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Auf schmaler Spur: Unterwegs mit einer alten Dampflok 

Mein Freund und ich wollen einen Tag raus aus Dresden und rein in einen Ort, der uns in die Geschichte zurück beamt – dieses Mal soll es nicht um Dresdner Schloss, Hausmannsturm und Co. gehen. Damit unser Ausflug stilecht beginnt, lassen wir das Auto stehen und steigen in eine 135 Jahre alte Dampflok. Die Lößnitzgrundbahn, die liebevoll auch Lößnitzdackel genannt wird, steht am Kulturbahnhof in Radebeul Ost und verkehrt bis nach Radeburg. Von Radebeul bringt uns die Schmalspurbahn auf direkter Strecke durch den Lößnitzgrund zu unserem Ausflugsziel nach Moritzburg. Die Fahrt ist ein Erlebnis: Der Schaffner in königlich-sächsischer Uniform, das Schnaufen des Zuges und der Kohlegeruch lassen uns in ein anderes Jahrhundert zurückreisen.

Blick über einen Weinhang in Radebeul Quelle: Tony Ostermann

Märchenhafte Kulisse für Filmstars: Das Schloss Moritzburg

Das Jagdschloss August des Starken Schloss Moritzburg verschlägt uns kurz den Atem. Eine Kulisse wie aus einem Bilderbuch oder Film, als wir die lange Schlossallee entlanglaufen, deren Ende das Schloss markiert. Und tatsächlich wird es sogar als Kulisse genutzt: Einst für den Märchenklassiker „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Zuletzt war Hollywood-Star Kristen Stewart zum Drehen hier. Das Märchenschloss steht auf einer künstlichen Insel im Schlossteich und ist umgeben von einer Gartenanlage im französischen Stil mit seltenen Pflanzen.

Blick auf den Weinberg in Radebeul mit blauem Himmel Quelle: Alamy / tagstiles.com
Freue dich auf eine Kutschfahrt vor königlicher Kulisse bei Dresden.

In edlen Kostümen vorbei an Goldledertapeten flanieren

Auch so ein über 300 Jahre altes Schloss braucht mal einen „Tapetenwechsel“. In den kurfürstlichen Gemäuern entdecken wir die Sonderausstellung unter dem gleichnamigen Titel, die einen ganz besonderen Schatz präsentiert: Die Goldledertapeten, die der verschwenderische Kurfürst aus Venedig und den Niederlanden in sein Schloss bringen und damit die Wände tapezieren ließ. Die Ausstellung zeigt den weltweit größten geschlossenen Bestand dieser Tapeten und wir sehen, wie die Restauratoren an der edlen Wandverkleidung arbeiten. Danach wollen wir uns selbst verkleiden: Wir möchten uns fühlen wie August der Starke und eine seiner Mätressen. Also machen wir bei der Kostümführung „Hofgeschwätz“ mit, bei der wir in historischen Ge-wändern durch die prunkvollen Schlossräume wandeln.

Rote Räder an einer historischen Dampflokomotive Quelle: Alamy / LOOL

Noch mehr Lustwandeln im Schlosspark

Aus dem Schloss tretend, liegt uns eine riesige wunderschön angelegte Parkanlage zu Füßen. Der sächsische Kurfürst starb, bevor sie nach seinen Wünschen vollendet werden konnte. Auf unserem Spaziergang kommen wir am Fasanenschlösschen vorbei, das etwa zwei Kilometer vom Schloss entfernt liegt und als Sommerresidenz genutzt wurde. Heute können Besucher hier die kostbaren Möbel, Tapeten und Accessoires verschiedener Epochen bestaunen. Seit 2006 gibt es auch wieder eine Fasanenzucht, die an die vergangenen Zeiten anknüpfen will. Nur wenige Meter weiter stehen wir an einem Miniaturhafen mit Leuchtturm und Mole. Das Besondere: Er wurde im 18. Jahrhundert als Filmkulisse für Seeschlachten gebaut. Heute geht es hier sehr friedlich zu. Wir machen eine kleine Pause am Leuchtturm-Imbiss und lassen unseren Blick über die Filmkulisse schweifen.

Reh im Wildgehege Moritzburg Quelle: Thomas Kunze

Mit Pferdestärken zum Wildgehege

So ganz wollen wir zwei Dresdner uns noch nicht vom Adelsleben verabschieden und das müssen wir auch nicht: Vor dem Schloss stehen überall Pferdekutschen, deren Führer auf neue Passagiere warten. Was darf es sein? Die historische Jagdkut-sche, einen Kremser oder vielleicht sogar eine Postkutsche? Wir steigen in eine normale Kutsche und lassen uns bequem durch die Moritzburger Wald- und Teichlandschaft chauffieren. „Ach, hier gibt es übrigens noch ein sehr schönes Wildgehege“, verrät uns der Kutscher. Das müssen wir auch noch besuchen! Das Wildgehege Moritzburg zeigt vor allem heimische Tierarten wie Wölfe, Luchse, Elche, Wildschweine, Waschbären und Füchse. Die Tiere sind in naturgemäßen und artgerechten Quartieren untergebracht. Auf dem Gelände gibt es außerdem noch einen Kletterwald und eine Falknerei. Aber dafür sind wir grad zu erschöpft und vor allem zu hungrig!

Blick auf das Schloss Moritzburg Quelle: Alamy / Cezary Wojtkowski

Speisen wie August der Starke

In Moritzburg gibt es zahlreiche Restaurants und Gasthäuser, die vor allem Fleisch und Fisch aus den umliegenden Wäldern und Teichen anbieten. Vegane Küche oder Hipster-Cafés findet man hier eher nicht, dafür gehobene oder deftige Küche. Wir entscheiden uns für das Moritzburger Schlossrestaurant, das wie der Name schon sagt, zum Schloss Moritzburg gehört. Das Ausflugsrestaurant bietet regionale Küche und zelebriert die Kaffeekultur, für die nicht nur Wien, sondern auch Sachsen bekannt ist. Wir sitzen an einer langen Tafel umgeben von edler Tapete und goldumrahmten Bildern, über uns wuchtige Kronleuchter. Noch ein letztes Mal tauchen wir ab ins Adelsleben und lassen uns fürstlich bedienen.

Unser Fazit: Es lohnt sich definitiv, auch mal aus Dresden rauszufahren! Ein Trip nach Moritzburg ist ein kurzer Abstecher in die Geschichte, den man am besten mit der Dampflokomotive startet.

Beate Erler

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