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Eine festliche Ankunft in der bunten Hauptstadt

Schon der Empfang zu Beginn unseres Urlaubs ist fürstlich. Als unsere Fähre aus Portovesme im Südwesten Sardiniens anlegt, sperrt ein Polizist gleich die ganze Straße des Städtchens Carloforte. Wir rollen mit unserem Auto vom Schiff auf den Corso Battellieri. In bunten Bonbonfarben leuchten die Hausfassaden, vor ihnen bilden Platanen ein grünes Dach. Die Einheimischen sitzen im Schatten und schauen sich an, wen die Fähre ihnen heute vorbeigebracht hat. 

Bunte maritime Wohnhäuser vor blauem Himmel. Quelle: Ugo Toldi

Rund 6.000 Menschen leben auf San Pietro und fast alle in der Hauptstadt Carloforte, dem einzigen wirklich bewohnten Ort der Insel. Im Hochsommer, wenn wohlhabende Norditaliener in ihren Häusern im Hinterland von Carloforte Urlaub machen, ist es recht voll. Ansonsten herrscht auf der Insel San Pietro geradezu himmlischer Frieden. Deshalb sind wir hier. Eher zufällig hatten mein Mann und ich das sieben Kilometer südwestlich von Sardinien gelegene Inselchen auf der Karte entdeckt und beschlossen, uns das einmal anzuschauen. Nur wir beide, einsame Strände und ein romantischer Fischerhafen – das klang perfekt. Schon am ersten Abend haben wir das Gefühl, dass dies der Beginn einer langen Freundschaft mit San Pietro werden könnte.

Für Tom Cruise war kein Platz

Wir sitzen im Restaurant „Da Nicolo“ am Hafen. Juniorchef Antonio empfiehlt uns Vermentino, einen Weißwein vom einzigen Weingut San Pietros, und gerät ins Plaudern. Er erzählt, wie er einmal Tom Cruise auf sein Schiff zurückschicken musste, weil im Restaurant kein Platz frei war. „Wir konnten nichts machen“, sagt der Juniorchef des Ristorante und seine Augen blitzen vor Vergnügen. „Jeder Tisch war besetzt. Wir boten Tom Cruise an, ihm das Essen mitzugeben.“

Eine Steintreppe führt unter einem Bogen zwischen Häusern nach oben. Quelle: Barbara ruotolo

Also nahm der Hollywood-Star den von Antonios Vater Nicolo bereiteten Thunfischkaviar, die Pasta mit Meeresfrüchten und das Rinderfilet mit auf seine Yacht, die nur ein paar Schritte entfernt im Hafen lag. Vor allem im August kommen prominente Bootstouristen, die den Trubel von Porto Cervo an Sardiniens Costa Smeralda meiden wollen. Sogar Johnny Depp wurde hier schon gesehen, verrät Antonio. 

Berühmt für köstlichen Thunfisch

Für San Pietro sei der Frühsommer aber mindestens genauso wichtig, sagt Antonio. Die Fischer Carlofortes fahren von Mitte Mai bis Ende Juni raus aufs Meer. Dort fangen sie den Roten Thunfisch, für den die Insel weltberühmt ist. Rund 250 Tiere ziehen die Fischer pro Saison aus dem Wasser. Eine anstrengende Arbeit, für die jede Menge Körperkraft nötig ist. Die Fischer arbeiten wie Generationen ihrer Vorfahren und gefährden durch die traditionelle Arbeitsweise die knappen Bestände nicht. 

Erkunde die sieben Strände von San Pietro.

Frühstück mit Blick auf Hafen und Meer

Am nächsten Morgen starten wir mit einem Frühstück in unserem Hotel mit Meerblick in den Tag. Danach lockt uns Glockengeläut ins Zentrum von Carloforte. Das Portal der Kirche öffnet sich, Menschen strömen auf die Piazza Repubblica. Die Senioren Carlofortes nehmen auf Bänken zwischen Oleanderbäumen Platz, sie plaudern und schauen zu, wie ihre Enkel umhersausen. Die Generation dazwischen genehmigt sich einen Aperol Spritz, junge Paare halten Händchen. Die entspannte Stimmung ist ansteckend. Wir vergessen allen Alltagsstress und genießen das Gefühl, endlich mal wieder Zeit füreinander zu haben. 

Ein Hafen mit angrenzender Strandpromenade und bunten Häusern am Meer. Quelle: Alamy / Alex Genovese, mauritius images / Alamy / Alex Genovese, mauritius images / Alamy / Alex

Ein Strand für jeden Wochentag

Jeden Tag erkunden wir eine andere Ecke, jeden Abend freuen wir uns auf die Rückkehr in unser romantisches Städtchen. Trotz der geografischen Nähe ist manches auf der Insel San Pietro anders als auf Sardinien: Statt Schafherden sieht man hier etwa Reiher und Flamingos durch Salinen stolzieren. An die Salinen grenzen die sieben Strände San Pietros: die Spiaggia Giunco, Punta Nera, Le Colonne, La Bobba, Lugaise, Mezzaluna und La Caletta. Über unseren Lieblingsstrand sind wir uns schnell einig: La Caletta in einer kleinen Bucht an der Westküste ist der schönste und sehr romantisch. Hier breiten wir unsere Handtücher auf dem fast weißen Sand aus und tauchen ins klare Wasser. Später fahren wir zum Capo Sandalo, einer Steilklippe ganz im Westen der Insel, und genießen hier den Sonnenuntergang.

Blick auf den Sonnenuntergang von einer felsigen Steilküste am Meer. Quelle: mauritius images / ClickAlps / Francesco Bergamaschi, mauritius images / ClickAlps / F

Flanieren im Fischerdorf

An unserem letzten Abend lassen wir uns durch Carloforte treiben. Nach Sonnenuntergang wird die Uferstraße zur Flaniermeile des Fischerdorfs. In der Pescheria Sandolo Mario, einer Fischhandlung mit ein paar rustikalen Tischen, lassen wir uns noch einmal Pasta mit Tintenfisch und frittierte Meeresfrüchte schmecken. Aber nicht nur das Essen ist himmlisch. Auch die freundliche, authentische Atmosphäre hat uns verzaubert. Nach unserem romantischen Inselurlaub sind wir sicher: Dieses kleine Juwel vor der Küste Sardiniens werden wir wieder besuchen.

Auf einem Teller wird gebratener Pulpo angerichtet. Quelle: Pannapa Boonjitrakun

Mein Fazit: Auf der kleinen Insel San Pietro finden Romantiker eine neue Heimat abseits des Trubels. 

Stefanie Bisping

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