Schlendern, Boot fahren, Radeln: 48 Stunden Mailand entlang der Navigli
Tag 1 – Eine Bootsfahrt, echtes Risotto und eine historische Waschstation
10 Uhr: Schlendern entlang der Uferpromenade
Vom Domplatz fahren wir mit der Tram 3 sechs Stationen ins Navigli-Viertel zur Piazza Ventiquattro Maggio. Wir staunen nicht schlecht, denn neben dem sehr belebten Platz liegt still und ruhig das größte ehemalige Hafenbecken Milanos. Die Darsena wurde 2015 zur EXPO komplett saniert. Wir schlendern durch die Markthalle und schnappen uns ein zweites Frühstück. An den großen Steinstufen der Uferpromenade machen wir Halt und beobachten das morgendliche Treiben: Jogger, junge Mütter und Damen mit Hunden, Großstadtidylle pur!
11 Uhr: Kunst zum Mitnehmen und Erleben am Naviglio Grande
Hinter der Darsena beginnt der Naviglio Grande. Der älteste Kanal der Stadt ist fast 50 Kilometer lang und führt zum Fluss Ticino. Am Ufer reihen sich Bars, Restaurants und Vintage-Läden. Wir sind begeistert vom Innenhof Nr. 4 mit der begrünten roten Fassade und den kleinen Geschäften. Hier hat auch der Maler Matte-o Laganà seine Galerie. Wir kaufen als Andenken ein Ölbild von der typischen quietschgelben Mailänder Tram.
Ein Stück weiter kommen wir über eine Brücke auf die andere Seite des Kanals. Unsere Tour führt uns weiter zum Museumshaus der Mailänder Dichterin Alda Merini. Das gesamte Interieur wirkt so, als sei die 2009 verstorbene Dichterin gerade noch hier gewesen. Notizen liegen herum, Kleider hängen am Schrank und die Schreibmaschine wartet darauf, wieder benutzt zu werden. Hier spürt man noch das Leben der Bohemien. Tatsächlich wird das Navigli-Viertel auch Künstlerviertel genannt.
14 Uhr: Risotto Milanese in ausgelassener Atmosphäre
Auf dem Rückweg kehren wir in eine Mailänder Trattoria ein. Bei Luca und Andrea herrscht eine lebendig laute Stimmung. Wir essen ein typisches Mailänder Reisgericht, das Risotto Milanese. Der Kellner erzählt uns, dass der Nachbarkanal, der Naviglio Pavese, ursprünglich kein Schifffahrts-, sondern ein Bewässerungskanal für die vielen Reisfelder war.
17 Uhr: Bootstour zur kleinsten Kirche der Stadt
Mit gut gefüllten Bäuchen entscheiden wir uns für eine Verschnaufpause bei einer Fahrt mit dem Boot. Es geht eine knappe Stunde gemütlich durch die Darsena und entlang des Naviglio Grande bis zur Kirche des Hl. Christophorus. Das ungewöhnliche Gotteshaus mit Doppelfassade ist eines der kleinsten der Stadt. Vom Wasser aus sehen wir den alten Glockenturm, der wie ein Leuchtturm den Schiffern die Ankunft signalisierte.
20 Uhr: Dinner in einer ehemaligen Waschstation
Zum Abschluss des Tages gönnen wir uns ein Abendessen in einem traditionsreichen Restaurant, dem El Brellin. Das Restaurant liegt an einer schön restaurierten Waschstation mit Waschbrettern aus Stein. Tatsächlich bedeutet der Name im Mailänder Dialekt Waschbrett. Bei zartem Kerzenschein essen wir eine deftige Cassoeula, ein Mailänder Eintopf mit Wirsing, Schweinerippchen und Salsiccia.
Tag 2 – Eine Radtour, ein Picknick und frischer Fisch
9 Uhr: Mit dem Fahrrad zum Kleinen Naviglio
Wir starten heute recht früh mit der Metro 3 Richtung Norden bis Sondrio. An der Straße Melchiorre Gioia leihen wir uns an einer der vielen öffentlichen BikeMi-Stationen zwei Leihfahrräder. Bevor es losgeht, gönnen wir uns in der Bäckerei Anteri einen Cappuccino und statten uns mit leckerem Proviant aus.
10 Uhr: Abfahrt ins Grüne entlang des Naviglio Martesana
Nach nur wenigen Minuten führt in Höhe der Via Tirano ein breiter Weg zur Wasserstraße Naviglio Martesana. Der sogenannte Kleine Naviglio wurde im 15. Jahrhundert von Francesco Sforza und Leonardo da Vinci gebaut. Es geht in großen Kurven unter Eisenbahnschienen durch, auf die Via Padova und bis zur Eisenbrücke über den Fluss Lambro. Von hier entdecken wir die Antennen der Studios von Mediaset, Italiens Medienkoloss von Berlusconi. Nach gut 6 Kilometern kehren wir wieder um.
13 Uhr: Verdiente Picknick-Pause im Park
Der Parco della Martesana ist perfekt für eine Ruhepause und ein Picknick im Grünen. Wir lassen uns auf den Rasen fallen, beobachten die Jogger und Spaziergänger und freuen uns auf eine kleine Stärkung. Nun ist es Zeit, die Leckereien, die wir am Morgen in der Bäckerei gekauft haben, zu verputzen.
15 Uhr: Abkühlung im ersten Fahrradcafé Milanos
Wir lassen unsere Fahrräder wieder an der Station und fahren mit der Metro ins Studentenviertel Piola zum Upcycle. In Mailands erstem Bike-Café dreht sich alles um das Fahrrad. Neben Ausstellungen, Filmen und Infos rund ums Fahrrad gibt's hier aber auch richtig gutes Essen. Wir genießen ein kühles Bier an großen gemütlichen Holztischen und lassen unsere Radtour Revue passieren.
18 Uhr: Tagesausklang an der Schleuse mit Ravioli
Zum Ausklang des zweiten Tages wollen wir noch zu einer der vielen Schleusen. Mit der Metro fahren wir bis Porta Garibaldi. Über den Corso Como laufen wir zur Schleuse Conca dell'Incoronata, wo der Martesana ursprünglich in ein Hafenbecken lief. Die Schleuse ist heute trockengelegt, wir können aber noch die alten Holztore sehen. Gleich um die Ecke bewirtet das Il Solferino seit 1909 Mailänder Gäste. Das historische Lokal hat eine hervorragende Fischküche. Zu empfehlen sind etwa die hausgemachten Ravioli mit Fischfüllung. Es gibt keinen schöneren Ort, um bei einem hervorragenden Abendessen den Abschluss unserer zwei Tage am Wasser zu feiern.
Unser Fazit: Man braucht etwas Zeit für die Suche nach dem Wasser in Mailand, aber es lohnt sich! Weitab vom Dom haben wir in zwei Tagen ein ganz anderes Milano entdeckt.