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Tag 1: Cremige Blätterteig-Teilchen mit Zimt, portugiesischer Café und Oktopus

10 Uhr: Küchengeschichten aus Lissabon

„Die Küche von Lissabon boomt und entwickelt sich ständig weiter. Sie ist ein wundervoller Mix aus Tradition und Moderne: dank kreativer junger Chefs und portugiesischer Familien, die die Traditionen aufrechterhalten.“ So schwärmt Ruthy Meleiro alleine von Berufs wegen. Gemeinsam mit ihrem Mann Marcio hat sie die „Treasures of Lisboa Food Tours“ gegründet. Für mein Wochenende auf den Spuren des portugiesischen Essens ist eine drei- bis vierstündige Tour der ideale Einstieg. Ganz günstig ist der kulinarische Spaziergang durch Lissabon nicht: Pro Person kostet er 60 Euro. Doch es lohnt sich: In den nächsten Stunden lerne ich versteckte Adressen und Geheimnisse der portugiesischen Küche kennen, während wir durch Lissabon schlendern.

Ein Blech mit vielen kleinen goldgelb gebackenen Gebäckstücken. Quelle: Alamy / ilyas Ayub, mauritius images / Alamy / ilyas Ayub, mauritius images / Alamy / ilyas

Lissabonner lieben es morgens süß, also beginnt der Ausflug mit Pastéis de nata, die auch Pasteís de Belém genannt werden: Die kleinen Schalen aus Blätterteig sind mit geflammter Vanille-Creme gefüllt. Je nach Konditorei geben Zitrone, Vanille oder Zimt den Blätterteig-Teilchen noch mehr Aroma. Lecker! Unterwegs durch Lissabon warten noch weitere portugiesische Spezialitäten: ein Olivenöl-Tasting mit Bauernbrot ist köstlich, eine Kabeljau-Krokette, ein Sardinenstück, eine Käseplatte, ein Kabeljau-Ceviche, herzhafte Paprika-Knoblauch-Wurst (Chouriço), herbes „Sagres“-Bier, Wein. Mehr will ich gar nicht verraten, denn das würde die Überraschung kaputtmachen.

15 Uhr: Kaffee und Kirschlikör

„Ich trinke durchschnittlich vier Kaffee pro Tag, das ist normal“, sagt Rita Heleno dos Santos, die ich auf der Food Tour kennenlerne. Mit Kaffee meint sie den winzigen Espresso, den viele in Lissabon auch Bica nennen. Er passt zu jeder Gelegenheit und kostet manchmal nur 70 Cent. Teurer und aufwändiger ist der Galão, ein großer Milchkaffee, gewöhnlich serviert im Wasserglas. Einen Kaffee im traditionellen Ambiente serviert die 1829 begründete Confeitaria Nacional.

Auf einem roten Keramiktablett stehen zwei kleine Espressotassen. Quelle: mauritius images / Alamy / HomoCosmicos, mauritius images / Alamy / HomoC

Eine alkoholische Spezialität gibt es nicht weit entfernt, direkt am Rossio, dem Hauptplatz der Stadt: Es ist der Kirschlikör mit dem Namen „Ginjinha“. Eine Institution in Lissabon ist die Mikro-Bar A Ginjinha. Der Tresen der Bar ist kaum zwei Meter breit. Sitzplätze gibt es nicht. Danach ist Zeit für einen ausgiebigen Stadtbummel durch Lissabon – oder doch lieber ein kleines Verdauungsschläfchen?

18:30 Uhr: Mein Highlight – Oktopus und Fisch zum Abendessen

Mittlerweile habe ich wieder etwas Appetit. Doch ehe ich mir ein Restaurant mit gutem Essen suche, stimme ich mich im Viertel Alfama im Probiershop von Taylor's mit ein wenig Portwein auf den Abend ein.

