'Daumen hoch': Taste für positives Feedback
6 Min. estimated reading time. Written by:

8:30 Uhr: Der Ort, der Pampelmuse

Der Name des verschlafenen Distrikts zwischen Port Louis und 3 erinnert an eine Frucht. Und tatsächlich: Pamplemousses im Norden von Mauritius wurde nach der Grapefruit benannt. Sie ist eine Kreuzung aus Pampelmuse und Orange. Die Niederländer brachten die Frucht im 17. Jahrhundert nach Mauritius. Wir sehen rechts und links der Straße aber hauptsächlich Zuckerrohr. Die beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Pamplemousses sind der Botanische Garten und das Zuckermuseum. Wer mehr Lust auf Kultur hat, besucht das Mitte des 19. Jahrhunderts fertiggestellte Château Labourdonnais oder die katholische Kirche Saint François d’Assise. Sie ist die drittälteste Kirche auf Mauritius. Wir werfen heute nur einen kurzen Blick auf das Gotteshaus, denn die erste Station unseres Kurztrips liegt direkt gegenüber.

9 Uhr: Bäume, Blüten und andere Pflanzen

Wir stehen gegenüber der Kirche. Ein schmiedeeisernes Tor trennt uns vom Sir Seewoosagur Ramgoolam Botanical Garden. Der Garten trägt den Namen des ersten Premierministers von Mauritius. Das weitläufige Areal war früher der Garten von Gouverneur Mahé de Labourdonnais, heute stehen hier mehr als 80 Palmenarten aus der ganzen Welt. Uns fasziniert vor allem die mysteriöse Talipot-Palme. Sie blüht nur alle paar Jahrzehnte, dann stirbt sie sofort ab. 

Unsere Blicke bleiben an einer auffälligen Pflanze hängen: dem Leberwurstbaum (Kigelia africana). Seine Früchte sehen wirklich so aus, als hingen Leberwürste von der Decke einer Metzgerei. Essen können wir die „Leberwurst“ nicht, denn die Pflanze soll einer Legende nach die Hütten auf Mauritius vor Wirbelstürmen schützen. Einfach eine Frucht des Leberwurstbaums in die Ecke der Hütte hängen – und schon soll sie auch starken Winden standhalten. Zu den größten Pflanzen zählen die Wasserlilien Victoria Amazonica. Angeblich kann man sogar auf ihren großen Blättern stehen – und das, ohne unterzugehen. Ausprobiert haben wir es nicht. Wir haben uns lieber daran versucht, die verschiedenen Gewürze, die im Garten wachsen, an ihrem Geruch zu erkennen. Leider nur mit mäßigem Erfolg.

11 Uhr: Zu den Wurzeln des Zuckeranbaus

Wir lassen die Palmen und Leberwurstbäume im Botanischen Garten hinter uns. Unser nächstes Ziel ist das keine fünf Autominuten entfernte Zuckermuseum „L'Aventure du Sucre“. Wer bei Museen an langweilige Touren denkt, wird diesen Gedanken hier schnell verwerfen. Eine Führung durch die imposante Fabrik hat absolut nichts mit einschläfernden Vorträgen und verstaubten Ausstellungsstücken zu tun. Wir fühlen uns wie in einem Abenteuerpark. 

Spannend und anschaulich lernen wir Wissenswertes rund um den Zucker und die eng damit verwobene Geschichte der Insel. Wir laufen zwischen gigantischen Zahnrädern und Kesseln hindurch. An Eisenbahn- und Schiffsmodellen verfolgen wir den Weg des Zuckers. Auch Kinder haben Spaß: Sie spielen und puzzeln sich an verschiedenen Stationen durch die einzelnen Produktionsschritte. Zum Abschluss der Tour probieren wir einen kleinen Schluck Rum, unraffinierten braunen Zucker, Marmelade und Honig. Wer mag, kann auch Mitbringsel kaufen.

