Segelparadies Elba: Wo ihr das Spiel mit Wind und Wellen lernt
Entspannte Anreise ins Urlaubsparadies
Elba eignet sich prima für eine kleine Auszeit am Meer. An der Spiagga dei Cavoli fällt der Boden im Meer nur ganz flach ab – großartig für Familien mit Kindern. An der Spiaggia di Cotoncello gehen Schnorchler auf Entdeckungstour. Am wundervollen Strand von Sansone bei Portoferraio findet man fast immer ein freies Plätzchen. Dieser Küstenabschnitt ist über einen holprigen Fußweg und daher nicht ganz einfach zu erreichen. Bei meinem ersten Besuch auf Italiens drittgrößter Insel habe ich unzählige Yachten und Jollen gesehen. Sie sind entspannt auf dem Meer geschippert. Und mir war klar: Das lernst du auch!
Gesagt, getan. Den „normalen“ Bootsführerschein habe ich schon gemacht. Beim Segelzentrum Elba melde ich mich zum sogenannten SKS-Kurs für Yachtsegler an. Die Anreise verläuft denkbar entspannt. Gut eine Stunde benötige ich vom Flughafen Pisa bis nach Piombino im Westen Italiens. Von dort aus setzen die Fähren auf die Insel im Thyrrenischen Meer über. Auf Elba steige ich bei Portoferraio in der Villa Ottone ab. Wer zum Yachtsegeln zum Toskanischen Archipel kommt, darf auch stilecht wohnen! Früher war das elegante Hotel der Sitz der Grafen von Toscanelli. Heute genießen Urlauber den aufmerksamen Service, die hervorragende Küche und die familiäre Atmosphäre des Hauses. Es ist seit Jahrzehnten familiengeführt. Die kleinen Gäste planschen in der geschützten Bucht. Die Älteren dösen am Strand. Dahinter blitzt die helle Fassade der eleganten Villa zwischen uralten Bäumen in der Sonne. Abends wird die Terrasse zur schönsten Sundowner-Location der Insel.
Segeltörn rund um die Insel Elba
Gleich in der Nachbarbucht leiten Helga und Gereon Verweyen das Segelzentrum Elba. In Bagnaia bieten sie den Rund-um-Service an: Sie organisieren Unterkünfte, vermieten teilweise auch selbst und führen Interessierte an den Segelsport heran. Ihre Schule liegt geschützt zwischen zwei Landzungen, die weit ins Meer hineinragen. Dazwischen tanzen in der Hochsaison Dutzende Boote auf den sanften Wellen. Die farbenfrohen Segel sind im Wind aufgebläht, viele der kleinsten Jollen haben Kinder an Bord. Sie winken aufgeregt ihren Eltern zu, die an Land zurückgeblieben sind.
Meine Schulungsgruppe steuert mit einem Beiboot die Yacht an, die uns künftige Hobbykapitäne aufnimmt. Das Kommando hat Segellehrer Andreas Lehn. Der erfahrene Skipper wird regelmäßig von Wassersportlern für Segeltörns rund um Elba gebucht und gehört zum Prüfungsausschuss des Deutschen Segler-Verbands (DSV). Das Beste an seinem Segelzentrum in der Toskana: Urlauber können Segeln lernen und die Führerscheinprüfung in Theorie und Praxis ablegen. Soweit sind wir noch nicht. Unter Lehns fachkundiger Anleitung geht es Schritt für Schritt an das Handwerk. Wir üben das Halsen und Wenden, also das Drehen des Boots mit dem Heck oder dem Bug in eine neue Fahrtrichtung. Wir setzen und bergen Segel, lernen das Ankern und Anlegen. Und natürlich das Mensch-über-Bord-Manöver. Das rettet im Ernstfall Leben.
Ein Paradies für Wanderer und Mountainbiker
Während unseres Segeltörns passieren wir idyllische Buchten. Viele sind nur über das Wasser zugänglich. Die Perspektive vom Meer aus ist grandios. Wenn ich mich nicht gerade auf den Lernstoff konzentrieren muss, lasse ich meinen Blick über die toskanische Küste schweifen. Ich blicke auf die felsige Küste und hinein ins Innere der Insel.
