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Zum Leben erweckt: Die unglaublichen Erfindungen Leonardos

Unser Leonardo-Tag in Mailand startet im Museum Nazionale Scienza e Tecnologia Leonardo da Vinci. Die Ausstellung „Leonardo Parade“ lässt die Augen unserer Kinder strahlen: In einem schwarzen Raum steht ein riesiges Podest, beleuchtet mit hundert Birnchen, was wie ein Raumschiff aus Star Wars aussieht. Darauf ist ein Sammelsurium an Holzmodellen zu sehen, die tatsächlich alle nach den Zeichnungen Leonardos gebaut wurden. Die Sammlung ist einzigartig und wurde in den Fünfzigerjahren von einer Gruppe von Architekten, Ingenieuren und Modellbauern für das Technikmuseum realisiert. 

Zeichnungen von Leonardo da Vinci. Quelle: Photos.com

Wir können nur staunen über das unerschöpfliche Genie Leonardo da Vincis. Neben Flugmaschinen und dem ersten Tauchanzug finden wir hier auch einen tatsächlich funktionierenden Webstuhl und das Modell eines Burggrabens mit Unterwasserverteidigungssystem. Im Buchladen kaufen wir noch ein Papierbastelset der Archimedischen Schraube, bevor wir uns auf den Weg zur riesigen Burg in der Mitte der Stadt machen. 

Leonardos Wirkungsstätte in Mailand: Das Castello Sforzesco

Angrenzend an den herrlichen Sempionepark steht eine der größten Burganlagen Europas, das Castello Sforzesco. 24 Jahre lang war da Vinci hier im Dienste des Herzogs tätig. Ein guter Grund, uns die mächtige rote Backsteinanlage mit sechs Wehrtürmen genauer anzuschauen. Die vier Außenseiten, je 200 Meter lang, erscheinen uns perfekt für ein Wettrennen: Wer schafft es als erster einmal herum? Leicht aus der Puste kommen wir in die drei Innenhöfe. Auf den Bänken im Vorhof können die Kinder kurz verschnaufen, während wir überlegen, wie es hier in der Zeit Leonardos wohl ausgesehen hat. Damals lebten in der Burg rund 500 Personen und der Erfinder hatte wahrscheinlich eine kleine Werkstatt. Wir versuchen, die Kanonenlöcher im Wehrgang zu zählen und im ehemaligen Wassergraben entdecken wir sogar noch echte riesige Kanonenkugeln.

Das Castello Sforzesco mit einem Springbrunnen davor. Quelle: Westend61
Verteidigt da Vincis Burgmauern mit VR-Brille in Mailand.

Wer verteidigt die mächtigen Burgmauern?

Die Mauergänge der Burg sind eigentlich nicht zugänglich. Wir kommen aber trotzdem hin – mit einer Tour, die zwar auf Englisch ist, aber einen Heidenspaß macht und einen einmaligen Blick auf die Stadt bietet. Das Highlight schlechthin kommt aber am Ende der Tour. Der große Raum, in dem wir uns befinden, ist relativ kahl. Aber kaum haben wir die Virtual-Reality-Brillen aufgesetzt, sind wir mittelalterliche Bogenschützen, die zwischen den Zinnen stehend ihre Burg verteidigen. Sowohl für uns als auch für die Kinder ist es das erste Mal, dass wir eine VR-Brille tragen. Das Castello Sforzesco erwacht vor unseren Augen in seiner alten Pracht zum Leben. Die beiden Steuerungselemente in unseren Händen bilden den Pfeil und Bogen, mit dem wir die Angreifer abwehren. Die reale Umgebung der Burg und die Illusion des Spiels verschmelzen vor unseren Augen. Ein Spaß, nach dem man fast süchtig werden kann! 

Tipp

Die VR-Tour sollte vor dem Besuch der Burg online gebucht werden. Kinder können ab zehn Jahren teilnehmen.

Wer auf Illusionsmalerei steht, wird Leonardo da Vincis letztes Mailänder Werk lieben. Im Mai 2019 wird der frisch renovierte Sala delle Asse der Burg wiedereröffnet, in dem Kinder und ihre Eltern sich in einem Indoor-Garten aus der Hand des Künstlers wiederfinden. Der Maler hat es geschafft, was außen war, nach innen zu holen, indem er Bäume aus der Wand in die Decke wachsen ließ und so ein grünes, begehbares Wäldchen geschaffen hat, in dem es niemals regnen wird. Ein 3-D-Gemälde mit Spaßfaktor

Kleine Verschnaufpause bei leckerer Pasta und gutem Wein

Gegenüber des Klosters Santa Maria delle Grazie, in dem „Das Abendmahl“ den ehemaligen Speisesaal schmückt, finden wir die kleine Restaurantbar La vigna di Leonardo. Der Nachwuchs freut sich auf einen Teller dampfende, italienische Pasta und wir auf ein Glas echten Weißwein von Leonardo. Tatsächlich steht nämlich neben dem Kloster im ehemaligen Garten der Adelsfamilie Atellani ein kleiner Weinberg. Diesen hatte Leonardo während der vielen Jahre, die er am Abendmahl-Bild arbeitete, selbst angebaut. In dieser Zeit wohnte dieser außergewöhnlich begabte Mensch sogar im Haus der Familie.

Eine Frau isst Pasta mit Tomatensauce. Quelle: Lina Bruins

Nun sind wir doch sehr neugierig geworden und wollen unbedingt den Weinberg sehen. Mit deutschsprachigen Audioguides können wir in aller Ruhe die beiden verwunschenen Innenhöfe, das Haus, den Garten und den kleinen Weinberg erkunden. Das Haus ist noch fast genau so eingerichtet, wie es seine letzten Bewohner hinterlassen haben. Und wenn man auf den alten Sesseln Platz nimmt, fühlt man sich fast wie zu Hause. Die Kinder haben einen Riesenspaß mit der kuscheligen, schwarz-orange-getigerten Katze im Garten. 

Unser Fazit: Geschichte lässt sich in Mailand spielerisch erleben. Das universelle Werk Leonardo da Vincis zeigt unseren Kindern im Familienurlaub, dass man sich auf vielen Interessengebieten gleichzeitig austoben kann. 

Heike Britt Aunap

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