13:30 Uhr: Aus der Fabrik auf den Tisch

Zum Mittagessen geht’s ins Restaurant Le Fangourin direkt neben dem Museum. Von der Veranda aus blicken wir bis zu den Bergen am Horizont. Der Lobster-Salat schmeckt köstlich und, wie kann es auch anders sein, Zucker spielt eine große Rolle im Restaurant. Mein zuckersüßes Highlight: die Crème brûlée zum Nachtisch.

15 Uhr: Auf den Spuren des Tees

Wir setzen unseren Weg gen Süden der Insel fort. Weniger als eine Stunde fahren wir bis Bois Chéri. Hunderte Hektar von Plantagen zieren die Landschaft. Angebaut wird aber kein Zuckerrohr, sondern Tee. Die örtliche Teefabrik ist die einzige auf der Insel. Auf einer 30-minütigen Werksführung erfahren wir alles rund um Tee. Wie wird Tee gehäckselt und getrocknet? Wie erhält er sein intensives Aroma? Wie landet er im Teebeutel? Mein Tipp: unbedingt eine Führung machen. Man kann zwar auch allein durch das Museum spazieren, da die wichtigsten Infos auch über Videos vermittelt werden. Doch nur bei der Tour geht es mit dem Auto einen Hügel hinauf zur Kostprobe des Tees. Im Kolonialstil-Ambiente probieren wir verschiedene Teesorten, von Kokosnuss über Vanille bis hin zu schwarzem Tee. Die Probe ist im Eintrittspreis inbegriffen, die Kekse auch. Nur die kleinen Pfannkuchen kosten extra.

Blick auf eine weitläufige Teeplantage an einem goßen See mit Palmen. Quelle: Darren Harris / EyeEm Mobile GmbH, Darren Harris / EyeEm Mobile Gmb

17 Uhr: Hindu-Gottheiten am Vulkankrater

Weiter geht es Richtung Westen. Am See Grand Bassin machen wir einen kurzen Stopp. Am Ganga Talao in der Mitte des Sees wachen die Statuen von Hindu-Gottheiten über den mit Wasser vollgelaufenen Vulkankrater. Am Ufer verteilen sich kleine, farbenprächtige Hindutempel.

18 Uhr: Der Black River Nationalparks

Unser Kurztrip neigt sich langsam dem Ende entgegen. Wir passieren den Black River Gorge National Park. Eine halbe Stunde hinter dem Nationalpark staunen wir nicht schlecht. Wir erreichen die siebenfarbige Erde in Chamarel. Ein unglaubliches Naturschauspiel! Blau, Lila, Rot, Braun, Ocker und unzählige Schattierungen der Farbtöne. Es fällt uns schwer, die genaue Anzahl an Farben zu bestimmen. Geologen haben sieben verschiedene Erden ausmachen können, die durch vulkanische Aktivitäten miteinander vermischt wurden. Den bunten Untergrund und den tiefgrünen Regenwald bestaunen wir von verschiedenen Aussichtspunkten. Wir stellen schnell fest: Den allerschönsten Blick haben wir von einem mehr als 80 Meter hohen Wasserfall.

Blick auf die rote Erde in der Berglandschaft von Chamarel. Quelle: Matt Heal / EyeEm Mobile GmbH

Einen letzten Ausflugs-Tipp habe ich für euch: Neben Tee- und Zuckerrohr-Plantagen gibt es auf Mauritius, genauer in Chamarel auch Kaffee-Plantagen. Auf der Insel sind sie der Pilgerort für Kaffeejunkies. 

Unser Fazit: Am Ende des Kurztrips denken wir noch immer an den Leberwurstbaum. Die kuriosen Früchte des Baums haben sich in unsere Erinnerung gebrannt. Doch auch die Tee- und Kaffeeplantagen sind unglaublich beeindruckend.

Bernhard Krieger

Andere Stories

Vorherige Artikel anzeigen
Nächste Artikel anzeigen