgemachtes Einzelstück mein Eigen zu nennen.
Mein Fazit? „Shopping in Nürnberg" steht nicht nur für „einkaufen". In vielen Läden werden Besucher von leidenschaftlichen Betreibern in bunten Themenwelten erwartet – ein herrlicher Ausflug.