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Wer ist der Mann, den die Menschen in Lissabon so verehren?

Der heilige Antonius, dessen bürgerlicher Name Fernando de Bulhões lautete, ist der Stolz der Einheimischen. Er wurde unweit der Kathedrale von Lissabon im Jahr 1195 geboren: Antonius gehörte dem Franziskanerorden an, war Kirchenlehrer und konnte – so die Legende – fesselnde Reden halten. Eine Weile lebte er als Einsiedler in der Nähe von Assisi. Eines seiner bekanntesten „Wunder“ ist seine Rede in Rimini: Die Einwohner wollten ihm nicht zuhören, also hielt er eine flammende Rede vor den Fischen, die ihre Köpfe aus dem Meer reckten – und letztendlich konnte Antonius so fast die ganze Stadt bekehren.

Eine Taube sitzt auf einer der vielen Statuen des Schutzheiligen Antonius von Lissabon. Quelle: Alamy / Peter Delius, Peter Delius

Obwohl er einen Teil seines Lebens in Italien verbrachte, ist Antonius dennoch der Schutzheilige Lissabons. Ihm ist eine eigene Kirche gewidmet, ein Museum und auch das große Stadtfest im Juni. Dann wird Lissabon zu einer großen Straßenparty mit Sardinengrillen, bunten Girlanden – und von der Stadt finanzierten Hochzeiten für 16 auserwählte Lissabonner Paare, die jedes Jahr der Auftakt des Stadtfests sind. Auf die Spuren dieses Schutzpatrons will ich mich bei meinem Städtetrip machen und gleichzeitig die Altstadt Lissabons erkunden.

9:30 Uhr: Frühstück in einem besonderen Café

Erst mal stärken, ehe ich dem heiligen Antonius die Ehre erweise. Besonders köstlich ist das Frühstück in der Nähe der Kirche des Schutzheiligen, der Igreja de Santo António. Das „Mel“ in der Rua da Saudade 2 A wirkt von außen unscheinbar. Ich betrete den Laden trotzdem und staune nicht schlecht: Er ist ein Mix aus Café und Shop mit Naturkosmetik und Kunstgewerbe. Es gibt eine kleine Frühstückskarte und einige wenige Sitzmöglichkeiten. Pfannkuchen, Wraps, Smoothies und portugiesischer Café sind hier sehr lecker und günstig.

Die Statue des Schutzheiligen Antonius von Lissabon mit dem Jesuskind auf dem Arm vor der Igreja de Santo António de Lisboa Quelle: Alamy / Luis Elvas, Luis Elvas

10:30 Uhr: Zehn Stufen bis zur Krypta des Schutzpatrons

Immer hält er das Jesuskind – ein Markenzeichen des heiligen Antonius. So auch auf dem Denkmal des Plätzchens unterhalb seiner Kirche. „Hier wurde der heilige Antonius geboren“, steht sogar auf Deutsch am Zugang des Gotteshauses. Ich folge den Pfeilen in die Krypta zur Geburtsstätte des Schutzheiligen. Ich sehe einen kleinen Raum mit einem Altar, dahinter eine verglaste Nische mit einem Reliquienschrein. Dieser soll ein Knöchelchen des Heiligen enthalten – ob das wirklich stimmt, weiß ich nicht. Neben Blumen und Münzen haben Besucher hier sogar schon Olivenölflaschen hinterlassen. Komplette Stille herrscht nicht. Manchmal dringt das Glockengebimmel von Straßenbahnen, die durch das Viertel Alfama zuckeln, hinein.

11 Uhr: Ein kurzer Abstecher in die Kathedrale

Die Kirche Santo António steht ein wenig im Schatten der Kathedrale (Sé de Lisboa). Ich nehme mir Zeit für einen kurzen Abstecher in diesen wehrhaften, zinnengekrönten Bau. Im Innern blicke ich im rechten Teil hoch auf ein schönes Buntglasfenster für Antonius, darunter brennen Kerzen. Ich genieße die andächtige Atmosphäre, bevor es wieder ins Getümmel der Altstadt geht.

11:30 Uhr: Der heilige Antonius so weit das Auge reicht

Ein Streifzug durch die nahegelegene Alfama ist ein „Must-do“. Es ist eines der ältesten Viertel Lissabons – und ein sympathischer Irrgarten aus engen Gässchen und steilen Treppen. In den Höfen stehen Pflanzenkübel. Wäsche trocknet auf Spanngittern. Manche Türeingänge sind höchstens einen Meter siebzig hoch. Ich lasse die portugiesische Stimmung auf mich wirken und flaniere eine Weile durch das Viertel. In der Rua de São Miguel begegnet mir der heilige Antonius wieder: auf Kachelbildern über den Nummern 70 und 81. Die Bewohner verehren den Schutzheiligen als Beschützer - er soll sogar ihre Häuser unter anderem vor Feuer bewahren.

Kacheln mit dem Abbild des Heiligen Antonius schmücken die Fassaden in Lissabon. Quelle: Westend61 / Paul Seheult, Paul Seheult

13 Uhr: Zeit für portugiesisches Mittagessen

Langsam knurrt mein Magen. Eine rustikale, typisch portugiesische Taverne ist O Cantinho da Rute, die ebenfalls im Stadtviertel Alfama liegt. Besonders köstlich: die Käseplatte oder eine abgeflammte Wurst (Chouriço). Noch ein Kaffee zum Schluss und ich bin wieder bereit für meinen Spaziergang durch die engen Gassen.

Eine Frau im roten Kleid spaziert durch die Gassen der Altstadt von Lissabon. Quelle: Adrian Seliga

14:30 Uhr: Das Museum für Antonius

Nach dem Mittagessen habe ich Kraft getankt. Die brauche ich auch, um aus der Alfama aufzusteigen – Lissabon ist hügelig, doch Zufußgehen lohnt sich mehr, finde ich. Mein Ziel: das Museum für Antonius. Hier erfahre ich mehr vom Leben und Wirken des Schutzpatrons, der als Antonius von Padua Einzug in die Geschichtsbücher gehalten hat.

18:30 Uhr: Rückkehr in die Alfama

Am Abend kehre ich in die Alfama zurück. Während des Stadtfests bebt hier im ganzen Monat Juni die Erde. Ein Epizentrum des Treibens ist dann der Platz um die Kirche São Miguel. Auch außerhalb des Festmonats gibt es genügend Gelegenheit zur Einkehr, zum Beispiel im schlichten Morgadinha de Alfama. Hier erwartet mich leckere portugiesische Küche!

Quelle: Kabataan

22 Uhr: Ein hübsches Plätzchen für die Nachtruhe

Das Memmo Alfama Hotel ist ein Spitzenhaus in der Alfama – für alle, die sich etwas Besonderes gönnen wollen. Hier falle ich nach dem eindrucksvollen Tag erschöpft ins Bett.

Streife durch die Altstadt Lissabons auf den Spuren des Stadtpatrons Antonius.

Dr. Andreas Drouve

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