Verliebt in Paris: Romantikreise im Rokoko-Stil
Versailles abseits der Touristenströme: Zeitreise in die romantischen Gemächer der Rokoko-Königin
Ein Park aus kleinen Seen, Springbrunnen und Marmorstatuen, mittendrin das Schloss Versailles. Für uns Kulturfans führt beim Citytrip zu zweit in Paris kein Weg an dem Kulturerbe vorbei. Doch so beeindruckend die prunkvollen Säle sind – von den Menschenmassen haben wir bei unserem Besuch schnell genug. Und so hake ich mich bei meinem Mann ein und wir erkunden die schicke Außenanlage über einen der vielen Kieswege. Je weiter wir gehen, desto ruhiger wird es um uns herum – und der Park etwas wilder. Nach 30 Minuten Fußweg stoßen wir auf unser eigentliches Highlight: das Petit Trianon von Königin Marie-Antoinette. Ähnlich wie wir heute, zog sie sich schon vor knapp 250 Jahren gern vom Treiben im Schloss zurück. Hier im Grünen fand sie ein intimes Domizil, einen Ort, um beste Freunde oder Liebhaber zu empfangen. Beim Rundgang durchs Innere des Trianon verstehen wir, wieso die Königin auch als verschwenderisch oder „Königin des Rokoko" galt. Die Stühle und Bänke sind mit feinsten Stoffen bezogen, ein Flügel steht neben einem gigantischen Kerzenständer aus Gold, überall üppige Kronleuchter, Skulpturen und prunkvolle Kamine. Doch noch beeindruckender als die nachempfundene Einrichtung sind die Wände und Decken. Sie sind bedeckt von grazilen Holzornamenten, Marmoreinsätzen, vergoldetem Stuck und filigranen Malereien, dazwischen Kunstwerke in wuchtigen Bilderrahmen. So ein Schlösschen als Zufluchtsort für laute Tage – das wär schon was. Frühstück ans Bett unter dem goldbestickten Baldachin mit Blick auf das Schloss Versailles: Sie hatte es durchaus sehr nett, die Königin.
Das Einmaleins des Rokokostils – Gold und Drachenfiguren
Das Petit Trianon hat uns Lust gemacht, mehr über die Zeit des Rokoko und seine Kunst zu erfahren. So begeben wir uns auf den Weg zurück nach Paris zum Kunstgewerbemuseum, das sich Gegenständen des täglichen Gebrauchs und Mobiliar aus allen Epochen widmet. Das Musée des Arts décoratifs befindet sich im Nordflügel des Louvre. Während die Massen zur Mona Lisa strömen, steuern wir auf das Kunstgewerbe des frühen 18. Jahrhunderts zu, den Beginn der Rokoko-Epoche. Auf einer Kommode umgeben wildverschnörkelte Kerzenleuchter eine genauso kleinteilig verzierte Standuhr. Daneben eine vergoldete Uhr mit Ornamenten einer Drachenfigur und einem Liebesgott, der gerade einen Pfeil abschießt. Das gesamte Interieur ist mit detailreichem Stil ausstaffiert. In geballter Form erkennen wir hier, wie die Opulenz des Rokoko auf den ersten Blick mit ausschweifenden Kurven und theatralischen Formen beeindruckt. Ein Schild erklärt den Rocaille-Stil – so wird Rokoko im Französischen genannt – als eine Verzierung, die von künstlichen Grotten in französischen Gärten inspiriert wurde. Apropos französische Gärten: Wir könnten etwas frische Luft vertragen.
Auszeit auf der Île de Reuilly: Eine Insel der Ruhe und Romantik
Unser nächstes Ziel ist der Park Vincennes, zu dem uns die Metrolinie 9 bringt. Bevor wir bei der Métrostation Palais Garnier, der Pariser Oper, abtauchen, bleiben unsere Blicke an dem imposanten, goldverzierten Gebäude hängen. Es wurde zwar 100 Jahre nach der Rokoko-Epoche erbaut, erinnert mit seiner Neobarock-Architektur aber typischerweise an den opulenten Rokoko-Stil. Und dann verschwinden wir untertage und erblicken eine halbe Stunde später ein ganzes Stück weiter östlich beim Park Vincennes wieder Pariser Boden. Die Parkanlage wirkt in der Stadt wie eine Erholungsinsel. Bei unserem Rundgang um den See Daumesnil zwitschern die Vögel und plötzlich tut sich vor uns die kleine Île de Reuilly im Wasser auf. Über eine Hängebrücke gelangen wir hinüber, wo uns der Temple Romantique erwartet, ein idealer Ort für ein Picknick zu zweit. Die Rokoko-Schnörkel fehlen zwar an dem kleinen Pavillon, doch so abgeschieden im Grünen hätte er auch der Königin des Rokoko gefallen. Wir haben nur ein paar Schokokekse dabei, doch in unserem privaten Tempel zwischen schnatternden Enten, Schwänen und herrlicher Natur kommt uns dieser Stopp absolut königlich vor.
Cocktails in einer romantischen Welt aus Plüsch
Als die Sonne langsam untergeht, machen wir uns wieder auf den Weg. Diesmal in Richtung des Quartiers Sacré-Cœur. Am Fuße des Berges Montmartre, in einer kleinen Seitengasse, liegt das schicke Hotel Maison Souquet. In dem ehemaligen Bordell versteckt sich heute Paris’ kuscheligste, vom Rokoko inspirierte Bar. Eine Welt aus schwerem Plüsch, die unsere Stimmen gedämpft erscheinen lässt. Hier dominieren dunkle Farben, Rot, Lila und Tannengrün, selbst an den mit Rokoko-Dekor verzierten Wänden und Decken. Neben den roten Sesseln stehen Stehlampen, von deren Schirm ein kleiner Vorhang aus roten Fäden herabhängt. Ich wähle den Cocktail "Belle Otero", einen Drink aus Mezcal, Holunderblütenlikör, Limettensaft und Champagner. Der junge Kellner in schwarzem Anzug und Fliege serviert unsere Drinks in schweren Kristallgläsern auf einem Silbertablett. Wir stoßen auf den prächtigen Tag an und genießen die letzten Stunden in unserem persönlichen Rokoko-Traum.
Wer den Abend hier noch nicht enden lassen möchte, erkundet die Nachbarschaft. Im Vergnügungsviertel Pigalle lässt es sich hervorragend tanzen.
Unser Fazit? Jetzt wissen wir, wie es sich anfühlte, das Leben in Saus und Braus – der prunkvolle Alltag von Königen und Königinnen. Wir sind der Romantik in Paris auf die Spur gekommen: der Rokoko und sein Pomp sind Sinnbild für das Romantik-Klischee. Und auch wenn unsere Romantikreise durch diese einzigartige Pariser-Welt hier endet, kommen wir sicher wieder.