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Von der Kuh zum Käse – Kälber streicheln inklusive

Mein zehnjähriger Neffe liebt die Sonne und das Meer. Da gibt es für den Urlaub nur eine Destination: Menorca. Gut, dass wir außerdem ganz verrückt nach Käse sind, denn Mallorcas kleine Schwester ist eine wahre Käseinsel. Die Inselspezialität ist der eckige Queso de Mahón-Menorca – und genau den wollen wir im Urlaub probieren. Doch nicht nur das. Auf dem Bauernhof Son Piris, mitten auf dem Land zwischen Cuitadella und der Traumbucht Turqueta im Westen von Menorca, können Kinder bei David Pons und seiner Frau Martina aus erster Hand lernen, Käse selber zu machen. Und zwar auf die traditionelle Art. Die Zutaten: Milch und Lab. Milchsäurebakterien kommen bei dem Hartkäse nicht zum Einsatz.

Ein Kind füttert eine Kuh mit Heu. Quelle: Cavan Images

Bevor es los geht, zeigt David uns erst einmal seine vierzig Kühe. Schließlich sollen seine kleinen Besucher wissen, wo die frische Milch herkommt. „Diese Kühe geben besonders viel Milch", sagt der Mann, der mit Freude die Landwirtschaft betreibt. Nun ist Kälbchen streicheln angesagt. Mein Neffe ist begeistert. „Die sind so lieb", ruft er, als er sanft die schwarze Nase eines Jungtieres krault. Und ist kaum wieder aus dem Stall herauszubekommen.

Käse selber machen: An die Masse, fertig, los!

Dabei geht es für die Kinder jetzt ans Käsemachen. Unter freiem Himmel! David holt die schon eingedickte Milch. Sie befindet sich in Baumwolltüchern, die mit einer Kordel zugebunden sind. Die Bündel mit der Käsemasse legt er auf einen großen Holztisch. Jetzt sind mein Neffe und die anderen aus der Fünfer-Gruppe dran, die heute bei der zweistündigen Tour von der Partie sind. Also: Hände waschen, Käppi auf den Kopf, Schürze um den Bauch binden und den ersten, eigenen Käse aus Rohmilch fertigen. Die Kinder versuchen, die fluffige Masse im Stoff mit ihren kleinen Händen in Form zu bringen. Sie drücken und pressen bis Molke herausfließt. „Gar nicht so einfach“, meint mein Neffe. Doch alle bekommen es hin. Mehr oder weniger. Nur mit dem Probieren des selbst gemachten Käses müssen die Kinder noch warten. Denn jetzt werden die Laibe erst einmal in Salzlake getaucht. Dann muss der Hartkäse mindestens zwei Monate lang reifen. Wer Lust hat, einmal bei dem Spaß für die ganze Familie dabei zu sein: Die Besuche organisiert die Bauernvereinigung der Insel.

Herstellung eines großen Käselaibes. Quelle: foodcollection

Wie auf Menorca aus frischer Milch Käse wird

Und weil wir schon auf Käsetour sind, machen wir uns auf zum 25 Kilometer entfernten Anwesen Hort Sant Patrici in Ferreries. Dort gibt es neben der Käseherstellung, die man vormittags beobachten kann, ein Museum mit originellen Gerätschaften aus der Käseproduktion. Darunter sind alte Pressen und Käseformen, Eimer und Schemel, auf denen einst die Melker neben den Kühen hockten. Alle Exponate sind auch auf Deutsch beschriftet. Und: Durch eine große Glasscheibe inmitten der Ausstellung blicken wir in den Reiferaum. Dort warten die fertigen Käse einträchtig, wie die Hühner auf der Stange, bis sie genau den Geschmack haben, der sie so köstlich macht. Ideal für Familien: Zu dem Hof gehört ein riesiger mediterraner Skulpturen-Garten zum Herumtollen – und eine Bodega samt Weinverkostung für die Erwachsenen. Mit einer Auswahl verschiedener Käsesorten dazu, versteht sich. 

Mit der Familie auf Menorca Käse-Spezialitäten selber machen.

Inselurlaub mit Kindern mal ganz anders

Doch uns zieht es noch weiter zu einer anderen, märchenhaften Finca: nach Binillubet nahe Es Mercadal. Es liegt nur rund zehn Minuten mit dem Auto von Ferreries. Auch auf diesem Hof wird Milchwirtschaft betrieben. Wir dürfen gleich beim Melken zugucken. Anschließend testen wir die verschiedenen Käsesorten, die Bauer Pedro Marques nach altem Rezept herstellt. Die Käsesorten schmecken ganz unterschiedlich. Mal mild, mal herzhaft, mal kräftig-würzig. Je nach Reifealter. Tierno, semicurado und curado nennen die Menorquiner die Sorten. Woher dieser Geschmack kommt? Unter anderem vom Futter für die Tiere. Vom Gras und den Kräutern, die von salziger Meeresluft gestreichelt werden. Falls die Kinder der Familie den Hartkäse nicht mögen: Es gibt auch frische Milch und selbst gemachten Joghurt. 

Nahaufnahme verschiedenster aufgeschnittener Käsesorten. Quelle: Dani Garcia / Alamy

Käse als typisch spanische Tapas in der Markthalle von Mahón

Mein Neffe und ich – wie andere Familien auch – können im Urlaub vom Käse gar nicht genug bekommen. Also stürzen wir uns am nächsten Tag in den Trubel der Markthalle von Máhon, in den Mercat des Peix. An den Gastro-Ständen gibt es ganze Teller mit Schnittkäse. Was zeigt: Guter Käse gehört nun einmal zu Menorca, wie das Wasser, die Strände und Badebuchten. Und wer Lust auf andere typisch, menorquinische Speisen hat, findet auch Kroketten, Schinken, Gambas, Tintenfisch und Tortilla …

Das Eingangstor einer Markthalle auf Menorca. Quelle: Calix / Alamy

Unser Fazit: Für Dreikäsehochs und andere Kinder ist ein Urlaub auf Menorca ein Riesenspaß.

Kirsten Lehmkuhl

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