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Appetit holen auf dem Fischmarkt

Wir sind früh aufgestanden. 5:30 Uhr zeigt der Wecker. Aber es ist Sommer und zum Glück schon schön hell. Nur ein schneller Kaffee als Muntermacher im Hotelzimmer, dann machen wir uns auf den Weg. Mein skandinavienbegeisterter Freund und ich sind verrückt nach Seafood und wollen heute dabei sein, wenn die fangfrische Ware aus dem Meer im Göteborger Fischereihafen in der Fischauktionshalle unter den Hammer kommt. Die Straßenbahn 11 (alternativ auch die Linien 3 und 9) bringt uns ab Centralstationen, dem Göteborger Hauptbahnhof, zum Fiskhamnen, dem Fischereihafen. An der Station Stigbergstorget steigen wir aus, nach kurzem Fußweg erreichen wir die Fischauktionshalle. Es ist gerade mal halb sieben. Aber hier herrscht schon Hochbetrieb. Männer und Frauen jeden Alters drängen sich um Kisten mit Makrelen, Heringen, Kabeljau, Garnelen, Hummern und anderen Meeresfrüchten. Mit Kennerblicken nehmen sie die Ware in Augenschein. Sogar Hai ist heute im Angebot.

Blick auf den Fischereihafen von Göteborg in der Morgendämmerung. Quelle: Per Pixel Petersson / Göteborg & Co, Per Pixel Petersson / Göteborg

Was die Fischer der Westküste in der Nacht gefangen haben, wurde im Morgengrauen sortiert, in mit Eis ausgelegte Kisten gepackt und soll nun den Besitzer wechseln. Die Glocke bimmelt. Die Auktion beginnt. Zum Auftakt präsentiert der Auktionator einen Riesenposten Kabeljau. Die flinken Handzeichen der Kaufinteressenten kommen uns vor wie ein unverständliches Ritual unter Geheimbündlern. Mal geht nur ein Finger hoch, mal eine Hand. Schließlich erhält ein Graubärtiger mit Baumwollmütze den Zuschlag und packt drei Kabeljaukisten auf eine Palette. Als einige Zeit später die Hummer unter den Hammer kommen, lacht mein Freund mich an. „Das wär' doch was für uns“, sagt er. Am liebsten würde er, der leidenschaftliche Hobbykoch, so ein Krustentier mit in die eigene Küche nehmen. Bei der Auktion am Fiskhamnen dürfen allerdings nur registrierte Großkunden kaufen. Auf jeden Fall aber hat es Spaß gemacht, das emsige Treiben mal aus nächster Nähe miterlebt zu haben. Und Appetit auf frischen Fisch der leckeren schwedischen Fischküche – den haben wir uns auch schon mal geholt. 

Erlebe das authentische Schauspiel der Fischauktion in Göteborg.

Typisch Schweden: Zeit für Zimtschnecken

Jetzt wird es aber Zeit für ein Frühstück. Wir bummeln durch Majorna, das hafennahe Stadtviertel. Ursprünglich war es ein Arbeiterbezirk, vor allem Werftarbeiter und ihre Familien bewohnten bis weit ins 20. Jahrhundert hinein die dreistöckigen Häuser. Heute ist Majorna ein Kiez im Umbruch – ein bisschen schräg, ein bisschen alternativ und hier und da auch trendig. Nach einem Viertelstündchen stehen wir vor dem Café Biscotti. Der Retrocharme hinter der roten Ziegelwand gefällt uns. Endlich Frühstück – mit frisch gebackenen typisch schwedischen Zimtschnecken und hochverdientem Milchkaffee.

Ein kleines schwedisches Café mit grüner Markise. Quelle: Frida Winter / Göteborg & Co

Frischer Fisch in einer Kirche 

Wir schlendern noch ein bisschen durch Majorna, dann geht’s mit der Straßenbahn zurück in die Innenstadt. In der Altstadt werden die Fische des Göteborger Meeres in stilvollem Ambiente präsentiert – in der Feskekörka, Göteborgs Fischmarkthalle mit Kathedralen-Architektur. Diese „Fischkirche“ ist fast 150 Jahre alt und ein Wahrzeichen der Stadt. Etwa ein Dutzend Händler verkaufen hier Frischfisch, Garnelen, Muscheln und andere Meeresfrüchte. Alles ist so appetitlich arrangiert, auch darum ist die Feskekörka ein gefragtes Fotomotiv.

Blick auf den Gastgarten der Stein-Kirche mit einem großen verglasten Fenster. Quelle: Tina Stafrén/ Göteborg & Co

Eisgekühlte Austern im "Gabriel"

Wir steigen zur Empore hinauf und lassen uns im Restaurant Gabriel verwöhnen. Hier, unterm Dachgebälk, umsorgen Johan Malm – Hipstertyp mit Bart und Basecap – und sein Team die Gäste. Zum Auftakt empfiehlt uns der Chef schwedische Austern. Die werden auf Eis serviert und sind tadellos geöffnet. Denn Johan, ein Naturbursche, hat schon mehrmals die Weltmeisterschaft im Austernöffnen gewonnen. Anschließend steht uns der Sinn nach was Heißem, wir wählen „Gabriels Fisksoppa“, eine Fischsuppe mit einem großen Stück Lachs. Riecht und schmeckt köstlich! Für die Kaffeepause danach zieht es uns in die City.  Auf der Dachterrasse des Hotels Bellora – bei schönem Wetter einer der angesagten Hotspots in Göteborg – lässt es sich wunderbar relaxen.

Eine geschwungene Treppe in einem Gastraum mit gedeckten Tischen und einem Weinregal im Hintergrund. Quelle: Hotel & Ristorante Bellora/Göteborg & Co, Hotel & Ristorante Bellora/Göte
Ein Koch hinter einem Eiskübel hält eine Auster in der Hand. Quelle: Tina Stafrén/ Göteborg & Co
Nahaufnahme von Austern, die auf einem Teller liegen. Quelle: Lars Ardarve/Göteborg & Co

Göteborg für Gourmets

Am Abend fahren wir noch einmal stadtauswärts – unser Ziel ist das Sjömagasinet. Das 400 Jahre alte Lagerhaus an der Hafeneinfahrt ist heute ein feines, in ganz Schweden bekanntes Speiselokal. Auf der Terrasse kann man das Hin und Her der Fähr- und Segelschiffe auf dem Göta älv beobachten. In der Küche hat der schwedische Starkoch Gustav Trägårdh das Zepter in der Hand. Vieles, was unter seiner Regie auf die Teller kommt, basiert auf klassischen Rezepten der schwedischen Küche, die man im Sjömagasinet aber kreativ neuinterpretiert. Einen festen Platz auf der Speisekarte hat der Hummersalat – vom ersten bis zum letzten Bissen bin ich begeistert.

Ein Segelboot im Wasser vor einem rot vertäfelten Restaurant. Quelle: Jennie Smith/ Göteborg & Co

Fazit: Bei der Städtereise in Göteborg sind Fisch und Meeresfrüchte nicht nur Essen, sondern ein Erlebnis!

Susanne Kilimann

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