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Per Schiff zum Fischerdorf

Bei der schaukeligen Boots-Überfahrt von Porto (Abfahrt westliche Uferzone) zum Hafen von Afurada fängt das Abenteuer schon an. Ich darf die zwei Kinder meiner frisch nach Porto gezogenen Freundin bespaßen und habe mir ein Programm abseits des Stadttrubels ausgedacht. Das altmodische ehemalige Fischerboot Flor do Gás transportiert Tagesbesucher, Fahrräder, manchmal auch Fischer. Gleich beim Anlegen in Afurada tun sich die typisch portugiesischen Kontraste auf: der schicke Jachthafen Douro Marina und die gefliesten, altmodischen Häuschen von São Pedro de Afurada, die sich hinter dem Hafen den Hang hochziehen.

Blick durch das Kapitänsfenster eines kleinen Bootes mit dem Steuerrad im Vordergrund. Quelle: Michael Moeller

Erstmal was essen! Auf ins Fischrestaurant

Kaum haben wir den Jachthafen verlassen, fällt uns gleich etwas auf: Hier flattert die frisch gewaschene Wäsche auf staksigen Gestellen, die an Tipizelte erinnern – ein Markenzeichen des Fischerdorfes. Die öffentlichen Waschtröge werden auch immer noch gemeinschaftlich genutzt. Nebenan ein kleiner Spielplatz, der von den Kids natürlich sofort angesteuert wird. Während die Kinder toben, beobachte ich das Treiben, denn in Portugal findet das Leben ja viel mehr auf der Straße statt: Kinder laufen umher, die älteren Nachbarn unterhalten sich vor den Hauseingängen. Im Sommer brutzeln Sardinen auf kleinen Grills vor der Tür. Die Portugiesen lieben Kinder (crianças) – auch wenn sie in der europäischen Geburtenstatistik immer noch stark hinterherhinken.

Vier kross gebackene Fische liegen auf einem silbernen Tablett. Quelle: Michael Moeller

Nun haben wir Hunger und in Afurada drängt sich praktischerweise ein Restaurant an das andere. Eines der authentischsten ist das Café Vapor: Hier genießen wir fangfrischen Fisch und die Gesellschaft einheimischer Portugiesen. Fischunbegeisterte Kinder oder Vegetarier bestellen Oliven, Käse, Ofenkartoffeln und grüne Paprika.

Mit den Kids auf maritimer Erkundungstour

Beim Bummel durch die Gassen tauchen wir ins authentische Dorfleben ein. Die Hausfassaden wirken zwar nicht so malerisch wie in der Altstadt Portos, aber die Azulejos tun ihren Job: sie halten die Salzluft aus und lassen Raum für persönliche Gestaltung. Beim Schlendern durchs Fischerdorf kann ich die bemalten Kacheln prima miteinbeziehen: Seht ihr die Fische im Gemeindewappen? Warum sind da gekreuzte Schlüssel zu sehen? Guckt mal, bemerkt ihr da oben die gekreuzten deutsch-portugiesischen Flaggen an der Hauswand? Ob der Bewohner wohl mal in Deutschland gelebt hat? Tatsächlich gab es viel Emigration aus dem Fischerdorf zur deutschen und holländischen Handelsmarine.

Drei bunte Handtücher hängen an einer Wäscheleine vor blau-weißen Wandfliesen. Quelle: Michael Moeller

São Pedro, Schutzpatron der Fischer, ist natürlich überall zu sehen – ihm ist auch die bescheidene funktionalistische Kirche entlang der Straße am Ufer gewidmet. Sie ersetzte in den Fünfzigerjahren einen Vorgängerbau, den ein Hochwasser weggerissen hatte. Ein fester Glaube gehört zu jeder Fischerkultur dazu. Man findet oft die Fatima-Madonna oder die Schutzheilige Portugals, Unsere Liebe Frau der Unbefleckten Empfängnis, aber auch einen Balkon mit Fußball-Memorabilia in Fischernetzen oder kitschige blaue FC-Porto-Drachenfiguren als Wächter eines Hauseingangs.

Erlebt als Familie Fischfang und maritimes Leben in der Nähe von Porto.

Ein vollgepacktes Lagerhaus: Muscheln, Netze, bunte Boote

Im Centro Interpretativo, das sich in einem ehemaligen Lagerhaus befindet (Eintritt ist gratis), staunen die Kinder über die endlosen Knoten in den Fischernetzen, die alle handgemacht wurden. Bunt bemalte Boxen dienten für das Picknick auf dem Meer. Ah, und so waren die Fischer früher angezogen? Ganz schick eigentlich! In einer Vitrine gleich beim Eingang liegt hölzernes Spielzeug aus: Kreisel, Vogelschleudern, ein Motorrad. Das Obergeschoss zeigt bunte Schiffsmodelle und Muscheln. Hier kann man sich so richtig austoben und maritime Dekoration, alte Fischernetze und andere spannende Dinge, die das Leben am Meer illustrieren, bewundern.

Safari auf Portugiesisch

Direkt angrenzend, in Richtung Douro-Flussmündung, liegt Portos top Naturschutzgebiet, die Reserva Natural Local do Estuário do Douro, der beste Ort zur urbanen Naturbeobachtung mit Kids. In 60 Hektar Schilf, Sumpf und Gewässer verstecken sich über 2.000 Tierarten, unter anderem Eisvögel, Kormorane, Reiher … Die Hardcore-Vogelbeobachter in den hölzernen Beobachtungshütten lassen uns gern mal durchs Teleskop schauen. Ob wir es schaffen, die Iberische Smaragdeidechse mit ihrem leuchtend blauen Kopf zu finden? Tipp: In Sommernächten geht es auf geführte Glühwürmchenjagd (Achtung, schnell anmelden!).

Eine Holzbank steht auf einer Veranda am Strand im Sonnenuntergang. Quelle: Miguel Oliveira

Strand, Unterwasserwelt und zum Abschluss ein Eis

Wir haben tatsächlich noch Zeit und Lust auf weitere Entdeckungen. Am Douro-Marina-Jachthafen leihen wir uns Räder und fahren Richtung Espinho, 15 Kilometer entfernt. Auf dem Weg, in Aguda, liegt ein herziges altmodisches Aquarium (viel billiger als das Sea Life in Porto). Nach einem kurzen Besuch bei den Meerestieren geht es weiter zur berühmten sechseckigen Strandkirche Senhor da Pedra. Sie ist besonders schön im späten Nachmittagslicht. Im Strandcafé gibt es das wohlverdiente Eis und wir schicken der Mama ein paar schöne Bilder von unserem erlebnisreichen Tag. Das machen wir bald wieder!

Zwei gefüllte Weißweingläser stehen auf einem Holztisch mit blauer Tischdecke. Quelle: Magdalena Paluchowska / Alamy Stock Photo, Magdalena Paluchowska / Alamy St

Mein Fazit: Ein Familienausflug nach Afurada ist eine tolle Möglichkeit, das traditionelle Alltagsleben der Portuenser zu erleben. Bei den bunten Häusern, dem schön aufbereiteten Museum, familienfreundlichen Fischrestaurants und Entdeckungstouren in der Natur hat Langeweile keine Chance.

Kathleen Becker

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