48 Stunden Magie in Schottland
Tag 1: Ein Tag mit Joanne K. Rowling
10 Uhr: Wo J. K. Rowling frühstückte
Seit 1995 gibt es das The Elephant House in der Nähe des Edinburgh Castle. Es war eines der Lieblingscafés von J. K. Rowling. Die alleinerziehende Mutter eines kleinen Kindes saß meist im hinteren Teil des Elephant House, denn dort war Platz für den Kinderwagen. Hier ließ sie sich inspirieren und verfasste unzählige Zeilen der berühmten Zauberer-Romane. Später, als die ersten Bücher erschienenen waren und zum weltweiten Kassenschlager wurden, kam sie nur noch für Interviews in das Haus mit der roten Fassade. Eingefleischte Potter-Fans aus aller Welt sind hier regelmäßig aufzufinden. Zahlreiche Zeitungsausschnitte zieren die Wände des Cafés und fast alle zeigen J. K. Rowling, die wohl erfolgreichste Schriftstellerin des Lokals, auch wenn sie nicht die einzige berühmte Schriftstellerin ist, die im Elephant House gewirkt hat. Die Krimiautoren Alexander McCall Smith und Ian Rankin haben hier auch geschrieben. Wir frühstücken ausgiebig und beobachten wie viele staunende Menschen ein- und ausgehen
11:30 Uhr: Inspiration für die Diagon Alley
Die Mägen sind gefüllt, also nichts wie los in die Stadt. Wir bummeln über die Victoria Street und den Grassmarket. Von der Royal Mile klingt Dudelsack-Musik herüber. Das Viertel im Herzen der mittelalterlichen Stadt soll die „Diagon Alley“ beeinflusst haben. Das ist jene Straße, in der Harry, Ron und Hermine ihre Schulsachen kauften und alles andere, das Zauberer so brauchen. Zwar hat Rowling nie offiziell bestätigt, dass die Straße ihre Inspiration war. Doch die kopfsteingepflasterte Victoria Street mit ihren alten Steinhäusern und den bunten Fassaden lässt den Schluss leicht zu. Wir machen einen Abstecher in den kleinen Shop „Boy Wizard“. Zauberstäbe, magische Kunstwerke und „fliegende“ Besen. Hier gibt es (fast) alles, das sich kleine und große Magier wünschen.
13:30 Uhr: Goldene Hände am Boden
Fünf Minuten Fußweg vom Zauberershop entfernt, gucken wir auf den Boden. Die Autorin ist im Jahr 2008 mit dem Edinburgh Award ausgezeichnet worden. Ein Gedenkstein mit ihren vergoldeten Handabdrücken ist vor den City Chambers in den Boden eingelassen.
14 Uhr: Gräber für Romanfiguren
Wieder laufen wir nur ein paar Minuten. Unser Ziel diesmal: Greyfriars Kirkyard. Der Friedhof und vor allem die Grabsteine Ideengeber für Rowling gewesen sein: Im Nordwesten von Greyfriars Kirkyard liegt Thomas Riddle begraben. Er soll Pate gestanden haben für den, dessen Namen nicht genannt werden darf. Zudem gibt es die Gräber eines gewissen William McGonagall und einer Elizabeth Moodie. Für wen die beiden Namensgeber waren, das erratet ihr mit Sicherheit schnell selbst.
15:30 Uhr: Afternoon Tea mit J. K. Rowling
Für den klassischen „five o’clock tea“ ist es noch zu früh. Gut, dass man das im Palm Court des altehrwürdigen Balmoral Hotel nicht so genau nimmt. Den „afternoon tea“ gibt es hier von 12 bis 17 Uhr. Das Hotel ist nicht nur ein Wahrzeichen der Stadt. Es ist auch der Ort, an dem Joanne Rowling den letzten ihrer Romane vollendet hat. Danach schrieb sie auf eine Marmor-Büste des Gottes Hermes in ihrer Suite: „JK Rowling finished writing Harry Potter and the Deathly Hallows in this room (552) on 11th Jan 2007”. Heute kann man die Suite noch immer mieten, die Büste steht inzwischen hinter Glas und die Suite trägt den Namen der Autorin.
17:30 Uhr: Von Edinburgh nach Fort William
Wir hüpfen in den Zug nach Fort William. Der kleine Ort liegt am Fuß des höchsten Berges von Schottland, dem Ben Nevis. Die Reise dauert etwa viereinhalb Stunden. Im Sommer fahren drei Züge am Tag. In den Randmonaten April und Oktober fährt nur ein Zug pro Tag, im Winter ist kein Betrieb.
