Schottische Highlands: 48 Stunden wie im Film
Tag 1: Auf in Schottlands Highlands!
9 Uhr: Durch imposante Landschaft
Am Morgen ziehe ich in Edinburgh los, um mein Mietauto abzuholen. Bus und Zug fahren zwar auch in die Highlands, doch sie haben einen entscheidenden Nachteil: Ich kann nicht einfach mal an einem kleinen Loch (See) anhalten. Auch die kleinen, entlegenen Straßen lassen sich mit dem Auto viel besser erkunden.
10 Uhr: Richtung Norden bis zu Nessie
Ich fahre nach South Queensferry, über die M90 Richtung Inverness und von dort aus ein Stück zurück an der Westseite von Loch Ness nach Clansman Harbour. Für die gut 300 Kilometer lange Strecke brauche ich ohne Pause, schlechtes Wetter und Schafherde(n) auf der Straße etwa dreieinhalb Stunden. Nördlich von Perth wird aus der Autobahn M90 eine Bundesstraße. Für mich ist das perfekt, denn so kann ich schon auf der Fahrt jede Menge von der Landschaft sehen, die mich so unvergleichlich und majestätisch umgibt.
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14 Uhr: Gemütlich über Loch Ness schippern
Los geht es mit dem Boot zu einer zweistündigen Fahrt über das Loch Ness. Wichtiges Utensil bei dieser Fahrt, auch im Hochsommer: ein warmer Pullover oder eine Jacke. Es kann windig sein und kühl, besonders wenn man auf dem oberen Deck stehen will. Auf der Fahrt erfahre ich zahlreiche interessante Dinge. Loch Ness ist nach Loch Lomond der zweitgrößte See in Schottland. Durch seine Tiefe von bis zu 230 Metern hat er aber bei Weitem das größte Wasservolumen.
Das Schiff steuert das Urquhart Castle an, eine Burgruine aus dem 13. Jahrhundert. Einst zählte das Schloss zu den größten in Schottland. Ein paar Schnappschüsse der Ruine und des Lochs, dann geht es zurück an Bord. Und wie ist das jetzt mit dem Ungeheuer von Loch Ness? Vom Herbst bis zum Frühjahr ist es lange dunkel, sagen die Einheimischen. Auch der See hat eine extrem dunkle Farbe. Da könne man schon mal ein Monster sehen. Doch Nessie lässt sich heute nicht blicken.
16.00 Uhr: In der ältesten Stadt Schottlands
Wieder an Land mache ich mich auf den Weg ins neun Meilen entfernte Inverness, die älteste Stadt Schottlands und Hauptstadt der Highlands. Bei meiner kleinen Shopping-Tour finde ich die Architektur mindestens genauso interessant wie die Läden. Der Victorian Market ist ein überdachtes Gebäude, das schon 1876 gebaut wurde. Der Eingang an der Academy Street hat drei massive Rundbögen, drinnen befinden sich rund 40 kleine Shops. Durch die Fußgängerzone der High Street laufe ich zu einem der faszinierendsten Gebäude in Inverness: dem Tolbooth Steeple. Im Mittelalter hatte jede „burgh“, also jede Stadt, ein solches Tolbooth (Zollhaus). Darin befanden sich ein Gerichtsgebäude, ein Gefängnis und der Stadtrat. Und natürlich wurden Zölle und Steuern hier eingetrieben. Der 30 Meter hohe Turm im georgianischen Stil wurde 1791 als Teil des Inverness Tolbooth erbaut.
19 Uhr: Fisch aus dem Norden Schottlands
Zeit für ein schottisches Abendessen: In Inverness gibt es viele Pubs und Restaurants. Das Meer ist nicht weit, darum ist mir heute nach Seafood. Das bekomme ich bei Alfie Little im River House. Ihm wird nachgesagt, beste Verbindungen zu den Fischern in der Region zu haben. Die Zutaten stehen im Mittelpunkt, von verschnörkelter Küche hält Alfie nichts. Jakobsmuscheln aus Harris, Orkney-Krabben und Kabeljau von der Westküste stehen ebenso auf der Speisekarte wie Wolfsbarsch, Heilbutt, Scholle und Seehecht. Wenn einem nicht nach Fisch ist, bekommt man hier auch ein Prime Scottish Rib-Eye.
21 Uhr: Übernachten mit Schottenkaro
Die Nacht verbringe ich im Royal Highland Hotel. Massiver Stein von außen, drinnen moderne und gemütliche Zimmer. Schottische Karomuster zieren Teppiche und Gardinen.
