Kinder-Abenteuer historische Straßenbahn: Durch Göteborg nach Liseberg
Originalgetreue Zeitreise in die 20er Jahre
„Kling“. Die Fahrt mit der Lisebergslinjen in Göteborg beginnt wenig spektakulär. Ein einzelnes scharfes Läuten zeigt uns an, dass unser kleines Abenteuer losgeht. Nur eine Viertelstunde dauert die Tour mit der alten Straßenbahn von 1923 vom Göteborger Hauptbahnhof bis zum Vergnügungspark Liseberg. Die Augen des sechsjährigen Sohns meiner Freunde aus Schweden leuchten, denn er hat gerade beim Schaffner unsere Tickets gelöst. Er selbst fährt gratis, denn für Steppkes unter Sieben kostet die Fahrt nichts. Der Kontrolleur trägt eine historische schwedische Uniform einschließlich flotter weißer Schirmmütze. Die leiht er gerne an Kinder aus. „Zu groß“, stellt der Vater lachend fest, als unserem Kleinen die Kopfbedeckung über die Ohren rutscht. Die Tickets habe ich als Souvenir in die Handtasche gesteckt, denn die sehen immer noch so aus wie damals, als die blaue Tram in Betrieb ging. Alles originalgetreu – nur der Preis ist der heutigen Zeit angepasst.
Meeresgott mit Fisch – Sightseeing in der City
Die Lisebergbanan rattert quietschend durch die City von Göteborg und damit an den größten Sehenswürdigkeiten vorbei. Bald schon passieren wir bei unserer Stadtrundfahrt den Brunnsparken. Meine Freunde zeigen durchs offene Fenster auf die Statue am Rande des Parks. „Da ist Johanna“, erklären sie. Als ich fragend schaue, erklären sie mir, dass die älteste Frauenstatue Göteborgs 1883 am Tag der heiligen Johanna aufgestellt wurde und seither diesen Spitznamen trägt. „Poseidon heißt aber wirklich so“, lacht meine Freundin und verweist auf die Statue, die am Ende der Kungsportsavenyn, der Hauptstraße Göteborgs, steht. Der nackte Meeresgott mit einem Fisch in der einen und einer Muschel in der anderen Hand ist Liebling der Göteborger und die größte Sehenswürdigkeit ihrer Stadt.
Im Fahrerstand der Straßenbahn
Und was macht das Kind spannendes? Das wird während unserer Tour höchstpersönlich vom Schaffner betreut. Denn der begleitet den kleinen Mann nach vorn zum Fahrerstand, wo er zuschaut, wie man die Bahn um die Kurven lenkt. Was der Junge noch nicht weiß: Später am Tag darf er sich sogar selbst hinters Steuer einer Straßenbahn setzen. Göteborg ist trotz seiner 570.000 Einwohner eine kompakte Stadt und so hat selbst die ruckelnde Seniorin auf Schienen den Weg hinaus nach Liseberg in nur 15 Minuten zurücklegt. Vor den Eingangstoren des größten Freizeitsparks Schwedens stehen die Menschen Schlange und deswegen machen wir noch einen Abstecher zu den Gothia Towers auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Sightseeing Aussicht in den Gothia Towers
Wir fahren mit dem Lift hinauf ins oberste Stockwerk und genießen die weite Aussicht über die Stadt. Wären wir ohne Kind, dann würde wir hier oben gerne noch einige Stunden verbringen. Dort oben im Turm befindet sich nämlich auch ein luxuriöser Wellnesstempel. Im gläsernen Pool im 20. Stock, von dem aus man durch den Boden und die Seitenwände hinab auf Straße und hinüber zum Liseberg Park schauen kann, würden wir alle gerne schwimmen.
Achterbahn ins Vergnügen
Doch versprochen ist versprochen. Nachdem für die ganze Familie heute Liseberg auf dem Programm steht, reihen wir uns unten vor dem Kassenhäuschen in die inzwischen deutlich kürzere Schlange ein. Bald haben wir unsere Tickets in der Hand. Ich habe mir nur eine reine Eintrittskarte gekauft, mit der ich in den Park hinein darf, bei den Fahrgeschäften aber Zuschauer bleibe. Während meine Freunde mit ihrem Kind von Attraktion zu Attraktion pilgern, mache ich es mir in einem der vielen Cafés des Parks gemütlich. Als später am Tag die jungen Eltern eine Abenteuerrunde auf der Helix, einer der größten Achterbahnen der Welt, drehen, bin ich mit ihrem Sohn auf dem riesigen Spielplatz unterwegs. Um die Turbofahrt auf der Helix anzutreten, ist er nämlich zu klein. Da dürfen nur die wirklich großen Kinder drauf. Doch der Sohn meiner Freunde lässt sich schnell trösten. Jetzt steht nämlich noch eine tolle Überraschung an. Nach dem Besuch des Vergnügungsparks machen wir noch einen Abstecher ins Straßenbahnmuseum, wo Kinder in einem Simulator selbst eine Bahn steuern können.
Mein Fazit: Ein rundum gelungener Ausflug für kleine Eisenbahnliebhaber mit einem Freizeitpark als i-Tüpfelchen – Zeitreisen kann so einfach sein!