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Stadtrundfahrt mit dem oder der Liebsten in der Linie 1

Laut knattert es in den Kurven, heftig schlägt es beim Öffnen der Türen. Heiß verflucht und gleichsam heiß geliebt ist die nostalgische, gelbe Holztram von Mailand. Stolz des italienischen Industriedesigns der 1920er Jahre, fährt sie heute noch auf einigen Strecken der Innenstadt. Einmal eingestiegen in die Tram Linie 1 scheint die Zeit stehen zu bleiben. Während draußen das Verkehrschaos tobt, bringt uns die kleine Straßenbahn zu den romantischsten Orten der Stadt – und das für gerade mal 4,50 Euro, die ein Tagesticket für den öffentlichen Nahverkehr kostet. Los geht die Fahrt am Hauptbahnhof.

Innenansicht der historischen Einkaufsstraße Galeria Vittorio Emanuele II. Quelle: Jordan Pulmano

In luftiger Höhe: Romantischer Panoramaweg vom Dom zur Scala

Langsam ruckelt die Tram durch die quirligen Einkaufsstraßen, herum um den Stadtpark und durch das elegante Goldene Modedreieck bis zur Station „Teatro alla Scala“. Dort ausgestiegen finden wir uns sofort wieder im Sog der Großstadt. Auf der anderen Straßenseite des immer vor Touristen strotzenden Platzes geht es durch einen mächtigen Rundbogen direkt in die glasüberdachte Galerie Vittorio Emanuel II. Jeder kennt sie und jeder läuft durch, zu Stoßzeiten kann es ein ganz schönes Geschiebe sein. Ganz anders ist es hier in luftiger Höhe, denn kaum einer kennt den romantischen Panoramaweg, der oben, auf dem Gebäude, entlang der Glasdächer führt. Vom Platz der Scala geht es bis zum Domplatz satte 250 Meter lang. Ein absoluter Geheimtipp für die Mailand Reise, um gemeinsam den Blick über die Dächer der Stadt schweifen zu lassen.

Blick auf historische Bauten mit verzierten Decken. Quelle: Maddy Sporck
Erlebt eine Tramfahrt, die zur Zeitreise wird.

Kleinstadtromantik bei Veilchen und Rosen im Künstlerviertel

Unser nächster Stopp heißt „Via Cusani“ nur zwei Haltestellen weiter im Künstlerviertel Brera: Beim Schlendern durch die engen Gassen vorbei an schmucken Häuschen mit üppigem Blumenschmuck fühlen wir uns wie entrückt in eine romantische Welt. Ein Muss für alle Turteltauben ist das lauschige kleine Cafè Di Viole e Liquirizia in der Via Madonnina, das eher nicht im gängigen Mailand-Reiseführer zu finden ist. Es gibt keine Internetseite und nur drei Tische, aber Liebende brauchen ja bekannterweise eher wenig Platz. Hier genießen wir zum Kaffee zuckersüße Pralinen, die mit viel Herz in der eigenen Konditorei hergestellt werden.

Kaffee wird in eine Tasse gegossen. Quelle: Devin Avery

Schlendern wir ein bisschen tiefer hinein ins Viertel hinter der Kunstakademie von Brera, treffen wir auf einen besonderen Rückzugsort zum Kuscheln: den Botanischen Garten von Mailand. Eigentlich müsste man sagen, das Botanische Gärtchen, denn es ist wirklich ein recht kleiner Hof, den gewiefte Botaniker sicher in Nullkommanix erkundet haben. Diese duftende und blühende Pflanzenwelt mit herrlichen Rosen und vereinzelten halb verfallenen Stühlen und Bänken ist aber der perfekte Ort für ein heimliches Tête-à-Tête. Mutige Pärchen erfahren auf dem Rückweg gegen Abend bei einer der vielen Handleserinnen im Künstlerviertel, was die gemeinsame Zukunft bringt.

Schöne Frauen: die Brücke der Sirenen

Nach Höhenflug und Pflanzenwelt zuckeln mein Partner und ich gemütlich mit der Tram weiter zum Stadtschloss und zum größten Park von Mailand, dem Parco Sempione. Die Fahrt zur Rückseite des Parks, wo man am Arco della Pace aussteigen kann, ist ein wahrer Genuss. Vom mächtigen Triumphbogen Napoleons führen mich viele verschlungene Wege in den herrlichen Park aus dem 19. Jahrhundert. Tief im Park an einem Ententeich entdecke ich die legendäre Brücke der Sirenen. Die erste Stahlbrücke von Mailand stand ursprünglich am größten Mailänder Kanal, dem Naviglio Grande. Vier reizende, barbusige Jungfrauen schmücken ihr Geländer. Für das 19. Jahrhundert eine zu sinnliche Augenweide und deshalb verbannt an einen abgelegenen Ort. Die warme Abendsonne fällt uns ins Gesicht und die Vögel zwitschern im Hintergrund – hier verschwimmt die Grenze zwischen Romantik und Kitsch.

Kulinarische Bummeltour bei Kerzenschein

Ein i-Tüpfelchen gibt es noch für verliebte Reisende: ein Dinner am Abend bei Kerzenschein in der historischen Tram. Bei einer Fahrt von gut zwei Stunden durch das abendliche Mailand kann man sich tief in die Augen schauen und den Tag Revue passieren lassen. Das Essen ist hier eher Nebensache, das Ambiente aber einzigartig. Eine super Überraschung für die oder den Liebsten!

Eine offene Handfläche vor verschwommenen Lichtern. Quelle: Jordan Whitfield
Blick auf einen historischen Durchgang. Quelle: Angelo Santoro

Unser Fazit: Sich einfach mal gemütlich durch die Stadt fahren lassen und dabei eine große Portion Nostalgie erleben: Das ist der perfekte Start für einen Ausflug voll von Romantik in Mailand.

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