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Wo Eis-Liebhaber glücklich werden

Die Tochter meiner Freunde schmettert die neu erlernte Vokabel bei jeder Gelegenheit aus vollem Halse: „Gelato“ ist ihr neues Lieblingswort. Auch die Sorte, die ihr am besten schmeckt, kann sie auf Italienisch sagen – „Cioccolata“ (sprich tschokolata). Mit Schokomäulchen und stolzer Miene zeigt mir die forsche Eisprinzessin bei jeder Gelegenheit, dass sie ganz allein Eis bestellen kann. Für ihren Bruder ist das ohnehin selbstverständlich. Schließlich ist er schon acht.

Ein Kind kratzt mit einem kleinen Holzspatel Reste von Schokoladeneis aus einem Eisbecher. Quelle: David Appel

Eine Reise durch die Eis-Geschichte 

Ich schlage vor, einen Ausflug nach Anzola dell’Emilia zu machen. Das kommt bei beiden Kindern super an. Die kleine italienische Stadt in Emilia-Romagna liegt etwa eine halbe Autostunde nordwestlich von Bologna. Dort gibt es ein Museum, das die Kinder brennend interessiert: das Eis-Museum. Wir nehmen den Bus Nr. 87. Alle 30 Minuten fährt er von der Autostazione nahe dem Hauptbahnhof der Stadt Bologna ab. Am Ende unserer kurzen Fahrt steigen wir direkt vor dem Eis-Museum aus. Ich habe online reserviert und das Programm „Gelato for families“ für uns gebucht. Wunderbar für alle, die italienisches Eis lieben.

Schokoladeneis wird von einer Eismaschine in einen Behälter umgefüllt. Quelle: mauritius images / Westend61 / Giorgio Magini, mauritius images / Westend61 / G

Los geht es mit einer kurzweiligen Führung durch die Ausstellung. Wir erfahren, dass Menschen schon vor Tausenden von Jahren in Mesopotamien Eis von den hohen Bergen holten. Damit bereiteten sie im Sommer kühle Getränke zu. Der Museumsbesuch ist eine Reise durch die Eis-Geschichte: vom Bottich bis zur hypermodernen Eismaschine, von der kühlen Nachspeise für Könige zum leckeren Speiseeis für jedes Kind.

Italienisches Eis selber machen

Das Beste kommt zum Schluss: In einem Workshop lernen wir, wie man aus Wasser, Milch und relativ wenigen Zutaten köstliches Eis macht. Zuerst hantieren wir mit einfachen Geräten, später mit zeitgemäßen Hilfsmitteln. Die Kinder sind in ihrem Element. Statt der klassischen Variante Vanilleeis entscheiden sie sich für Heidelbeereis. Schon bald sind ihre Zungen blau von den süßen Früchten. Auch ich bin ganz angetan von meinem Schokoladeneis und dem „Gelato al limone“. Hier lernen übrigens auch Profis, oder besser, diejenigen, die Profis werden wollen. An der Gelato University üben sich Studenten aus aller Welt in der hohen Kunst der Speiseeis-Herstellung. Vier Wochen dauert der Intensivkurs. Dann bekommen die Absolventen ihr Eis-Diplom

Eine Frau schüttet Zutaten für die Eisproduktion aus einem Topf in eine Plastikschale. Quelle: Cavan Images / Cavan Images, mauritius images / Cavan Images / Cavan Images, mauritius images / Cavan Images

Auch wir gehen nicht mit leeren Händen aus dem Haus. Am Ende des Familien-Events erhalten wir eine Eiskunde-Urkunde. Die Kinder halten sie stolz auf dem Schoß, als wir mit dem Bus zurück nach Bologna fahren. Sie haben nach dem Erlebnis einen neuen Traumberuf: Wenn sie erwachsen sind, wollen sie „Gelatiere“, Eismacher, werden. Ob sie wohl eines Tages ihre eigene Eisdiele eröffnen?

Mit den Kindern nach Bologna für 'ne Kugel Eis. Lohnt sich.

Meer und mehr Eis

Zurück in Bologna schlendern wir über die Piazza Maggiore im Zentrum der Stadt. Wir überqueren die Piazza und spazieren am Archiginnasio vorbei. Es ist ein historisches Gebäude der ältesten Universität Europas. Gelatieri hatten an der Uni leider nie eine Fakultät. An der Universität Bologna gingen vor allem angehende Juristen, Theologen und Mediziner ein und aus. 

Aber das interessiert die Kinder nicht besonders. Sie schmieden lieber Pläne für die nächsten Tage. In den Eiscafés der Stadt werden wir weiterhin italienisches Eis testen. Und weil es am Wochenende richtig heiß werden soll, schlage ich vor: Wollen wir ans Meer? Die Kinderaugen leuchten beim Gedanken an Wasser und Sand. Die berühmten Städte Rimini und Riccione an der Adria-Küste liegen nur eine knappe Stunde von Bologna entfernt. Wir werden früh aufstehen und den Zug nehmen. Dann sind wir noch vor der Mittagshitze da. Hotel oder Ferienwohnung brauchen wir nicht. Der Zug fährt mindestens einmal die Stunde.

Freizeitpark für italienische Spezialitäten

Auch ein zweiter Ausflug steht auf unserer Wunschliste: Ein Besuch in der Fico Eataly World, einem Freizeitpark für kulinarische Spezialitäten. Auf dem Gelände werden Getreide, Obst und Gemüse angebaut. Schafe, Schweine und Rinder werden hier aufgezogen. In gläsernen Betrieben zeigen rund 40 Produzenten, wie sie Lebensmittel herstellen. 

Das Schild an einem Birnenbaum in der Fico Eataly World. Quelle: mauritius images / Alamy / GoneWithTheWind, mauritius images / Alamy / GoneW

Fast alles dreht sich um die italienischen Spezialitäten Parmigiano, Mozzarella, Olio d‘Oliva und Pizza. In Workshops verraten Profis, wie sie aus hauchdünnem Nudelteig Tagliatelle, Tortellini und Tortelloni (größere Tortellini) formen. Selbstverständlich frisch zubereitet nach traditionellen italienischen Rezepten. Wir schlemmen nach Herzenslust und probieren Leckereien aus ganz Italien.

Mein Fazit: Gelato, Pasta und noch mehr Gelato. Die Kinder sind begeistert, ich bin es auch. Kulinarische Ausflüge rund um Bologna sind genau das Richtige für Familien mit Kindern.

Susanne Kilimann

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