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Ein Hauch von Schadenfreude zur Erfrischung

Wie die Hühner auf der Stange sitzen zehn Jugendliche in Badehose oder Bikini auf dem Brückengeländer, keine zehn Minuten zu Fuß von der Straßenbahnhaltestelle Großhesseloher Brücke. Was die vorhaben? Beim Blick den Kanal aufwärts wird mir und meiner Familie klar, was los ist. In kurzen Abständen kommen Flöße an. Und immer wenn eine Floßfahrt, die mit rund fünfzig Gästen plus Band besetzt ist, unter der Brücke hindurch treibt, lassen sich die Teenager ins Wasser plumpsen. Am besten mit Wumms, um möglichst viele Leute zu erwischen. Da die Floßgesellschaften aus Wolfratshausen kommen und schon ein paar Stunden Sonne abbekommen haben, machen sie das Spielchen in der Regel gerne mit. Kreischen, kichern, lachen. Kurz: Es machen sich alle nass vor Vergnügen. Welch ein schöner Start für den Familienurlaub in München.

Blick über die Isarauen von München bei blauem Himmel. Quelle: THIEN HUA

Befreit aus dem Betonkorsett: Die Isarauen warten

Wo wir gerade bei Vergnügen sind. Das herrscht ein paar Meter weiter an der eigentlichen Isar erst recht. An der Großhesseloher Brücke selber, die sich stattlich über das Tal spannt und Züge, Radfahrer und Fußgänger von Harlaching nach Großhesselohe bringt, beginnt Münchens schönste natürliche Badestelle: die sich Richtung Norden ausbreitenden Isarauen. Seit der Fluss vor Jahren aus seinem Betonkorsett entlassen und naturnah gestaltet wurde, gibt es kein Halten mehr. Das seichte Flussbett aus Kies- und Wiesenstücken eignet sich ideal, um uns mit unseren Kleinen vorzutasten. Anschließend picknicken wir am Ufer unter der Münchner Sommersonne.

Tipp

An kalten Tagen empfiehlt sich als Badealternative das Müllersche Volksbad in Jugendstil-Architektur mit gewölbten Schwimmhallen und gekachelten Saunaräumen.

An einem sonnigen Herbsttag sonnen sich Besucher im Englischen Garten München am Wasser. Quelle: Sina

„Hitzefrei"-Eis im Bilderbuchcafé

Wo kommen all die Menschen mit dem Eis her? Von „Ronnie’s Kiosk“. Und schon flitzen die Kleinen in Richtung Theke, um ihr eigenes Exemplar zu ergattern. Der gebürtige Ire, nach dem der Kiosk benannt ist, bietet sogar selbst gemachtes Eis mit lustigen Namen wie „Hitzefrei“ an. Während der Nachwuchs auswählt, kommen wir mit einem netten Pärchen ins Gespräch: „Wenn ihr nicht nur Eis-, sondern auch Kuchenfans seid, dann schaut unbedingt auch noch beim Isarfräulein vorbei. Die paar Gehminuten bergauf lohnen sich!“, empfehlen sie. Gesagt, getan. Kurze Zeit später stehen wir vor einem Café wie aus dem Bilderbuch: handgeschriebene Speisetafeln und Spruchkarten, selbst gemachte Kuchen und Limos, die in Liegestühlen, auf Holzschemeln oder Fellbänken verzehrt werden können. Bestellen muss man an einem Fenster, wo uns eine junge Frau anlacht. „Wenn alles fertig ist, rufen wir euch!“, sagt sie und drückt mir einen nummerierten Bierdeckel in die Hand. Drei Minuten später holen wir ein Stück frischen Zwetschgen-Kuchen, einmal Himbeertorte und dazu einen Holunder-Zitrone-Eistee ab, alles hausgemacht. Die Kinder bekommen große Augen. Bei dem Anblick haben sie gleich schon wieder vergessen, dass es gerade erst Eis gab.

Eine Frau hält eine Waffel mit einer Kugel mintfarbenen und einer Kugel pinkfarbenen Eis. Quelle: mikejonesberlin
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Anfänger über Board auf der Isar

Frisch gestärkt geht es ins Tal zu den dort parkenden Leihrädern und via Radweg zum Ländkanal. Hier tummeln sich gerade einige Kajakfahrer, die Eskimorollen üben. Respekt! Ähnlich viel los ist an der stehenden Welle an der Floßlände. Dort stehen in Reih und Glied die Surfer und warten, bis sie dran sind. Im Gegensatz zur berühmten Eisbachwelle geht es hier schneller: die meisten sind Anfänger und nach ein paar Schwüngen im Wasser! Wir schauen uns das feucht-fröhliche Treiben an und kommen dabei auf der Wiese nebenan mit einer Familie ins Gespräch. Sie erzählen, dass sie heute im Freibad Maria-Einsiedel waren. Ihr Fazit: „Das schönste Freibad, das wir kennen. Weil es mitten im Grünen liegt und man sich im dort durchfließenden Kanal treiben lassen kann!“ Das kommt auf unsere Liste für den nächsten Familienurlaub in München.

Im Münchner Ländkanal üben Kajakfahrer bei gutem Wetter Eskimorollen. Quelle: Nadim Merrikh

Entschleunigung am Flaucher erleben

Der beliebteste Ort Münchens zum Sich-Treiben-Lassen in der Isar liegt nur wenige Meter weiter nördlich, gleich jenseits der Tierparkbrücke: der Flaucher. Als wir uns ihm nähern, hören wir Musik, Stimmengewirr, Gläserklirren. Grillduft liegt in der Luft. Was macht den Münchner Flaucher so besonders? Die Fluss-Nebenärmchen der Isar, Kies-Inselchen und Nischen, die sich leicht vom Ufer und via XL-Holzsteg erreichen lassen. Unsere Kids lassen Steine flippen, Jogger ihren Puls steigen und die Anhänger der Freikörperkultur die Hüllen fallen.

Erst kicken, dann Brezen

Auf der Riesenwiese gegenüber dem Flaucher-Biergarten stehen Volleyball und Fußball hoch im Kurs. Die Kinder sind heute unermüdlich und so kicken wir spontan eine Runde mit und freuen uns danach auf Riesenbrezen, Obatzda und Radlermaß. Geht’s schöner? Die Kleinen meinen: „Ja, auf dem Spielplatz nebenan!“ Wobei unser Tischnachbar meint: „Gleich bei der nächsten Brücke befindet sich ein Fitness-Parcours mitten in schönster Wald- und Wiesenlage. Auch für die Eltern zum Kalorienabbau nicht schlecht!“ Er lacht und deutet auf meine Radlermaß. Danke für den Tipp, aber unser nächster Stopp an der Isar heißt „Kulturstrand“. Auf der Isarinsel entsteht in den Sommermonaten Münchens Relaxareal, inklusive Bühne für Musik-Acts und Filmscreenings. Ein spezielles Kinderprogramm gibt es ebenfalls. Hier lassen wir unseren Tag an der Isar in gemütlicher Atmosphäre ausklingen.

Unser Fazit: Einen Fluss als Reiseführer nutzen! Dann klappt der perfekte Ausflug mit Kindern, beim Familienurlaub in München.

Christian Haas

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