Tag 2: Wo Schafe Stau verursachen
9 Uhr: Richtung Meer
Heute werde ich viel Zeit im Auto verbringen. Nur wenige Straßen führen durch die Highlands, die meisten sind zudem wahnsinnig schmal. Immer wieder stehen rechts und links des Weges Schafe. Auf manchen Weiden sehe ich die Highland-Rinder mit ihrem roten Pelz und den langen Hörnern. Der Running Gag unter Schotten: In den Highlands ist Stau, wenn drei Schafe auf der Straße stehen. Und ich muss sagen: Da ist etwas Wahres dran. Auch wenn die Meilenzahl auf den Schildern nicht hoch ist, kann es mitunter dauern, bis man sein Ziel erreicht. Für mich geht es jetzt erst einmal gen Westen, in Richtung Meer.
11 Uhr: Mittagspause am Fuß der Burg
Etwa zwei Stunden dauert es, bis ich am Eilean Donan Castle ankomme. Eine steinerne Brücke führt zu der Burg, die bereits Kulisse in zahlreichen Filmen war. Hier lege ich meine Mittagspause ein. Kaffee, Brötchen und kleine Snacks für unterwegs habe ich mitgenommen.
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13:30 Uhr: Hogwarts Express aus Potter-Filmen
Noch einmal zwei Stunden bin ich unterwegs, dann erreiche ich den Aussichtspunkt für den Jacobite Steam Train in Glenfinnan. Der alte Dampfzug bringt einen berühmten Zauberlehrling in sein Internat. Im Buch und im Film heißt er natürlich Hogwarts Express. Im Sommer dampft der Zug morgens und nachmittags von Fort William nach Mallaig und wieder zurück. Doch auch ohne Zug ist das Viadukt, 380 Meter lang und getragen von 21 Pfeilern, ein Erinnerungsfoto wert.
Mein Weg zum Hogwarts Express
14 Uhr: Der höchste Berg Schottlands
Am Loch Eil entlang geht es weiter nach Fort William, einem kleinen Ort viel Charme – und dem Ausgangspunkt des Jacobite Steam Train. Von Fort William aus erreicht man auch den Ben Nevis, mit 1,345 Metern der höchste Berg Schottlands.
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15:30 Uhr: Faszinierende Natur
Nach einem kurzen Stadtbummel geht es weiter Richtung Süden, nach Glencoe und Glen Etive. Dieser Teil der Highlands gehört zum Spektakulärsten, was die Natur hier zu bieten hat. Die beiden Täler sehen auch an Regentagen aus wie perfekte Filmkulissen. Richtige Gänsehaut machen sie, wenn die Sonne durch die Wolken sticht.
Die Landschaft kommt mir sehr bekannt vor. Kein Wunder, denn im Film „Skyfall“ verstecken sich James Bond und seine Chefin „M“ in den schottischen Highlands im Familienanwesen der Bonds. Dass das Haus in dieser Landschaft liegt, ist eine Hommage an den James-Bond-Erfinder Ian Fleming. Seine Familie besaß die Dalness Lodge im Tal.
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17 Uhr: Afternoon Tea am Straßenrand
Ich möchte an jeder Haltebucht stehenbleiben, so überwältigend schön ist es entlang der Strecke. Die Landschaft scheint sich nach jeder Kurve zu ändern. Szenen aus weiteren Filmen gehen mir durch den Kopf. Meinen Afternoon Tea trinke ich heute in einer jener Haltebuchten – aus der Thermoskanne und mit Blick in die Weite.
18 Uhr: Ein Abstecher in die „Outlander“-Burg
Ein letzter Halt auf dem Weg zurück nach Edinburgh. Eine letzte Burg, die es schon häufig in Filme geschafft hat: Nordwestlich der Stadt Stirling liegt Doune Castle, die fiktive Burg Leoch aus der Serie „Outlander“. Auch in der ersten Staffel von „Game of Thrones” spielte Doune Castle mit. Vielleicht am bekanntesten ist die Burg aber aus einem Evergreen, der schon 1974 gedreht wurde: Monty Pythons „Die Ritter der Kokosnuss”. Heute können Besucher die Burg mit einer Audio-Tour erkunden. Eingesprochen wurde sie von Terry Jones, Mitglied der Gruppe Monty Python.
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19 Uhr: Zurück nach Edinburgh
Von Doune Castle nach Edinburgh dauert es eine gute Stunde. Langsam merke ich, dass die Stadt wieder näher rückt. Mehr Autos, mehr Orte, mehr Menschen. Die grünen Hügel und die Lochs gehören in einen anderen Teil des Landes – auch wenn Edinburgh für eine Hauptstadt sehr grün ist und viele Möglichkeiten bietet, dem Stadttrubel zu entfliehen.
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Mein Fazit: Die Gänsehaut geht kaum noch weg. Denke ich zurück an meine zwei Tage in den Highlands, leuchten meine Augen. Leere Straßen, tiefschwarze Seen, flauschige Schafe und faszinierende Berge – ich bin glücklich und komme definitiv noch mal wieder.