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Betreten verboten: Al Capones Rückzugsort auf Palm Island

Gemächlich gleite ich mit dem Tourboot durch das smaragdgrüne Wasser der Biscayne Bay – vorbei an perfekten Stränden und den prächtigen Villen der privaten Luxusinseln. „On your left hand side on Palm Island“, tönt es aus dem Lautsprecher, "you find the house of legendary gangster Al Capone". Als es dem berühmtesten Mafioso der Geschichte in Chicago zu kalt wurde, schlug er 1928 seine Zelte in Miami Beach auf. Dem glamourösen Lifestyle zwischen Art-déco, Spielclubs und den schönsten Hotels mit Aussicht auf Palm Beach wollte er nicht widerstehen.

Aufsicht auf einen kleinen Yachthafen zwischen Palmen und grünem Wasser Quelle: Josh G

Tapas am Pool und spukende Mafiosis im Fahrstuhlschacht

Ein Mittag im The-Great-Gatsby-Stil? Dann sind Afternoon Tapas in der pompösen Außenanlage im Biltmore Hotel Pflicht. Genau dahin mache ich mich nun auf den Weg. In dem über hundert Jahre alten Anwesen mitten in Miami haben schon Hollywoodgröße wie Judy Garland oder Bing Crosby bei glamourösen Gala-Veranstaltungen und Wassershows am Pool und im Garten gefeiert. Auch Capone kehrte hier ein und nutzte standardmäßig eine Suite im 13. Stock. Der Legende nach soll er dort einen „Speakeasy" betrieben haben, einen illegalen Club, in dem Hochprozentiges ausgeschenkt wurde. In den USA herrschte zu jener Zeit Prohibition – striktes Alkoholverbot.

Das Biltmore könnte neben schillernden Geschichten auch massenweise Mafia-Historie erzählen. 1929 kam es hier zu einem heftigen Streit zwischen dem Mafia-Paten Thomas „Fatty“ Walsh und einem seiner Geschäftspartner. Fatty zog dabei den Kürzeren und zahlte mit seinem Leben. Seitdem soll sein Geist im Fahrstuhl und auf der 13. Etage spuken. Gäste berichten von Türen, die sich von selbst öffnen und schließen. Ich bin neugierig und muss unbedingt einen der besagten Aufzüge probieren. Bei meiner Testfahrt funktioniert natürlich alles einwandfrei. Vielleicht ist Donnerstag der falsche Tag? Wer das Biltmore sonntags besucht, kann an einer Tour durch das Hotel teilnehmen. Sogar die zweistöckige Al-Capone-Suite darf besichtigt werden, sofern nicht mit Gästen belegt.

Miamis Strand mit Wachstation unter Gewitterhimmel Quelle: Ryan Loughlin

Des Gangsters liebstes Viertel

Al Capone amüsierte sich gern. Wenn nicht im Biltmore, dann in Clubs in Miamis heutigem Art-déco-District, dem Miami Beach Architectural District, oder im spanischen Viertel Española Way. Das Art-déco-Viertel entstand ab den frühen 1930er Jahren in Anlehnung an die Art-déco-Ausstellung in Paris 1925. Davon hatte Capone nicht viel mitbekommen. Er saß seit 1930 wegen Steuerhinterziehung im Gefängnis. Mit einem Plan in der Hand mache ich eine Self-Guided-Tour durch das Viertel in Miami Beach, das auch Amerikas berühmtester Verbrecher liebte. Mit seinen über 800 historischen Gebäuden ist dieses Gebiet das weltweit größte mit tropischer Architektur. Zugegeben, viele Häuser sind kitschig, trotzdem bleibe ich immer wieder staunend stehen.

Unter dem blauen Himmel Miamis reihen sich Art-déco-Gebäude aneinander. Quelle: Tetra Images

Mafiaflair in einem pinkfarbenen spanischen Dorf

Gerade eben noch von kunterbunten Art-déco-Gebäuden umgeben, befinde ich mich im nächsten Moment auf einer palmengesäumten, mediterran anmutenden Promenade von Miami und habe das Gefühl, in Nizza zu sein. Das historische spanische Dorf Española Way grenzt an das Art-déco-Viertel. Die Häuser sind im europäischem Stil entworfen und wie an der Côte d’Azur in pastell-pink gehalten. Auch hier finde ich Spuren von Al Capone. Im Clay Hotel in der Washington Avenue soll er einen Spielclub betrieben haben. Als er im Januar 1939 aus dem Gefängnis entlassen wurde, war es mit seinem Einfluss in der Unterwelt vorbei. Ruhe suchend und gesundheitlich angeschlagen verbrachte er seine letzten Lebensjahre in seinem persönlichen Rückzugsort auf Palm Island.

An Miamis Küste treffen Hochhäuser, Palmen und weißer Sandstrand aufeinander. Quelle: Aurora Kreativ

Pasta à la Mafia – Al Capones Leibgericht

Zeit zum Abendessen. Der seinerzeit berühmteste Gangster der Welt aß am liebsten Spaghetti mit Walnusssauce. Eine ganz köstliche Variante davon gibt es in der Riviera Focacceria Italiana in Midtown Miami – schmeckt fast wie in Italien. Für eine Mafia-Städtereise ein würdiger Abschluss.

Ausblick auf Miami Beach bei Sonnenschein. Quelle: Ed Derrico

Mein Fazit? Ich liebe Mafiafilme. Doch so nah wie bei dieser Städtereise Miami bin ich dem Big Boss selbst in der ersten Kinoreihe noch nicht gekommen.

Cornelia Lohs

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