22:30 Uhr: In der Nähe des Bahnhofs
In Fort William gibt es einige Übernachtungsmöglichkeiten und viele sind zu Fuß vom Bahnhof aus erreichbar. Das ist super für uns, denn gelaufen sind wir heute schon genug. Eine Übersicht über die Unterkünfte gibt es hier. Ein Tipp: Bei der Buchung angeben, dass man mit dem späten Zug nach Fort William kommt.
Tag 2: Fish & Chips und riesige Brücken
9:45 Uhr: Im Hogwarts Express durch die Highlands
Im Bahnhof von Fort William dampft es ordentlich. Heizer schaufeln Kohlen in die Öfen zweier alter Dampfloks. Sie sollen den Jacobite Steam Train nach Mallaig ziehen. Es ist ein kleines Fischerdorf an der schottischen Küste. Der Zug fährt von Ostern bis Ende September. Genauer: vom 11. Mai bis 11. September 2020 fährt er einmal am Vormittag und einmal am Nachmittag. Zwischen Ostern und 11. Mai sowie zwischen 30. August und 27. September fährt er nur morgens. Gut sechs Stunden dauert die Rundfahrt durch die Highlands – Hin- und Rückfahrt zusammen. Los geht es um 10.15 Uhr in der Früh oder um 14.40 Uhr nachmittags. Die Fahrt kostet 65 britische Pfund in den Wagen der ersten Klasse und 43 britische Pfund in der zweiten Klasse. Aufgeregt steigen wir ein. Wir fühlen uns wie im Hogwarts Express, in jenem Zug, der die Zauberschüler vom Gleis 9 ¾ am Londoner Bahnhof King’s Cross in ihr Internat bringt.
11 Uhr: Wie Harry durch das Land
Unser Motto heute: Der Weg ist das Ziel. Die beiden Dampfloks wurden 1936 bzw. 1949 gebaut. Lange Zeit waren sie in den Highlands und im gesamten Königreich unterwegs. Etwa 40 Minuten nach der Abfahrt in Fort William erreichen wir den ersten Höhepunkt der Reise: Es geht über das Glenfinnan Viaduct. Die Brücke ist 380 Meter lang, 21 Pfeiler tragen sie. Als Fans kennen wir die Brücke natürlich aus den Filmen. Und tatsächlich – es ist wie im Film: Das imposante Bauwerk taucht mitten in der kargen Landschaft auf. Unser Zugführer kündigt es lange vorher an und wir zücken unsere Kameras.
12:30 Uhr: Fish & Chips zu Mittag
Nach etwas mehr als zwei Stunden erreichen wir Mallaig. Der Ort ist ähnlich karg wie die Landschaft, durch die wir zuvor getuckert sind. In einem kleinen Fish- and Chips-Shop in der Nähe des Bahnhofs gibt es gutes Mittagessen. Das Wetter ist rau, der Wind peitscht uns ins Gesicht. Regen landet auf unseren Jacken. Wir halten mit dem Heizer und dem Lokführer ein Schwätzchen. Dann müssen sie zurück an die Arbeit. Zeit, die Loks zu drehen. Mallaig ist ein Kopfbahnhof, bei dem alle Hauptgleise im Bahnhof enden. Wir vertreten uns noch eine Weile die Füße und spazieren durch das kleine Dorf.
14:10 Uhr: Volldampf zurück nach Fort William
Der Schaffner schließt die Türen der Waggons und der Jacobite macht sich auf den Weg zurück nach Fort William. Nun sehen wir die andere Seite der weitläufigen Täler. Vielleicht sieht alles auch ganz anders aus, wenn sich das Wetter während des Aufenthalts in Mallaig geändert hat. Das ist in den Highlands nicht unwahrscheinlich.
15 Uhr: Entspannter afternoon tea im Zug
Draußen wütet das typisch schottische Wetter. Drinnen im Zug ist es warm und gemütlich. Es gibt Tee und Shortbread (schottische Butterkekse).
16 Uhr: Voller Magie nach Edinburgh
Um 16.03 Uhr soll der Zug wieder in Fort William sein. Manchmal wird es auch etwas später. Wir holen unser Gepäck in unserer Unterkunft ab. Und gegen halb sechs Uhr am Abend geht es zurück nach Edinburgh. Ein Tipp: Auch Busse fahren von Fort William in die schottische Hauptstadt.
Unser Fazit: Zwei Tage Joanne K. Rowling, zwei Tage Magie. Wir sind wieder voll im Zauberer-Fieber! Und das liegt ganz bestimmt auch an der unglaublichen Landschaft und der magischen Stimmung. Unser Plan für zu Hause: endlich wieder in den dicken Büchern schmökern.