Auf einem Teller liegen Kartoffeln mit gebratenem Pulpo neben einer gefüllten Auflaufform. Quelle: Alamy / Giovanni Boscherino, mauritius images / Alamy / Giovanni Boscherino, mauritius images / Alamy / Giova

Auf meinem Food-Kurztrip möchte ich etwas Besonderes essen: Oktopus (portugiesisch: polvo). Dafür ist das nahe Restaurant Manjerico Alegre die richtige Adresse. In der Küche des Restaurants wird der Oktopus schön langsam gekocht. Die Kellner servieren hier auch Portugals Nationalgericht Stockfisch (portugiesisch: Bacalhau). Der Fisch, meist Kabeljau, wird heute kurioserweise aus Norwegen oder Kanada importiert und muss lange gewässert werden.

Tag 2: Zwischen klassischer Francesinha und Insider-Adressen

10 Uhr: Knuspriger Auftakt 

Der Mercado da Ribeira/Timeout Market ist zwar sehr voll und recht laut. Doch selbst Einheimische lieben die Pastéis de nata aus der Manteigaria. Ich hole mir eine und beiße hinein. Dabei muss die Blätterteig-Kruste richtig knuspern, die Creme im Anschluss samtig-weich auf der Zunge zergehen.

Schlemme dich durch die Töpfe Lissabons.

11:30 Uhr: Espresso schlürfen mit Aussicht

Neugier treibt mich ins Martinho da Arcada. Das Café-Restaurant ist legendär und existiert seit 1782. Trotz seiner zentralen Lage ist es ein Refugium. Ich schlürfe einen Kaffee am Tresen – mit Blick auf die beeindruckende Flaschenkollektion und ein Wandkachelbild, das einen historischen Ofen zeigt.

13 Uhr: Sattmacher Francesinha

Die Francesinha des Restaurants Puro gilt als die beste in ganz Lissabon. Ich frage mich: Was ist Francesinha eigentlich genau? Die Antwort: ein mit Fleisch und Wurst gefülltes Sandwich, darüber kommt – wie kann es anders sein – geschmolzener Käse. Francesinha ist also ein echter Sattmacher – und noch dazu ein Nationalgericht. 

Blick auf das Castelo de São Jorge auf einem Hügel mit der angrenzenden Altstadt Lissabons. Quelle: mauritius images / Westend61 / William Perugini, mauritius images / Westend61 / W

15 Uhr: Verdauungsspaziergang in der Altstadt

Die Francesinha im Magen verlangt nach einem Spaziergang. Ich trainiere mir die Kalorien in der Altstadt von Lissabon etwas ab. Es geht hoch auf den Burgberg des Castelo de São Jorge und durch die vielen grünen Parks  – zum Beispiel den kleinen Jardim do Torel oder den Jardim Botanico. Die Wege zu den Parks führen durch kleine Gassen und durch größere Straßen, die mir Lissabon von seiner authentischen Seite zeigen. 

19 Uhr: Essen in antiker Umgebung

Erstaunlicherweise knurrt nun schon wieder der Magen und es ist an der Zeit für ein letztes Essen auf meiner Städtereise. Ich suche ein authentisches Lokal, das leckere Gerichte serviert – und finde das Restaurant Arco da Velha. Es punktet vor allem mit einer bodenständigen, portugiesischen Küche und antiker Einrichtung.

Ausblick von einer Terasse mit runden Tischen und stühlen auf den Sonnenuntergang über Lissabon. Quelle: Cultura / Philip Lee Harvey, mauritius images / Cultura / Philip Lee Harvey, mauritius images / Cultura / Phi

22 Uhr: Ausklang in der Rooftop-Bar

Am Cocktail nippen, Leute treffen, Rundumblicke genießen. Das geht in der Rooftop-Bar des Hotels Mundial. Ob klassische Drinks oder kreative moderne Kreationen – die Bar bietet für jeden Geschmack etwas. Der perfekte Ausklang meines Ausflugs.

Dr. Andreas Drouve

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