Hinter den Segeln unserer Yacht tauchen bewaldete Hügel auf. Sie sind durchzogen von Wegen, die für Wanderer und Mountainbiker gedacht sind. Der Monte Capanne ist bei beiden Lagern äußerst beliebt. Unter schattenspendenden Ästen von Kastanienbäumen geht es hinauf auf die höchste Erhebung der Insel. Sie verspricht ein spektakuläres Panorama. Immerhin 1019 Meter ragt der Gipfel in den Himmel. Weniger anstrengend ist die Strecke zwischen Marciana und Poggio. Mountainbiker dagegen erklimmen eher den Bergkamm des Cima del Monte oder den Monte Perone. Einige Trails werden von Nationalpark-Rangern extra freigeschnitten. Irgendwo zwischen Hügeln und Wäldern müssen auch die Familien meiner Mitschüler unterwegs sein. Während wir die Segel hissen, Manöver trainieren und Seemeilen sammeln, unternehmen ihre Kinder gemeinsam mit den Großeltern einen Trip zu den Sehenswürdigkeiten der Insel. Unter anderem wandeln sie auf den Spuren des wohl berühmtesten Franzosen schlechthin.
Kaiserliches Exil im Mittelmeer
Anfang des 19. Jahrhunderts verbrachte Napoleon Bonaparte ein knappes Jahr im Exil auf dem Eiland in der Toskana. Der französische Kaiser und Feldherr wurde auf der französischen Nachbarinsel Korsika geboren. Auf Elba zeugen neben einigen Straßennamen heute noch zwei Landsitze von seiner Anwesenheit: Sowohl die Villa San Martino als auch die Villa Mulini gleich neben der Festung von Portoferraio beherbergen inzwischen Museen. Auch die Festung mit ihren massiven Mauern ist ein beliebtes Ausflugsziel.
Aus mir unbegreiflichen Gründen hatte Napoleon die Insel schnell wieder satt. Ob er Italien einfach nicht mochte? Oder lag es daran, dass das Freizeitangebot damals nicht so umfangreich war wie heute? Der französische Feldherr hätte aber sicherlich Törns nach Korsika oder Giglio organisieren können. Heute bieten einige Bootsbesitzer Tagestouren zu den Inseln gegen eine geringe Gebühr an. Damit wollen sie einen Teil ihrer Liegekosten decken. Rund um Elba ankern ihre Yachten in Portoferrario, Marciana Marina, Marina di Campo, Porto Azzurro oder einfach in abgelegenen Buchten.
Hafen-Restaurant mit bestem Blick
Später am Tag kehren wir zum Essen ein. Im Hafen-Restaurant Ristorante Grill Bitta 20 erwarten uns bereits die Familien meiner Mitschüler. Während wir von unserem Segeltörn berichten, schiebt sich eine strahlend weiße Yacht in unser Sichtfeld. Vom Heck aus manövriert eine blonde Frau in blauen Shorts das imposante Boot ohne Probleme in das jahrhundertealten Hafenbecken. Anfängern wie mir nötigt das gelungene Manöver zwangsläufig Respekt ab. Bei mir wird es sicher noch einige Stunden auf See dauern, bis ich ohne Hilfe segeln kann und den SKS-Schein in der Tasche habe. Geschweige denn, dass ich eine solch große Yacht mit ähnlich traumwandlerischer Sicherheit beherrsche wie diese Skipperin. Aber das ist auch nicht schlimm. So habe ich immerhin einen guten Grund, immer wieder nach Italien zurückzukehren.
Mein Fazit: Elba ist ein wahres Paradies für Wassersportler und Segler. Von der Yacht aus hat man einen ganz neuen Blick auf die Schönheit der Toskana. Und wer seinen Segeltörn beendet hat, kann durch die Hügellandschaft Elbas wandern oder es sich im Restaurant gemütlich machen.