'Daumen hoch': Taste für positives Feedback
4 Min. estimated reading time.

Reiten auf der Hasewelle

Nach einem ausgiebigen Frühstück im Herr von Butterkeks geht’s zum Wellenreiten. Ich bin zum Glück in Osnabrück, denn hier geht das: Auf der nach dem Fluss Hase benannten Hasewelle in einem Sportgeschäft kann man wirklich aufs Surfbrett steigen – mitten in der Innenstadt von Osnabrück. Wer sich nicht auf die Welle traut, kann auch einfach auf der Tribüne am Beckenrand Platz nehmen und den tollkühnen Wellenreitern zuschauen. Ich ziehe heute den Platz im Trockenen vor.

Eine Frau steht auf einem Surfbrett und surft auf einer Welle. Quelle: mauritius images / Alamy / Josu Ozkaritz, mauritius images / Alamy / Josu

Suppen-Prinz und Schmales Handtuch

Anschließend schlendere ich durch die Altstadt von Osnabrück. Ich weiß auch schon genau, wo ich meinen knurrenden Magen füllen werde: beim Suppen-Prinz auf dem Wochenmarkt am Dom heißt es: „Futtern wie bei Muttern“. Die Erbsensuppe und natürlich viele andere Eintöpfe und Gerichte sind köstlich. Ich gönne mir noch ein Kaltgetränk im Schmalen Handtuch – allein wegen des Namens dieser Pinte.

Tipp

Wenn euch die Suppe trotz der riesigen Portionen nicht satt gemacht hat, könnt ihr keine hundert Meter weiter in der Pommesmanufaktur Bio-Fritten aus frisch geschälten Kartoffeln essen.

Mir ist es eher nach einem starken Kaffee. Den trinken Einheimische am liebsten in einem der beiden Barösta-Läden, wo man übrigens auch wunderbar frühstücken kann. Für viele der 27.000 Studierenden in der Stadt ist die Redlingerstraße ein beliebter Treffpunkt.

Bummeln durch die Redlingerstraße

Fast egal, wen man in „Osna“, wie die Einheimischen ihre Stadt liebevoll nennen, fragt – die Redlingerstraße wird von allen in den wärmsten Worten als Einkaufsstraße der etwas andere Art empfohlen. Mich zieht es in „Die Neunte Kunst“, einen Comicladen mit urigem Besitzer, der alle Comics dieser Welt auswendig zu kennen scheint. 

Abseits des Mainstreams

Ich stöbere noch ein bisschen weiter und lese die Dutzenden Aufkleber auf der rot-umrandeten Glastür des Café „Tiefenrausch“. Bei „Wish you were beer“ muss ich schmunzeln. Was ich fast schon vergessen hatte: In Niedersachsen darf man in vielen Kneipen noch rauchen. Das kann man gut finden. Mir stinkt es eher. Doch die Redlingerstraße ist genau das, was man abseits des Mainstreams und der immer gleichen Fußgängerzonen sucht: schnuckelige, inhabergeführte Geschäfte mit Liebe zum Detail, Fairtrade-Klamotten aus tiefer Überzeugung und selbstgemachte Leckereien.

Erlebe die andere Seite der Osnabrücker Innenstadt!

Weiter geht’s zu Shock Records, einem wunderschönen Plattenladen mit angeschlossenem Café. Der Besitzer hinterm Platten-Tresen, den hier viele nur „Bibi“ rufen, verspricht Kunst, Musik, Kultur in seinem Laden – und das Versprechen hält er auch. Eine kurze Pause am Ufer der Hase am Herrenteichswall und eine Waffel im Traditionscafé Leysieffer gehören zu einem Tag in Osnabrück einfach dazu.

Fachwerkhäuser am Ufer der Hase in Osnabrück. Quelle: mauritius images / Torsten Krüger, mauritius images / Torsten Krüg

Wo Kitsch auf Kult trifft

Dann darf es wieder etwas alternativer werden: Eine wahre Sehenswürdigkeit ist in Osnabrück das rührige Laientheater Probebühne. Wer das Original der Osnabrücker Kulturlandschaft live erleben will, muss allerdings weit im Voraus Karten buchen. Danach gehe ich zum Aufwärmen ins Trash. Der Laden liegt ein wenig außerhalb der Stadt in Bahnhofsnähe. Von außen ist er eher unscheinbar, ein Holzzaun schützt das Innenleben vor neugierigen Blicken. Drinnen erwartet mich eine visuelle Offenbarung mit einer Kirchen-Kanzel als DJ-Pult, Bildern und Geweihen an der Wand. Hier trifft Kitsch auf Kult.

Die Nacht zum Tag machen

Mit dem Begriff „Kult“ sollte ich sparsam umgehen. Er trifft aber wohl selten so den Nagel auf den Kopf wie beim Hyde Park. In diesen Club kommen auch heute noch Legenden wie die Hooters oder New Model Army für ihre Konzerte. Ich nehme den Bus der Linie 18 (ab Neumarkt bis zur Haltestelle Süberweg), der nachts zur N18 wird. Die Alternative wäre ein Taxi. Der Park sollte in den 80er-Jahren mal geschlossen werden. Ebenfalls vor der Schließung gerettet wurde die Die kleine Freiheit im alten Güterbahnhof von Osnabrück. Auch hier lässt sich die Nacht gut zum Tag machen.

Fazit: Osnabrück hat viel mehr zu bieten als man denkt. Und auch für Osnabrück-Kenner gibt es noch eine Menge nahezu unbekannter Ecken, die zum Entdecken einladen.

Andere Stories

Vorherige Artikel anzeigen
Nächste Artikel anzeigen